Anne-Sophie Mutter wagte Neues

  29.08.2017 Kultur

Im Rahmen des Gstaad Menuhin Festivals musizierte am vergangenen Donnerstag im Festivalzelt die Violinistin Anne-Sophie Mutter. Neben der Musik klassischer Komponisten brachte sie vor vollen Rängen auch zeitgenössische Stücke zu Gehör.

JENNY STERCHI
Das Publikum drängte sich am vergangenen Donnerstag zahlreich in das Festivalzelt, denn niemand Geringeres als Anne-Sophie Mutter hatte sich angekündigt. Die weltweit bekannte Violinistin feiert in diesem Jahr ihr 40-Jahr-Jubiläum als Solistin. Die Erfahrungen, die sie in den vier Jahrzehnten auf den internationalen Bühnen gesammelt hat, lassen sie heute auch bei eher schwieriger Muik sehr souverän auftreten.

Fremd für die Ohren
Im zitronengelben Kleid betrat Anne-Sophie Mutter die Bühne und wirkte leicht wie ein Schmetterling, als sie ihren Bogen für das erste Stück ansetzte. Dieses wiederum kam allerdings alles andere als leicht daher. Das Stück «Clockwork» vom zeitgenössischen Komponisten Sebastian Currier forderte nicht nur von der Künstlerin, sondern auch vom Publikum einiges. Zahllose Töne, die mitunter unverbunden scheinen, machen die «neue» klassische Musik aus. Dem ungeübten Ohr jedoch fehlte mitunter die Melodie, der es folgen konnte. Aber exaktes Spiel und die Kommunikation zwischen Violine und Konzertflügel machten es dennoch zu einem Klangerlebnis.

Der Violinsonate Nr. 35 von W.A. Mozart im Anschluss hingegen lauschte das Publikum wieder etwas entspannter, waren es doch gewohntere Klänge. Dass Anne-Sophie Mutter sich der traditionellen Kompostionen ebenso verpflichtet fühlt wie der Zukunft der Musik – so schrieb es der Veranstalter im Programm – war im weiteren Verlauf des Konzertabends gut zu hören. So wählte sie die Violinsonate Nr. 2 von Maurice Ravel aus. Dieses Stück war die musikalische Wende in Ravels schaffen und charakterisierte sie selber mit «Verzicht auf den Charme der Harmonie». Auch die Stücke aus der Violinsonate von Francis Poulenc muteten eher modern an. Und wieder begeisterte Mutter mit präzisem Spiel und unheimlicher Ausstrahlung. Brandender Applaus bestätigte ihre Leistung. «Introduction» und «Rondo capriccioso a-Moll» von Camille Saint-Saëns sorgten am Ende des Abends nochmals für viel Melodie im Ohr.

Mit grosser Begeisterung nahm das Publikum die zwei Zugaben entgegen. Darunter war ein Stück aus der Feder von Arthur Benjamin, das nochmals für gute Laune sorgte.

Eingespieltes Team
Gemeinsam mit ihrem langjährigen Klavierbegleiter Lambert Orkis meisterte sie die Musik aller ausgewählten Epochen. Beide scheinen sehr aufeinander abgestimmt und ihre Komunikation bedarf keiner Worte. Und so wurde der einmal zu früh einsetzende Applaus von Orkis charmant abgefangen und er sorgte so für beste Unterhaltung. Einmal mehr bewies Anne-Sophie Mutter ihre Position als eine der angesehensten Musikerinnen der heutigen Zeit.


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