Das zweitletzte Konzert des Gstaad New Year Music Festivals im alten Jahr bot jungen Nachwuchstalenten in der Kirche Lauenen eine Bühne. Bohdan Luts (Geige) und Kim Bernard (Klavier) teilten sich den Konzertabend und spielten Werke von Bach bis Fritz Kreisler.

ÇETIN KÖKSAL
Der 23-jährige Kim Bernard wählte einen breiten Epochenbogen für sein Programm. Er eröffnete den zweiten Teil des Abends mit den beiden Contrapunctus 1 und 9 aus «Die Kunst der Fuge» und schloss mit Debussys «L’isle Joyeuse». Eine Reise vom 18. ins 20. Jahrhundert, wobei er auf diesem Weg ebenso dem 19. Jahrhundert mit Haydns Sonate Nr. 60 und Chopins «Berceuse» op. 57 und «Barcarolle» op. 60 Beachtung schenkte. Eine anspruchsvolle Wahl hatte der junge Pianist getroffen. Eindeutiger Höhepunkt seiner Darbietung waren jedoch die vier Préludes op. 23 Nr. 4 und 7, bzw. op. 32 Nr. 5 und 12 von Rachmaninov. Da schien Bernard bei sich zu sein und beeindruckte mit Virtuosität, Energie und Klangfülle. Kim Bernard ist Preisträger der Gauthier Capuçon Foundation.

Gewinner des Lysy Wettbewerbs
Den ersten Teil des Konzerts bestritt der 19-jährige Geiger Bohdan Luts. Der Gewinner sowohl des Publikums- als auch des Jurypreises der Alberto Lysy International Violin Competition 2022 löste damit seinen ersten Konzertauftrittspreis ein. Im Zweijahresrhythmus findet im Kirchgemeindehaus Gstaad jeweils Ende September/Anfang Oktober dieser Geigenwettbewerb statt. 20 junge Geiger aus aller Welt werden per Vorselektion eingeladen, ihr Können zu zeigen. Bohdan Luts ging als jüngster Teilnehmer als eindeutiger Gewinner der letzten Edition hervor und erhielt als Preise unter anderem Konzertauftritte am Gstaad New Year Music Festival, dem nächsten Gstaad Menuhin Festival und dem Festival Le Bois qui Chante.

Mit der Solosonate Nr. 6 von Eugène Ysaÿe fiel er am letzten Donnerstag von Anfang an mit seinem geigerischen Können und seiner intuitiven, natürlichen Musikalität auf. Es folgte die Sonate op. 18 für Geige und Klavier von Richard Strauss, wo ihn der erfahrene Pianist Dmytro Sukhovienko begleitete. Die beiden konzertierten mit dieser Sonate kürzlich in Frankreich, was dem Zuhörer nicht verborgen blieb. Man hörte, dass sie ein eingespieltes Team sind, obwohl der Pianist vielleicht das eine oder andere Mal etwas zurückhaltender mit seinem «mächtigen» Instrument hätte sein dürfen. Luts gefiel auch beim Strauss mit feiner Detailarbeit und harmonisch austarierten Dynamiken und Tempi. Unbewusst gelingt ihm eine für sein Alter beinahe ideale Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und Seriosität, mit der er das Publikum in den Bann zieht. «Ich war sehr nervös und habe viel für dieses Konzert geübt», gestand er nach getaner Arbeit freimütig – gemerkt hat der Zuhörer davon nichts. Ein junger Künstler mit noch grossem Potenzial, soviel ist sicher. Es bleibt spannend, seine weitere Entwicklung zu beobachten. Die nächste Gelegenheit dazu hier im Saanenland wird sich nächsten Sommer am Menuhin Festival bieten.

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