Das Schlachtfeld der Pilze

  19.09.2017 Leserbeiträge, Natur, Leserbriefe

Letzten Samstag freute ich mich, mein sechsjähriges «Gottimeitschi» in die Kunst des Pilzesammelns einzuführen. Gut gelaunt fuhren wir Richtung Wispile und liefen dort einen Hang hinunter. Schon zu Beginn der Route bemerkte ich, dass das Gras dem Waldrand entlang niedergetrampelt war. Meiner Einschätzung nach muss jemand wenige Stunden zuvor leider schon dieselbe Idee gehabt haben. Dies ist wohl schon jeder/m Pilzler/in passiert. Wie ich die Natur dort vorfand, hat mich jedoch sehr wütend gemacht. An moosigen Stellen war unliebsam «tschuppelweise» Moos herausgerissen und weggeworfen worden. Am Wegrand lagen lauter ausgerissene Pilze, ungeniessbare und alte geniessbare. Die Pilze waren nicht mit dem Messer abgeschnitten, sondern mitsamt dem Stiel ausgerissen worden und hinterliessen grosse Löcher im Boden. Neben den umgeknickten Pilzen waren auch Schuhabdrücke im nassen Waldboden sichtbar. Wahrscheinlich hat die Person Pilze sogar «umgeschuttet». Mein Gottemeitschi brachte es auf den Punkt: «Das sieht ja furchtbar aus hier!» Dieser Meinung war ich auch – es sah aus wie auf einem Schlachtfeld! Was der/ diejenige übersehen hat, war, dass unmittelbar neben der gesamten niedergetrampelten Wegstrecke lauter Eierschwämme versteckt waren, welche wir natürlich gerne und mit viel Liebe einsammelten. So gingen wir nach einer Stunde mit einem vollen Körbli nach Hause.

Doch der bittere Nachgeschmack bleibt. Darum hier als Laien-Pilzsammlerin einige Tipps, welche ich im Umgang mit Pilzen anwende: Pilze am besten nahe dem Boden mit dem Messer abschneiden und nicht ausreissen, so bleibt das Pilzgeflecht (auch Myzel genannt) im Boden unverletzt. Oder Pilz mit gesamtem Stiel pflücken und entstandenes Loch im Boden gut zudrücken, damit das Myzel nicht austrocknet. Wenn man aus Versehen einen ungeniessbaren Pilz gepflückt hat, diesen mit dem Messer in kleine Stücke zerschneiden und auf dem Waldboden verstreuen, damit die Erde die Pilzstücke optimal verkompostieren kann.

Falls Sie sich mehr damit beschäftigen wollen, gibt es gute Pilzbücher, um sich Wissen anzueignen. Der Natur zuliebe sollten wir – gerade weil wir uns von ihr bedienen – mit dem nötigen Respekt begegnen. In diesem Sinne wünsche ich allen noch eine gute und erfolgreiche Pilzsaison.

NICOLE RUFLI, BERN


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