Ein Buch für heute und die Nachwelt

  26.09.2022 Kultur, Kultur, Gstaad, Saanen

Im voll besetzten Saal des Hotels Landhaus Saanen stellte Urs Bach am letzten Freitag sein Buch «Halt Polizei!» vor. Die Vernissage war ebenso unterhaltsam wie es das Buch selbst zu sein verspricht.

JENNY STERCHI
«Du musst unbedingt ein Buch darüber schreiben», so lautete die Aufforderung von Dr. Walter Raaflaub an seinen ehemaligen Grundschüler Urs Bach, nachdem dieser bereits einige seiner Erlebnisse aus seiner Polizeikarriere zu Papier gebracht hatte.

Erlebnisse konserviert
Wieso er sie aufgeschrieben hatte und warum es nun ein ganzes Buch voller lustiger, tragischer und spannender Episoden aus seiner Zeit als Landjäger gibt, beantwortete Bach an diesem Abend zu Beginn seiner Lesung: «Ich dachte mir, wenn ich die Erlebnisse nicht aufschreibe, dann nehme ich sie mit mir, wenn ich von der Welt verschwinde.» Mit dem Buch aber ist es ihm gelungen, die vergangenen Zeiten, sein Berufsleben und den Alltag von damals zu beschreiben. Ein vom alt Bundesrat Kaspar Villiger offerierter Kaffee findet sich ebenso darin wie vermeintlich prügelnde Emmentaler oder eine Würgeschlange in einer Studiowohnung. An der Vernissage, die von Verleger Frank Müller moderiert und von der Kapelle Andreas Kolly musikalisch umrahmt wurde, weckte der Autor mit kurzen Einblicken und offenen Anekdoten pure Neugier.

Ein Polizist ohne Handy
In dieser 144-seitigen Neuerscheinung erfahren die Leserin und der Leser vom Polizistendasein in Tagen ohne Funkgerät und Mobiltelefon.

Vielmehr waren die Absprachen mit seiner Frau Berti, die ihn auch am Freitagabend unterstützte, der Schlüssel zum Berufserfolg. «Berti wusste, worauf sie sich einliess», versicherte Urs Bach gegenüber dem Publikum. «Ich habe ihr von meinen Plänen, Polizist zu werden, erzählt und sie hat eingewilligt.» Das bedeutete für sie, dass sie den Telefondienst auf dem Polizeiposten übernahm, ein Tuch zum Fenster hinaushängte, wenn sein Einsatz gefragt, er aber gerade unterwegs war, und sie lernte, Bürgerinnen und Bürger in Empfang zu nehmen. Für ihn bedeutete es, sich an die abgemachten Stationen auf seinen Patrouillenfahrten zu halten. Meist waren das Gemeindeverwaltungen und Restaurants, denn diese verfügten damals über ein Telefon. So wusste Berti im Fall eines Einsatzes, wo sie ihn als Nächstes erreichen konnte.

Datenschutz kein Problem
In einem Interview, das von Dr. Walter Raaflaub geführt wurde, erfuhr das Publikum einiges über die Entstehung des Buches. Dr. Raaflaub, der als Lektor eine nicht ganz unwesentliche Rolle bei der Entstehung des Buches eingenommen hatte, fragte nach dem Polizeigeheimnis, nach dem Umgang mit einschneidenden Erlebnissen als Polizist und nach den Auswirkungen des Ruhestandes. Seine anschaulichen, hier und da gewitzten Antworten steigerten die Neugier der Anwesenden auf den Inhalt des Buches. «Ich mochte meinen Beruf sehr, konnte aber sehr gut mit dem Ruhestand umgehen», gab Urs Bach zur Antwort. Datenschutz und Polizeigeheimnis habe er immer beachtet, aber schwierige Erlebnisse daheim «abladen» zu dürfen, war wichtig. «Das ging auch sehr gut, ohne Namen zu nennen», versicherte er. Und wie ist es mit dem Datenschutz im Buch? «Es hat mich sehr gefreut, dass ich die echten Namen einiger der Personen, die mir während meiner Zeit als Polizist begegnet sind, im Buch erwähnen durfte. Bei den übrigen sind die Namen fiktiv.» Er entdecke sogar im Publikum ein paar Gesichter, die in «Halt Polizei!» einen Platz gefunden haben. Da erstaunte es nicht, dass die Schlange am Büchertisch lang und das Interesse an einer Autorenwidmung enorm gross waren.

Das im Verlag Müller Medien AG erschienene Buch ist unter ISBN978-3-907041-84-0 bestellbar


ZUR PERSON

Urs Bach kam 1950 zur Welt und wuchs im Grund bei Gstaad auf. Er musste sich gesundheitsbedingt gegen die Übernahme der elterlichen Bäckerei entscheiden. Stattdessen lernte er den Beruf des Buchhalters, bevor er sich für die Polizeiausbildung entschied. Im Laufe seiner Berufskarriere im Polizeidienst war er Einzelposteninhaber, Wachtchef und schliesslich Bezirkschef einer kleineren Sektion. Nach seiner Pensionierung verfasste er Lokalberichte für den «Berner Oberländer» und stellte sich für diverse Funktionen in Vereinen zur Verfügung, bevor er sich mit dem Schreiben des besagten Buches beschäftigte.


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