Vom Schweizermeistertitel zur Weltgymnaestrada

  29.09.2022 Sport, Interview, Gstaad

Jana von Grünigen aus Saanen hat vor einiger Zeit das Saanenland verlassen und wohnt nun in Wettingen. Die aktive Turnerin, Mitglied beim TV Wettingen, schliesst die Saison mit zwei Schweizermeistertiteln im Vereinsturnen ab – Titel Nummer 49 und 50 in der Vereinsgeschichte. Die Programme am Boden, am Sprung und an den Ringen präsentierte das Turnteam vor vier Monaten zum ersten Mal.

JENNY STERCHI

Jana von Grünigen, Sie sind seit einiger Zeit Mitglied des TV Wettingen. Wie lange haben Sie mit den neuen Wettinger Vereinskolleginnen und -kollegen trainiert?
Ich war ein Jahr jeweils nur am Dienstag in Wettingen im Training, da ich die andere Wochenhälfte in Gstaad gearbeitet habe. So konnte ich mich schrittweise an den neuen Verein gewöhnen. Ab Juli 2021 trainierte ich regelmässig mit dem Turnverein Wettingen. Wir haben immer dienstags und freitags Training von 18.30 bis 22 Uhr. Zuerst ist das Training im Einzelgeräteturnen und ab 20.15 Uhr im Vereinsgeräteturnen (VGT). In den Wochen vor den Turnfesten und der Schweizermeisterschaft haben wir zusätzlich noch an den Wochenenden trainiert.

Welche Disziplinen wurden an den Schweizermeisterschaften im Vereinsturnen in Zug Anfang September geturnt?
An folgenden Geräten konnten Vereine ihre Programme zeigen: Reck, Boden, Schaukelring, Sprung und Barren. Es gab aber auch diverse Gymnastikdisziplinen sowie Rhönrad, da kenne ich mich aber nicht so gut aus.

Waren Vereine aus der ganzen Schweiz angetreten?
Ja, richtig. Aus dem Tessin und Graubünden und vom Genfersee waren zahlreiche Vereine vertreten. Mein Grossvater hat sogar eine Statistik dazu erstellt (schmunzelt).

Haben Sie mit dem Verein die Schweizermeistertitel im Vereinsturnen oder in Einzelwettkämpfen «abgeräumt»? Und in welcher Disziplin hat der Verein gewonnen?
Die Schweizermeisterschaft im Einzelgeräteturnen findet jeweils erst im November statt. Wir haben im Vereinsturnen tatsächlich «abgeräumt» (lacht). Im Sprung und an den Schaukelringen haben wir den Schweizermeistertitel gewonnen. Wir waren sehr nervös vor der Rangverkündigung, da es wirklich unglaublich eng wurde. An den Schaukelringen haben wir die gleiche Note erhalten wie der Turnverein Glarus, somit wurden wir beide Schweizermeister. Am Sprung betrug unser Vorsprung nur gerade ein Hundertstel, auch Rang 2 und 3 unterschieden sich nur durch eine Hundertstelsekunde. Hätten wir also nur drei Hundertstel weniger erreicht, wären wir nicht einmal auf dem Podest gestanden. Umso glücklicher waren wir, als es dennoch für zwei Titel reichte.

Wie unterscheidet sich das Training beim TV Wettingen verglichen mit dem TV Saanen-Gstaad?
Das ist eine Frage, die mir viele stellen. Sie ist auch schwierig zu beantworten für mich. Viele denken, dass wir in Wettingen unglaublich viel trainieren. Das ist eigentlich nicht ganz richtig. Da wir im Vereinsturnen in drei Disziplinen antreten – Boden, Schaukelring und Sprung –, haben wir pro Gerät nur 25 Minuten Training pro Abend. Ich denke, es ist mehr die Art des Trainings, welche den Unterschied macht. Wir erhalten viel Druck von unserem Leiterteam. Wird die Leistung bei jeder der Übungen nicht erbracht, erhält man direkt ein Feedback. Wir haben grundsätzlich keine Zeit, während des VGT-Trainings die Elemente noch zu üben. Pro Gerät bleiben drei Minuten Zeit zum Einturnen, danach gibt es zwei Programmdurchläufe und schon wechseln wir zum nächsten Gerät. Es wird vorausgesetzt, dass alle Elemente sitzen und nicht mehr an der Einzelausführung gearbeitet werden muss. Zudem ist es für mich ein ganz anderes Training, da ich weiss, welche Ambitionen der Turnverein Wettingen hat.

Sie sind im OK für den Getu-Cup. Für wen wird dann Ihr Fanherz schlagen?
Natürlich für Gstaad! Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen und die Vereinsmitglieder vom TV Saanen-Gstaad zu sehen. Ich finde es super, dass viele junge Turner:innen vom TV Saanen-Gstaad am Getu-Cup teilnehmen, wo ich sie sicherlich anfeuern werde. Ich werde aber ebenso für die Wettinger «fanen», denn durch die intensive Zeit ist mir auch dieser Verein ans Herz gewachsen.

Ich habe gelesen, dass die Saison im Vereinsturnen jetzt zu Ende ist. An welchen anderen Wettkämpfen des Vereinsturnens während des Jahres sind Sie mit dem TV Wettingen gestartet?
Richtig, endlich eine kleine Pause! In diesem Jahr haben wir keine Wettkämpfe im Vereinsturnen mehr. Wir trainieren aber zusammen mit dem Turnverein Luzern für einen Showauftritt. Wir haben dafür ein speziell angefertigtes Ringgerüst mit zwölf Schaukelringen zur Verfügung. Im Januar 2023 zeigen wir unser Programm an der Gymotion im Hallenstadion Zürich. Die Show üben wir dann weiter bis im Sommer 2023. Wir haben die Ehre, unser Programm an der FIG-Gala der Weltgymnaestrada in Amsterdam vorzuführen. Darauf freue ich mich riesig!

Sind Sie auch an Einzelwettkämpfen gestartet?
Ja, das bin ich auch. Es war oft sehr herausfordernd, alles unter einen Hut zu bringen, da es während der Wettkampfsaison kaum noch freie Tage gab mit dem Vereinsgeräteturnen und den Einzelwettkämpfen zusammen.

Wie haben Sie und Ihre Vereinskollegen die Erfolge gefeiert?
Wir hatten eine sehr laute und lustige Carfahrt von Zug zurück nach Wettingen. Diese dauerte jedoch nur rund 30 Minuten, auch wenn die Chauffeuse beim «drei Mal um de Kreisel» mitgemacht hat. Wir haben danach noch gemeinsam in unserem Vereinslokal gegessen. Alle waren jedoch sehr müde vom Wochenende und wir haben auch nicht mehr all zu lange gefeiert.

 


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