So klingt der Frühling

  02.05.2022 Gstaad

«Wieder unterwegs» – einen besseren Titel hätte der Posaunenchor Gstaad für sein Konzert nicht finden können. Das grosse Publikum im Saal und auf der Galerie liess sich gern mitnehmen, applaudierte und freute sich über zwei Zugaben.

JENNY STERCHI
Kennen Sie das, wenn Sie Musik auf die Ohren bekommen und sofort Bilder dazu in Ihrem Kopf auftauchen?

Kopfkino
Wenn ein Ensemble verschiedener Blechbläser und zwei taktgebende Schlagzeuger einen Marsch anstimmen, der weder militärisch noch verstaubt daherkommt, dann können die Gedanken des Zuhörenden schon mal zur Kulisse werden. Und dort tummeln sich dann Menschen in sommerlichen Ausgehkleidern, gern auch tanzend. Kinder, die spielen und durch die erwachende Natur toben oder das Glück bei einer Karussellfahrt finden. Die ersten wirklich wärmenden Sonnenstrahlen und der Geruch frischer Limonade liegen in der Luft. Das war mein ganz persönliches Kopfkino, während der Heilsarmeemarsch «Chosen by God» erklang. Damit erinnerte er vielmehr an einen Tanz in den Mai und ein launiges Frühlingsfest als an eine steife Parade. Und das gefiel.

Genauso wie Keith Manners’ «Walking with Jesus», das wie ein Charleston anmutete. Oder «Oh to see the dawn», ein Stück, das klanglich die Morgendämmerung beschreibt, ebenso als Filmmusik standhalten würde und die Musiker mit der «ganz grossen Kelle anrühren» lässt.

Zwangspause überstanden
Nachdem der Posaunenchor Gstaad die zwei aussergewöhnlichen Pandemiejahre nach eigenen Angaben schadlos überstanden hat, sind die Musikanten nach wie vor oder eben «wieder unterwegs». Mit genau diesem Titel «Wieder unterwegs» war das Programm des Konzertes am Samstagabend im Kirchgemeindehaus Gstaad überschrieben. Erfreulich viele Zuhörerinnen und Zuhörer fühlten sich bereits beim Eingangsstück «Summon Music» herzlich willkommen geheissen.

Chorpräsident Jürg Dupertuis erwähnte neben seinen Dankesworten an das Ensemble, dass es in den verschiedenen Registern durchaus noch Platz habe für neue, begeisterte Blechbläser. Nicht ganz unwesentlich war die Wirkung der beiden Schlagzeuger an diesem Konzert. Das Vater-Sohn-Duo Samuel und Timon Perreten verlieh mit Schlagzeug und Pauke den Blechbläsern die Konturen sowie den Schwung und so entstand ein klangfarbenprächtiges Stück Musikkunst. Und das wurde an diesem Abend mittels CD-Aufnahme festgehalten.

Musik macht Wissen
Die vom Dirigenten Joel von Siebenthal gemeinsam mit dem Ensemble ausgewählten Stücke hatten vielfach religiöse Wurzeln. Eine afrikanische Version des «Unser Vater», das auf Suaheli «Baba Yetu» heisst, sorgte ebenso für Unterhaltung wie «Näher mein Gott zu dir», ein Stück, dem Legendäres nachgesagt wird. Angeblich sei es das letzte Lied gewesen, dass die Musiker auf der «Titanic» gespielt hatten, bevor das als unsinkbar geltende Schiff vor 110 Jahren unterging. All diese kleinen, aber spannenden Zusatzinformationen lieferte Johannes Nydegger, der als Moderator durch die rund 60 Konzertminuten führte.


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