Sechs Millionen für die Bergbahnen

  29.08.2017 Saanenland

Die Stimmberechtigten der ordentlichen Generalversammlung der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) stimmten der «genehmigten Kapitalerhöhung» von sechs Millionen Franken zu und der gesamte Verwaltungsrat wurde für ein weiteres Jahr wiedergewählt. Man ist nach dem positiven Geschäftsjahr 2016/17 zwar nicht euphorisch, aber optimistisch.

KEREM S. MAURER
131 Aktionäre besuchten am vergangenen Samstag in Saanen die GV der BDG. Sie vertraten mit 330 763 567 Aktienstimmen 93,45 % aller Aktienstimmen. Zufrieden stellte Heinz Brand, VR-Präsident der BDG fest, dass «etwa 40 bis 50 Personen mehr hier sind, als noch vor einem Jahr.» Bevor es an die statutarischen Geschäfte ging, gab es einen ausführlichen Rück- und Ausblick. Verwaltungsrat Dr. Roland Zegg erörterte die Widerwärtigkeiten, mit denen der Skitourismus zu kämpfen hat. Dazu zählte er den Klimawandel, die Wechselkurse und die Billigflugreisen-Anbieter, welche Unmengen an Kerosin verpufften, ohne dass sich jemand daran störe. Auch die Österreicher kämpften mit denselben Problemen, betroffen sei der ganze Alpenraum. Doch dank «rigorosem Kostenmanagement» sei man hierzulande auf Kurs, betonte Zegg. Die Sanierung der Bergbahnen sei oft schmerzlich und unpopulär, aber wichtig. Er erinnerte daran, dass die Bergbahnen im Saanenland noch vor zwei Jahren auf einem 60 Millionen Schuldenberg sassen. Die grössten Verluste im Jahr führe man bei schlechter Schneelage über Weihnachten und Neujahr ein, belegte Zegg mit Folien. Was man in diesen Tagen verliere, sei nicht mehr wettzumachen. Auf diesen Umstand gibt es laut Zegg nur eine richtige Reaktion: Beschneien, was das Zeug hält. Denn «mit funktionierenden Beschneiungsanlagen fallen diese Verluste nur halb so gross aus», ist er überzeugt.

«Nur Bähndli fahre alei längt nid!»
Im Ausblick wird klar, dass genau das die Winter-Stossrichtung ist, um die Schneesportler ins Saanenland zu locken. Fünf Millionen wurden für die Sanierung und Optimierung der Beschneiungsanlagen 2016 investiert und noch einmal soviel sollen es 2017 sein. Ob sich diese Investitionen je lohnen, hinsichtlich der – für den Skitourismus – düsteren Prognosen, welche die Klimaforscher gerade in Interlaken machten, ist umstritten. Heinz Brand sagte am Rande der Veranstaltung gegenüber dieser Zeitung: «Wir müssen beschneien. Wir müssen dem Gast klar machen, dass wir im Winter Schnee haben». Offenbar geht es nicht anders. Doch nur Skifahren anbieten reicht heutzutage nicht mehr. Zegg ist überzeugt, dass der Preis keine Rolle spielt, solange das Produkt stimmt. Und genau daran müsse noch gearbeitet werden. Stichwort Gastronomie, Sanierung und Umbau der Berghäuser Rinderberg Spitz, Saanerslochgrat und Videmanette im Jahr 2016 sowie Horneggli 2017 und den Kauf der Hamilton Lodge. Auch für den Sommer gilt: «Nur Bähndli fahre alei längt nid!» Man müsse die Bergwelt inszenieren, dem Gast mehr bieten, als nur Natur und gute Luft. So hat die BDG auch für den Sommer viele Projekte vom Rundweg über die Panoramainszenierung bis hin zum Streichelzoo beispielsweise auf der Wispile. Dazu Abenteuerspielplatz und Erlebniswald.

Einsprache noch nicht vom Tisch
Zudem stehen zwei Gondelbahn Neubauten an: Saanerslochgrat und Eggli. Zu ersterer konnte Heinz Brand Positives vermelden: Am 22. August habe das AGR (Amt für Gemeinde und Raumordnung) die Bewilligung für die Überbauungsordnung ausgestellt. Nun liegt der Ball beim Bundesamt für Verkehr BAV, welches die endgültige Baubewilligung ausstellen soll. Liegt diese Bewilligung vor, muss nur noch auf einige Birkhühner Rücksicht genommen werden, welche in ihrer Ruhe weder durch Sprengungen noch Helikopter gestört werden dürfen. Weniger Positives vermeldete er zum Neubau Gondelbahn Eggli. Dort liege noch immer diese eine Einsprache auf dem Tisch, die das ganze Verfahren verzögere. Doch Brand ist zuversichtlich, dass man auch hier im nächsten Jahr die geplante Bahn realisieren könne: «Optimismus darf sein.»

Kapitalerhöhung klar zugestimmt
Der Verwaltungsrat beantragte eine «genehmigte Kapitalerhöhung» von sechs Millionen Franken inklusive Aufnahme des entsprechenden neuen Artikels 3a in die Statuten. Woher diese sechs Millionen kommen, besagt Artikel 3a im Wortlaut: «Der Verwaltungsrat ist ermächtigt, jederzeit bis zum 26. August 2019 das Aktienkapital um maximal Fr. 6 000 000.– durch Ausgabe von höchstens Fr. 100 000 000.– vollständig zu liberierender Namenaktien mit einem Nennwert von je Fr. 0,06 zu erhöhen. (...)» 330 731 251 Aktienstimmen stimmten dem Antrag des VR zu, 32 316 (eine Enthaltung) enthielten sich. Nein-Stimmen gab es keine.

Gewinn erwirtschaftet
Über das Jahresergebnis haben wir bereits ausführlich berichtet. Erwähnt soll hier noch einmal sein, dass in der Jahresrechnung der BDG ein Gewinn von 115 000 Franken ausgewiesen wird. Für BDG Geschäftsführer Matthias In-Albon ist das, angesichts des Jahres der Extremen mit einem schwierigen Klima «ein durchaus passables Ergebnis». Die Stimmung an der GV war gut. Offensichtlich wurde in letzter Zeit nicht nur viel, sondern auch gut gearbeitet. Es herrschte Zuversicht und Aufbruchsstimmung. «Wir sind ein eingefleischtes Team», sagte Brand stolz über den Verwaltungsrat, anlässlich der einstimmigen Wiederwahl aller Mitglieder. «Jeder von uns setzt sich für gute Resultate in der BDG ein!» Es gibt allerdings noch viel zu tun. «Es ist eine Realität, dass derzeit der Schneesportmarkt stagniert. Wir müssen ein Konstrukt auf die Beine stellen, das nicht defizitär ist und eine betriebswirtschaftliche Basis für die Zukunft bietet», schreibt In-Albon in seinem Geschäftsbericht. In-Albon schliesst seine Ausführungen im Landhaus in Saanen mit dem Goethe-Zitat: «Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.»


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