Betrachtet, befahren und für gut befunden

  18.10.2022 Saanen

Für die Alperschliessung Bire– Schneit oberhalb von Saanenmöser wurden in den letzten beiden Jahren über sechs Kilometer Fahrweg neu gebaut und am letzten Donnerstag an die Weggenossenschaft Bärgsimne-Bire-Schneit übergeben.

JENNY STERCHI
Mitglieder der Weggenossenschaft Bärgsimne-Bire-Schneit, Mitarbeiter der Bauunternehmung MvS AG und Geschäftsinhaber Markus von Siebenthal, Verantwortliche verschiedener Behörden und Gemeindevertreter wohnten der Bauabnahme des neu erstellten Weges bei. Dazu begingen sie die neue Strasse und richteten ihre Aufmerksamkeit auf all das, was es beim Bau zu beachten gab sowie auf die Enthüllung des Gedenksteines beim Chaltläger, einem zentralen Punkt dieser Alperschliessung.

Die neue Strasse verzückte die mit dem Auto angereisten Gäste ebenso wie die Velofahrer unter ihnen. Glatte Oberfläche, breite Strasse: Besser gehts nicht.

Naturschutz zuvorderst
Bei der Ausführung wurden Bauherrschaft und Projektplaner vom Amt für Landwirtschaft und Natur mit der Fachstelle für Strukturverbesserungen und der Abteilung für Naturförderung begleitet. Bei der Umsetzung sei die Forstund Bauunternehmung MvS AG eine zuverlässige Partnerin gewesen, wie viele der anwesenden Genossenschafter und Projektbeteiligten bestätigten, und deren Sachverstand beim Bau dieses Weges habe vielfach geholfen. Die Auflagen für den Naturschutz sind streng, wenn in solchen, zum Teil zu schützenden Gebieten baulich eingegriffen werden soll. Demnach mussten mehrer Schritte beim Bau überarbeitet werden. Manchmal war die Diskussion sehr zäh, wie Beat Bauman als Bauplaner rückblickend erwähnte. Am Ende sei jedoch glücklicherweise immer eine Einigung erzielt werden. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Parteien, die an diesem Projekt beteiligt waren, erscheint es als Meisterleistung in Kommunikation und Kooperation.

Die Bauzeiten, in denen mit grossen Maschinen das Gelände befahren und Erdmassen bewegt werden durften, waren sehr begrenzt. Der Naturschutz erlaubt keine Arbeiten im Gebiet vor Mitte Juli und der erste Schnee kam bereits Ende September. In sechseinhalb Monaten, die in den letzten zwei Jahren für die Arbeiten offen standen, sind die 6,6 Kilometer Bergstrasse gebaut worden.

Natur für Natur
Es wurde primär mit Material gebaut, das vor Ort verfügbar war. Astholz, das als Holzprügelmatte bezeichnet wird, wurde als verstärkendes Material eingelegt, Natursteine für sämtliche Bauten verwendet. Ausser bei den Furten (Grabenübergängen) wurde auf den Einsatz von Beton verzichtet.

Neben den in den Unterbau eingelegten Sickerleitungen wurden bei der Querung von Feuchtgebieten auch Durchlässe eingerichtet. Das Wasser am Berg wurde demnach nicht in jedem Fall abgeleitet, sondern sanft geführt.

Roland Luder als biologischer Baubegleiter unterstützte die Planer und ausführenden Kräfte mit seinem Fachwissen zum Verträglichkeit des Strassenbaus mit der Natur. Bei der Übergabe und Begehung am letzten Donnerstag wusste er vieles zu berichten. So zum Beispiel erklärte er die Notwendigkeit der Steinlinsen als Kompensationsflächen: Beim Wegbau waren auch Feucht- und Moorlandschaften betroffen.

Zum einen wurde mit der neuen Streckenführung ein grosser Teil dieses feuchten Geländes umgangen. Zum anderen wurde der alte Fahrweg für Fahrzeuge stillgelegt. Die 63 Steinlinsen – kleine Natursteinhaufen mitten im Land – wurden in dieser Umgebung eingerichtet. Sie dienen als Unterschlupf für Reptilien, die sich vermehrt im Gebiet aufhalten. Ausserdem wurde mit der Pflanzung von mehreren Bergahorn-Jungbäumen der abgeholzte Baumbestand, den der neue Weg erforderte, ersetzt. Sie wachsen an Einzelstandorten unmittelbar am Weg.

Und wer bezahlt?
Für die Alperschliessung über 4,1 Kilometer Basiserschliessung und knapp 2,5 Kilometer Zufahrten entstanden Kosten in Höhe von 2,625 Millionen Franken. Etwas weniger als die Hälfte dieses Betrages (1,22 Millionen Franken) leisten Bund und Kanton. Die Gemeinden Saanen und Zweisimmen investieren knapp 700’000 Franken in diesen Neubau. Von der Berghilfe fliessen 185’000 Franken ins Projekt. Den Restbetrag von 523’000 Franken bestreiten die Genossenschafter der Weggenossenschaft Bärgsimne-Bire-Schneit.


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