Die Modernisierung des Sportzentrums will geplant sein
13.03.2025 GstaadAn der kommenden Saaner Gemeindeversammlung werden die Stimmberechtigten über den Gemeindebeitrag an die Planungskosten für die neue Sport- und Eventhalle abstimmen. Die Bauherrschaft für dieses Projekt hat die Sportzentrum Gstaad AG. Eine Übersicht über die ...
An der kommenden Saaner Gemeindeversammlung werden die Stimmberechtigten über den Gemeindebeitrag an die Planungskosten für die neue Sport- und Eventhalle abstimmen. Die Bauherrschaft für dieses Projekt hat die Sportzentrum Gstaad AG. Eine Übersicht über die wichtigsten Fakten vor der Abstimmung.
SONJA WOLF
Was ist geplant?
Aktuell laufen Pläne zur Modernisierung des Sportzentrums Gstaad. Ein zentraler Baustein ist der Ersatz der sanierungsbedürftigen Tennishalle durch eine neue Multifunktionshalle, die für Sport und Events gleichermassen genutzt werden kann. Dieses Vorhaben ist eng verknüpft mit dem Bau der geplanten Gstaad Concert Hall, da der derzeitige Standort der Tennishalle und des Festivalzelts für die neue Konzerthalle vorgesehen ist. Die neue Multifunktionshalle wird direkt an die bestehende Curlinghalle angebaut (siehe Visualisierung oben).
Worüber wird an der Gemeindeversammlung abgestimmt?
An der bevorstehenden Gemeindeversammlung am 4. April wird der Saaner Gemeinderat einen Antrag einbringen bezüglich der Erhöhung des Gemeindebeitrags für die Planung der Sport- und Eventhalle. 445’000 Franken stehen in der Kompetenz des Gemeinderates. Diese sollen um 3’885’000 Franken auf 4’330’000 Franken erhöht werden. «Dieser Beitrag ist notwendig, um die Multifunktionshalle und die Verbindung zur Konzerthalle detailliert zu planen», erklärt die Geschäftsführerin der Sportzentrum AG, Cornelia Walker, welche wir stellvertretend für die Bauherrschaft befragten. «Wird er abgelehnt, bedeutet dies das Ende dieses Gesamtprojekts.» Die kommende Abstimmung sei also ein entscheidender erster Schritt, bevor die detailliertere Planung und die nachfolgenden Bauphasen in Angriff genommen werden können. Die Geschäftsleiterin betont: «Die Abstimmung in der Gemeindeversammlung bezieht sich ausschliesslich auf den Gemeindebeitrag für die Planungskosten und nicht auf die Gesamtkosten des Projekts.» Über den Gemeindebeitrag für den Baukredit werde die Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt abstimmen. Wichtig sei zudem, dass das Projekt in jeder Phase gestoppt werden könne, zum Beispiel, wenn während der Planungsphasen Hürden kommen, welche nicht gemeistert werden können oder wenn das Rougemont-Projekt konkret wird und keine Einigung zwischen den beiden Projekten gefunden werden kann.
Welche Schritte wurden bisher unternommen?
Gemäss der Bauherrschaft wurde bisher eine Volumenstudie durchgeführt, welche zeigte, dass der Platz auf dem Sportzentrumsareal für das Gesamtprojekt ausreicht. Allerdings bestehen diverse Herausforderungen bezüglich des Standorts, wie zum Beispiel die Einhaltung der Gewässerabstände, eine Zonenänderung oder die erforderliche Überbauungsordnung. Zudem wurde im Oktober 2024 ein Bauherrenvertreter für das Sportzentrum ernannt. Dieser unterstützt die Sportzentrum Gstaad AG bei der Gesamtplanung und Ausführung der Multifunktionshalle und koordiniert zusätzlich die Schnittstellen zwischen den Bauherrschaften der Concert Hall und der Multifunktionshalle. Die Koordination und Überwachung der beiden Hauptbauprojekte wird auch durch die nichtständige Baukommission gewährleistet, die sich aus Vertretern der beiden Bauherrschaften und der Gemeinde zusammensetzt (zu den Bauherrschaften siehe Kasten).
Was ist für die neue Multifunktionshalle angedacht?
Während die bisherige Tennishalle hauptsächlich Tennis beherbergt, soll die neue Anlage nach Informationen der Bauherrschaft ein erweitertes Sportangebot zur Verfügung stellen. Neben drei Indoor- und drei Outdoor-Tennisplätzen wird auch ein Indoorund einen Outdoor-Padelplatz geprüft. «Dies würde eine neue Sportart in die Anlage einführen», so Cornelia Walker. Die vier Beachvolleyballfelder im Aussenbereich sollen bestehen bleiben und ein temporäres Feld während dem Beachvolleyballturnier erstellt werden können. Das Angebot könnte auch mit einem weiteren Sportraum für Gruppenunterricht ergänzt werden. «Diese Modernisierungen sind bisher angedacht, können aber noch geändert oder ergänzt werden», sagt Cornelia Walker im Namen der Bauherrschaft. «Daher brauchen wir ja jetzt auch die Mittel für die genaue Planung der Details.»
Warum ist die neue Halle multifunktional?
Die bedeutendste Änderung werde gemäss der Bauherrschaft jedoch die multifunktionale Konzeption der neuen Halle sein. So könne über den Sport hinaus ein breites Spektrum an Veranstaltungen ausgerichtet werden wie zum Beispiel Gewerbeausstellungen, Messen, Vereinsanlässe oder Konzerte. Zwar wurden auch in der bisherigen Tennishalle bereits Events ausgetragen, allerdings wird die neue Multifunktionshalle zum Beispiel über eine Bühne sowie Ton- und Lichttechnik verfügen. «Durch diese Installationen, die dann bereits vorhanden sind, wird das Handling für Veranstaltungen erheblich vereinfacht, der finanzielle Aufwand für die Veranstalter reduziert und der Umbau für verschiedene Nutzungen beschleunigt», erklärt Cornelia Walker. Auch einheimische Vereine und Institutionen werden die Halle nutzen können. Concert Hall, Multifunktionshalle und Curlinghalle sollen im Erdgeschoss miteinander verbunden sein, so dass sie einzeln wie auch gemeinsam für Events genutzt werden können.
Wie sieht es mit dem Parking aus?
Das angedachte Parking gehört nicht zum Planungskredit des Sportzentrums. Es betrifft die Bauherrschaft der Concert Hall und die Gemeinde (siehe Kasten Bauherrschaft). Obwohl das Sportzentrum nicht direkt an der Planung des Parkings beteiligt ist, wird es von den Parkplätzen profitieren. Aktuell gibt es circa 200 Parkplätze im Aussenbereich. Mit der neuen Parkgarage werden etwa 80 zusätzliche Parkplätze geschaffen – 200 überdachte Plätze in der Einstellhalle und 80 bestehenbleibende Aussenparkplätze –, sodass sich die Gesamtzahl der Parkplätze auf etwa 280 beläuft.
Was will man mit dem modernisierten Sport zentrum erreichen?
Zu den Zielen gehört es der Bauherrschaft zufolge, ein attraktiveres Angebot für Einheimische, Touristen und alle Generationen, insbesondere auch junge Leute zu schaffen. Dies beinhaltet die Bereitstellung guter Indoor-Alternativen für Freizeitaktivitäten und ein Gastronomiekonzept, in dessen Zusammenhang auch ein neues Sportlerpub geprüft werden soll (siehe dazu auch die Stellungnahme der Gemeinde). Insgesamt soll die Modernisierung des Sportzentrums Gstaad in Verbindung mit der neuen Concert Hall einen Mehrwert für die gesamte Bevölkerung darstellen, indem sie moderne Sportanlagen, flexible Veranstaltungsräumlichkeiten und attraktive Treffpunkte schafft. Die anstehende Abstimmung über den Planungsbeitrag ist ein entscheidender Schritt in diesem Prozess.
Kann der Stimmbürger das Projektmodell be sichtigen?
Es gibt ein 3-D-Baumodell des Projekts, das im Sportzentrum Gstaad an der Rezeption besichtigt werden kann. Auf der Website des Sportzentrums Gstaad werden demnächst Informationen, Pläne und Visualisierungen auf aufgeschaltet.
BAUHERRSCHAFT UND FINANZIERUNG
Sporthalle (multifunktionale Sportund Eventhalle):
- Die Bauherrschaft für die Sport- und Eventhalle ist die Sportzentrum Gstaad AG.
- Die Sportzentrum Gstaad AG ist grundsätzlich für die Finanzierung verantwortlich. Da es sich jedoch um ein Projekt mit öffentlichen Geldern handelt, untersteht der Bau dem öffentlichen Beschaffungsrecht.
- Die Einwohnergemeinde Saanen beteiligt sich voraussichtlich mit einem grossen Anteil an den Planungs- und Baukosten.
Konzerthalle (Gstaad Concert Hall):
- Die Planung und Realisierung der neuen Konzerthalle übernimmt die Stiftung Gstaad Concert Hall.
- Die Finanzierung erfolgt durch die Stiftung und zu grossen Teilen mit privaten Geldern von Mäzenen.
Parkhaus:
- Das Parkhaus wird durch die Stiftung Gstaad Concert Hall gebaut.
- Die Finanzierung erfolgt durch diese Stiftung sowie durch die Einwohnergemeinde Saanen.
SWO
«Angesichts der Komplexität des Projekts ist eine sorgfältige Planung essenziell» Damit die Multifunktionshalle im Detail geplant werden kann, stellt der Gemeinderat von Saanen an der Gemeindeversammlung vom 4. April den Antrag auf Erhöhung des Gemeindebeitrags auf 4’330’000 Franken. Wir fragten Gemeindepräsidentin Petra Schläppi, welche Möglichkeiten die Gemeinde Saanen in dem Projekt sieht.
INTERVIEW: SONJA WOLF
Erscheint Ihnen die Höhe des Betrages, über den jetzt abgestimmt wird, gerechtfertigt?
Ja, denn es handelt sich um ein anspruchsvolles Leuchtturmprojekt, das Experten erfordert. Basierend auf dem verabschiedeten Richtprojekt und einer Grobkostenschätzung wurde durch einen renommierten Kostenplaner ein Planungskredit zusammengestellt. Dieser ermöglicht eine detaillierte Kostenberechnung und bringt das Bauprojekt zur Bewilligungsreife. Der Planungskredit deckt die Honorare des Gesamtplanerteams, der Fachplaner, welche spezialisiert sind, sowie des Gesamtprojektleiters, der das Vorhaben steuert. Zusätzlich sind weitere Fachberater notwendig, um die Bauherrschaft zu unterstützen.
Angesichts der Komplexität des Projekts ist eine sorgfältige Planung essenziell. Umso wichtiger ist es, in den nun anstehenden Planungsphasen (Vorprojekt, danach Bauprojekt) sorgfältig, umfassend und weitsichtig zu planen. Die Mittel, die nun investiert werden sollen, sind daher sinnvoll eingesetzt und bilden die Basis für eine erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens.
Welchen Mehrwert bringt das Projekt Ihrer Meinung nach für die Entwicklung des Saanenlandes?
Die neue Multifunktionshalle wird flexibel nutzbar sein. Mit geringem Aufwand kann sie in eine Eventlocation umgewandelt werden. Dank ihrer Grösse, der vorhandenen Technik und ihrer Ausstattung eignet sie sich ideal für grosse Veranstaltungen. Die direkte Anbindung an die anderen Gebäude erleichtert zudem die Bewirtschaftung und die Vermarktung des gesamten Areals. Das Projekt schafft eine vielseitige Freizeitanlage, die wetterunabhängig genutzt werden kann. Ob Jung oder Alt, sportlich oder genussorientiert, Einheimischer oder Gast, hier findet jeder ein passendes Angebot.
Durfte die Gemeinde eigene Wünsche einbringen?
Die Gemeinde ist seit Beginn der Arealentwicklung strategisch und operativ involviert und kann aktiv die Anliegen und Bedürfnisse der Bevölkerung einbringen. Allen Projektbeteiligten ist es wichtig, dass das Sportzentrum weiterhin ein Treffpunkt für die ortsansässige Bevölkerung bleibt.
Zum Thema Ausgeh- und Nachtleben hat der Gemeinderat letztes Jahr den Auftrag erteilt, dem Bedürfnis der Nightlife-Gruppe nachzugehen und ein Sportlerpub im Gesamtprojekt zu prüfen. An diesem Standort bietet das eine attraktive Ergänzung und wird das Sportzentrum zusätzlich beleben.
Wertvolle Verbindung von Sport und Kultur
Für Hans-Ueli Tschanz, Mitglied des Stiftungsrats Gstaad Concert Hall und des Verwaltungsrats Gstaad Menuhin Festival, ist der Bau des neuen Sport- und Kulturzentrums in Gstaad ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Region. Die neue Infrastruktur solle nicht nur dem Menuhin Festival, sondern auch dem Tourismus und der lokalen Bevölkerung zugutekommen.
Nach drei Jahrzehnten Festivalzelt soll in Gstaad ein neues Sport- und Kulturzentrum entstehen. Das Projekt ist darauf ausgerichtet, Sport und Kultur an einem Ort zu vereinen und so einen wichtigen Beitrag zur regionalen Entwicklung zu leisten.
Gemäss einer Stellungnahme von Hans-Ueli Tschanz, Mitglied des Stiftungsrats der Gstaad Concert Hall und des Verwaltungsrats des Gstaad Menuhin Festivals, sei das Zentrum «für alle gedacht» und solle der gesamten Bevölkerung sowie Gästen zugutekommen. Sport und Kultur seien wesentliche Bestandteile eines gesunden und gehaltvollen Daseins und dürften nicht voneinander getrennt oder gar gegeneinander ausgespielt werden.
Der Standort für das Projekt stehe bereits fest und sei mit Bedacht gewählt worden, so Tschanz weiter. An diesem Ort fänden bereits seit Jahren Sport- und Kulturveranstaltungen sowie gesellschaftliche Begegnungen statt. Die Stiftung Gstaad Concert Hall werde die Planung, Finanzierung und Realisierung der neuen Konzerthalle übernehmen.
Für den Entwurf des neuen Konzerthauses ist das renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron verantwortlich. Geplant sei ein Bau, der «höchsten Ansprüchen genüge» und insbesondere die akustischen Bedingungen optimiere. Die Anzahl der Sitzplätze werde von 1800 im bisherigen Festivalzelt auf 1200 reduziert, da es den Verantwortlichen nicht um eine quantitative, sondern um eine qualitative Aufwertung gehe.
Neben dem Konzertsaal sollen auch grosszügige Foyerflächen und zwei Multifunktionsräume entstehen, die eine Nutzung für touristische und gesellschaftliche Veranstaltungen ermöglichen. Das Festival generiere jährlich eine regionale Wertschöpfung von rund 14 Millionen Franken für Gewerbe und Tourismus – ein wirtschaftlicher Faktor, der durch die neue Infrastruktur weiter gestärkt werden könne.
Das Gstaad Menuhin Festival, das im kommenden Jahr sein 70-jähriges Jubiläum feiert, unterstütze das Vorhaben ausdrücklich und werde als wichtiger Mieter der neuen Konzerthalle auftreten. «Die erfolgreiche Zukunft unseres Menuhin Festivals hängt wesentlich davon ab, ob dieser Schritt in eine neue infrastrukturelle Zukunft gelingt», betont Tschanz.
PD/SWO