«Die Solidarität hat mich beeindruckt»

  12.07.2022 Gstaad

Der Kanton hat für die in Gstaad untergebrachten ukrainischen Waisenkinder und ihre Betreuungspersonen in Münsingen eine langfristige Unterbringungslösung gefunden. Die Gemeinde Saanen ist nun mit allen Verantwortlichen dran, den Umzug zu planen. Bis heute sei eine grosse Unterstützung aus der Gesellschaft gekommen, sagt Verwaltungsdirektor Roman Gimmel.

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Am 15. Juli reisen die 50 ukrainischen Waisenkinder weiter und vorerst auch das letzte Mal, denn der Kanton hat eine langfristige Lösung gefunden: Mit ihren sieben Betreuungspersonen und deren sieben eigenen Kindern ziehen sie in die Bio Schwand in Münsingen ein – eine ehemalige Bauernschule und Biozentrum. Seit April waren die elternlosen Kinder in Gstaad untergebracht, allerdings steht die Unterkunft nicht dauerhaft zur Verfügung (wir haben berichtet). Eine Anschlusslösung musste her, die kantonale Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) hat diese nun gefunden. «Diese Unterbringungsmöglichkeit ist im Gegensatz zu derjenigen bei uns unbefristet», erklärt Roman Gimmel, Verwaltungsdirektor der Gemeinde Saanen, auf Anfrage dieser Zeitung.

Auch Willkommensklassen sollen umziehen
Für die schulpflichtigen Kinder sind allerdings schon sogenannte Willkommensklassen gebildet worden, in denen die ukrainischen Schülerinnen und Schüler unter sich bleiben und neben dem Deutschunterricht auch in ihrer Muttersprache unterrichtet werden. Wie Gimmel angibt, haben sich auf Aufruf der Gemeinde sieben Personen gemeldet, die sich seither um die Schulbildung der Kinder kümmern. Unter den Lehrpersonen würden sich Pädagoginnen befinden, aber auch branchenfremde Frauen. «Auf jeden Fall hatten wir Glück, überhaupt so einen Schulunterricht anbieten zu können. Diese Frauen konkurrieren allerdings nicht mit dem ‹Lehrermangel›, respektive die Willkommensklassen haben niemanden aus den Volksschulen abgezogen», sagt Gimmel. Zudem hat die Gemeinde im Juni einen Schulleiter für die Willkommensklassen gesucht – ohne Erfolg. «Wir haben keine Bewerbungen oder Rückmeldungen auf die Ausschreibung erhalten.» Einen «Umzug» für diese Stelle zu planen sei deshalb nicht notwendig.

Was geschieht nun mit diesen Klassen? Ziel sei es, die aufgebaute Organisation in Münsingen nahtlos weiterführen zu können, erklärt Gimmel: «Die engagierten Leute sind nicht alle aus der Region, manche reisen aus anderen Ortschaften an, die näher an Münsingen sind. Ihnen wurde nun das Angebot gemacht, in Münsingen weiter zu unterrichten. Sie haben eine entsprechende Bedenkzeit erhalten.»

Debriefing soll Strukturen neu beleuchten
Die in der Gemeinde Saanen ins Leben gerufene «Task Force Ukraine» bleibe vorerst noch bestehen, erklärt der Verwaltungsdirektor weiter. Nach dem Wegzug der Waisenkinder seien immer noch geflüchtete Familien aus der Ukraine in der Gemeinde wohnhaft. «Ob es für die Betreuung der Betroffenen weiterhin eine Task Force braucht oder ob wir die diesbezüglichen Aufgaben innerhalb der bestehenden Gemeindestruktur auffangen können, wird eine Fragestellung des Debriefings sein.»

Die Gemeinde habe eine enorme Solidarität aus der Gesellschaft verspürt, erzählt Gimmel rückblickend. «Dies hat mich beeindruckt.» Die Verwaltung habe nach dem Aufruf um Hilfe und Unterstützung viele Mails, Anrufe und Spendenangebote erhalten – von verschiedenen Seiten sei ein Echo gekommen.


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