Wenn es im Treppenhaus knarzt, sind es nicht immer die Lehrer

  09.08.2022 Saanenland

Wenn Stadtkinder in ein Skilager dürfen, dann wollen sie nur eins: Ski fahren. Und dafür gehen sie freiwillig früh ins Bett. Das Ferienheim Buebebärg hat nicht nur eine spezielle Ausstrahlung, sondern hier laufen manche Dinge anders als in anderen Lager.

KEREM S. MAURER
Schülerinnen und Schüler machen doch immer «Seich» in den Ferienlagern. Sie wollen abends nicht ins Bett, löschen das Licht nicht, spielen Karten oder quasseln bis tief in die Nacht hinein. Einige von Ihnen denken jetzt vielleicht an Ihre eigenen Lagerzeiten zurück und denken grinsend: «Genau so war es doch!»
Doch Martin Läderach, Verwalter des Ferienheims Buebebärg in Schönried und frisch pensionierter Lehrer, der Zeit seines Berufslebens mit Schulkindern ins Klassenlager ging, schüttelt den Kopf. «Nein», sagt er, «ich habe andere Erfahrungen gemacht: Wenn Stadtkinder ins Skilager gehen, wollen sie nur eines: Ski fahren!»

Stadtkinder jammern nicht, wenn sie Ski fahren dürfen
Bei den Schüler:innen des Ferienheims Buebebärg geht es um genau solche Berner Stadtkinder. Der Altlehrer erin nert sich an den kalten Februar im Winter 2012. Der Wetterbericht im Radio verhiess für die Sportwoche der Spitalackerschulen, das ist üblicherweise die Kalenderwoche sechs, Tageshöchsttemperaturen von kalten minus 17 Grad. Daraufhin habe ihn eine Journalistin angerufen, um zu fragen, was er bei diesen garstigen Temperaturen mit den Kindern zu tun gedenke. «Ski fahren», gab ihr Martin Läderach zur Antwort. Doch die Journalistin wollte sich selber davon überzeugen und begleitete die Kinder ins Lager nach Schönried, wo sie in eine Skigruppe integriert wurde. Als sie dann am Rellerli auf der Piste waren, habe die Journalistin Kinder gesucht, die infolge der Kälte jammerten. Doch sie fand keine. Denn «Stadtkinder jammern nicht, wenn sie Ski fahren dürfen», weiss Läderach aus Erfahrung.

Während einer anderen Lagerwoche meinte es Petrus eines Tages ebenfalls nicht so gut mit den Stadtkindern und liess es regnen wie aus Kübeln. Als Läderach deshalb seinen Schülerinnen und Schülern um 14 Uhr vorschlug, ins Ferienheim zurückzukehren, weil es so «gruusig» war, wehrten sich die Schulkinder unisono dagegen. Und so fuhren sie noch weitere zwei Stunden bei starkem Regen weiter. Danach waren die Schülerinnen und Schüler dermassen müde, dass sie abends sogar früh schlafen gingen, um am nächsten Tag für die Skipiste wieder fit zu sein.

Manchmal lärmen die Lehrpersonen
«Der Klassiker ist doch, dass die Kinder abends im Lager Seich machen», greift der Lehrer das Eingangsthema wieder auf. Doch meistens seien die Kinder nach einem Tag an der frischen Luft und auf der Piste derartig müde, dass sie abends sehr schnell einschliefen. Bei den Lehrpersonen dagegen sei dies nicht immer der Fall. Die Lehrerinnen und Lehrer sitzen abends, wenn die Kinder im Bett sind, gerne noch beisammen, trinken in Ruhe zusammen ein Glas Wein und plaudern. Es sei sogar vorgekommen, dass Schüler nachts knarzend die Holztreppe hinuntergekommen seien und ans Lehrerzimmer geklopft hätten, um zu sagen, dass die Lehrer zu laut seien und sie gerne schlafen würden. Martin Läderach lacht. «Nein, wenn es auf der Treppe knarzt, sind es nicht immer die Lehrer, die nach dem Rechten schauen!»

Landschulwochen statt Seminare
Wer das Ferienheim Buebeärg besucht, dem fällt auf, dass dieses Haus anders ist als ein gewöhnliches Ferienheim. Zum Beispiel die Stühle im Speisesaal sehen nicht aus, wie typische Lagerstühle. «Unsere Stühle stammen aus einem Fünfsternehotel aus dem Saanenland. Wir brauchten neue Stühle, haben angefragt und sie bekommen», erklärt der Lehrer. Doch auch der Schlafsaal im Dachstock strahlt eine gewisse Eleganz aus, ebenso wie die Aufenthaltsräume. «Dieses Haus wurde gebaut, damit sich Kinder darin wohlfühlen», betont er. Schliesslich wollte man Skilager und Landschulwochen durchführen, keine Seminare.

Wider das Baureglement
Das Ferienheim Buebebärg wurde im Frühsommer 1952 eröffnet. Um bereits die ersten Schüler:innen im darauffolgenden Winter beherbergen zu können, leisteten drei Lehrer und sieben Schüler vom 12. bis am 18. Dezember desselben Jahres einen Sondereinsatz und bewerkstelligten zusammen die Endreinigung und die Einrichtung.

Da das Haus als Blockbau konstruiert worden war, kam es mit der Zeit zu Spalten in den Aussenwänden. Ende der 1980er-Jahre wurde deshalb beschlossen, dass die Holzwände isoliert und die Aussenhülle mit Holzschindeln verbaut werden sollten. Doch da hat man die Rechnung ohne das strikte Baureglement des Saanenlandes gemacht. Die Gemeinde Saanen erhob Einspruch gegen die Holzschindeln,, worauf das Ganze vor dem Richter endete. In zweiter Instanz bekam die Gemeinde Saanen Recht, was dazu führte, dass die Aussenwände getäfert werden mussten.


FERIENHEIM BUEBEBÄRG

Total 56 Schlafplätze

7 Mal vier Betten
1 Schlafsaal mit 18 Betten
5 Leiterzimmer mit 2 Betten
Neu gibt es einen Grillplatz. Bitte bringen Sie Ihre eigene Holzkohle und Anfeuerungsmaterial mit.

Zu den 56 Betten gibt sind zusätzliche Matratzen vorhanden.


Ferienheime im Saanenland

1 Chalet Saanenwald, Hornbergstrasse, 3777 Saanenmöser
2 Tubegrabe-Stafel, Turbachstrasse 159, 3781 Turbach
3 Ferienlager Eggli, Oeyetliweg 26, 3792 Saanen
4 Gässlihof, Gässli 23, 3784 Feutersoey
5 Ferienheim Länggass, Simneweg 4, 3777 Saanenmöser
6 Ferienheim Region Fraubrunnen, Erliweg 5, 3778 Schönried
7 Clubhaus Rüeblihorn, Lätzgüetliweg 7, 3777 Saanenmöserr
8 Bümplizerhuus, Hornbergstrasse 25, 3777 Saanenmöser
9 Ferienheim Buebebärg, Hubelstrasse 83, 3778 Schönried
10 Clubhaus Spitz, Skiclub Weyermatt, Alte Saanenmöserstrasse 2, 3776 Oeschseited
11 Ferienheim Heitimatte, Campingstrasse 10, 3785 Gsteig
12 Ferienlager Gemeinde Lauenen, Kirchstrasse 21, 3780 Lauenen
13 Lovell Mountain Lodge, Hubelstrasse 88, 3778 Schönried
14 Münsinger Ferienheim, Zügelweg 4, 3777 Saanenmöser
15 Pfadfinderheim Kuonolf, Waldmatte 95, Schönried
16 Sport Lodge (Sportzentrum Gstaad AG), Sportzentrumstrasse 5, 3780 Gstaad
17 Solothurner Ferienheim, Bergmatteweg 21, 3777 Saanenmöser

 


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