Doppelter Triumph der Schweizerinnen in Gstaad

  18.07.2016 Sport

Die erste Ausgabe des neu aufgelegten Damentennis-Turniers Ladies Championship Gstaad endete mit dem Turniersieg der Schweizerin Viktorija Golubic. Auch im Doppel war mit Xenia Knoll die Schweiz am Titelgewinn beteiligt.

JENNY STERCHI
Nach einem geglückten Umbau der Beach-Arena zur Roy Emerson Arena stand der Center Court pünktlich am Dienstag Morgen für die Spielerinnen bereit. Und pünktlich zu Beginn des ersten Matches fing es an zu regnen und hörte nicht mehr auf bis Freitag Morgen. Der Spielplan der verregneten drei Tage schob sich immer weiter zusammen. In kurzen Regenpausen waren einzelne Spiele möglich, die Tennisplätze beim Sportzentrum wurden zusätzlich genutzt und für die Spiele im Doppel wich man sogar eben dorthin auf die Indoor-Plätze in der Tennishalle aus. So kam es, dass die ViertelfinalMatches und beide Halbfinale am gleichen Tag gespielt wurden. Mit vier Schweizer Spielerinnen im Viertelfinal wurde der Tag nicht nur vom Wetter her zum «Super-Saturday».

Schweizer Tennisdamen überzeugten
Und es ging ganz im Sinne des Schweizer Publikums weiter. Drei Schweizerinnen spielten in der vorletzten Turnierrunde um den Einzug in den Final. Dabei bot sich dem Publikum ein Duell mit ausschliesslich Schweizer Beteiligung. Die erst 16-jährige Rebeka Masarova aus Basel hatte sich zur Überraschung aller bis in den Halbfinal gekämpft. Dabei schlug sie souverän die ehemalige Weltranglistenerste Jelena Jankovic und liess im Achtelfinal der Estin Anett Kontaveit keine Chance. Im Viertelfinal setzte sich die mit 1,86 m grösste Athletin im Turnier in zwei Sätzen gegen die in der Weltrangliste auf Platz 38 liegende Deutsche Annika Beck durch. Ihre Gegnerin im Halbfinal war ihre Landsfrau Viktorija Golubic. Die 23-jährige Zürcherin hatte bereits mit einem Sieg am Fed-Cup in Luzern auf sich aufmerksam gemacht und war durch das Gstaader Turnier «marschiert». Rebeka Masarova und Viktorija Golubic lieferten einen HalbfinalMatch, bei dem beide die Sympathien des Publikums erhielten, das im übrigen zahlreicher erschienen war als am Finalsonntag.
Beeindruckend erscheint die Zahl der Weltranglistenplätze, um die sich Masarova mit dem Einzug in den Gstaader Halbfinal verbesserte. Ganze 500 Plätze bewegte sie sich im WTA-Ranking nach vorne und befindet sich momentan auf Platz 317.
Viktorija Golubic entschied den Schweizer Halbfinal letztendlich für sich und trat am Sonntag gegen die top gesetzte Kiki Bertens an. 33 Jahre nach dem letzten Damentennis-Turnier in Gstaad, bei dem auch eine Schweizerin im Final stand, schaffte es eine Schweizer Spielerin in den Final des neu aufgelegten Tennis-Turniers der Damen im Saanenland.
Golubics Gegnerin, die 24-jährige Holländerin Kiki Bertens, hatte im Halbfinal Timea Bacsinszky mit einem Sieg in zwei Sätzen aus dem Turnier befördert. Bereits an den French Open hatte sie die Schweizerin im Viertelfinal bezwungen. Die Revanche seitens Bacsinszkys blieb nun leider aus. Bis zu dieser Niederlage war Bacsinszky im Gstaader Turnier ohne Satzverlust geblieben.


Viktorija Golubic aber liess sich am Sonntag von der grossgewachsenen Kiki Bertens nicht einschüchtern und gewann schliesslich in drei Sätzen (4:6, 6:3, 6:4). Wie Golubic in der Pressekonferenz im Anschluss an die Siegerehrung erklärte, sei Bertens eine sehr hartnäckige Spielerin, die zu keinem Zeitpunkt des Matches locker lasse. Sie, Golubic, sei dieser Konstanz mit starker Defensive begegnet und habe gewusst, dass sie für einen Sieg geduldig die Fehler der Holländerin habe erzwingen müssen. Am Ende reichte es zu ihrem ersten Sieg auf der WTA-Tour und damit zum Titelgewinn der ersten Ladies Championship Gstaad. Die Turniersiegerin Viktorija Golubic war für das Publikum wie ein offenes Buch. Sie liess das Publikum an ihren Emotionen deutlich hörbar teilhaben.


Mit diesem Sieg stiess Golubic auf Platz 72 der Weltrangliste vor. Der Vormarsch kam zum besten Zeitpunkt, denn gestern Montag war Stichtag, um die Teilnahme an den kommenden Grand-Slam-Turnieren zu definieren. Die Athletinnen, die sich gestern unter den ersten 100 der Weltrangliste befanden, werden an den grossen Turnieren wie zum Beispiel den US Open Ende August in das Hauptfeld genommen, ohne Qualifikationen spielen zu müssen. 

Zufrieden trotz Defizit
Mehr Pech hätten die Veranstalter fast nicht haben können. Nicht nur dass drei Tage Dauerregen den Turnierplan völlig durcheinanderbrachten, lenkten die Tragödie in Nizza und die Ereignisse in der Türkei die ohnehin hart umkämpfte mediale Aufmerksamkeit von den Ladies Championship Gstaad ab. Dank der guten Schweizer Beteiligung in den Matches wurde dennoch Tennis aus Gstaad im TV übertragen. Als das Wetter endlich besser wurde und die Spiele stattfinden konnten, zeigten die Schweizer Sender RTS und SRF die Matches live im Fernsehen.
Auch das Publikum blieb bei diesen Wetterbedingungen lieber daheim und so waren die Tribünen auch am eher trockenen, aber ziemlich kühlen Freitag dünn besetzt. Das Defizit von 400 000 bis 500 000 Franken gab Jeff Collet, Turnierdirektor, an der abschliessenden Medienkonferenz ohne Umschweife bekannt. Dieses Risiko hätten sie in Kauf genommen. Und dennoch seien sie sehr zufrieden, so Collet. Das Wetter habe man nun mal nicht in der Hand und das Weltgeschehen auch nicht. «Wir haben in Gstaad wunderbares Damentennis gesehen und mit der Stärke der Schweizer Spielerinnen noch eine Reihe von Tickets absetzen können.»
Anders als beim etablierten Herrenturnier habe man das Damenturnier von Grund auf organisieren müssen. Seit dem Wissen im April, dass das Turnier nach Gstaad kommt, habe man nicht viel Zeit gehabt. Demnach habe die Planung von eventuellen Side Events keinen Platz gehabt, da man sich voll auf die Besetzung des Hauptfeldes konzentriert habe. Damentennis auf hohem Niveau habe bei der ersten Ausgabe der Ladies Championship Gstaad im Mittelpunkt gestanden. Und wie auch bei den Herren sei man dem Motto gefolgt, dass die Topspielerinnen von heute auf die Stars von morgen treffen. Die jungen Schweizer Athletinnen haben es eindrucksvoll bewiesen. Man sei zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern und werde das Damenturnier auf jeden Fall nächstes Jahr wieder durchführen. Die zweiten Ladies Championship Gstaad werden vom 15. bis 23. Juli 2017 stattfinden. Und die Spielerinnen bekundeten allesamt ihr Freude darüber.
«Anders als in diesem Jahr wird es zwischen dem Gstaad Major und dem Damentennisturnier eine Woche Pause geben. Das erleichtert den Umbau für alle Beteiligten», so Jeff Collet.


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