Freudiger Auftakt mit sensationellen Solisten

  30.01.2018 Kultur, Gstaad, Konzert, Saanen

Frühwerke von Haydn und Mozart prägten den Beginn der Sommets Musicaux Gstaad, die bis nächsten Samstag stattfinden. Eine Woche lang wird in Saanen, Gstaad und Rougemont auf höchstem Niveau musiziert.

LOTTE BRENNER
Mit Österreichs Klassikern, im Orchester mehrheitlich von Landsleuten interpretiert, begann das klassische Winterfestival Sommets Musicaux in der Mauritiuskirche Saanen. Es war ein richtiges Fest fürs Ohr und das Gemüt. Wie sehr lieben die Wiener und Salzburger doch «ihren» Mozart! Und diese Herzensangelegenheit brachten sie am Wochenende liebevoll zum Publikum herüber.

Faszinierender Cellist
Im ersten Konzert war Daniel Müller-Schott Solist im ersten Cellokonzert von Joseph Haydn. Das Kammerorchester Wien-Berlin, eine wunderbar gelungene Zusammensetzung aus Musikern zweier grosser Sinfonieorchester, unter der Leitung von Rainer Honeck (Konzertmeister der Wiener Philharmonker), teilte mit dem temperamentvollen Cellisten das Engagment für diese tolle Komposition voller Ideen und wundervollen Melodiebogen. Beseelt spielt der junge Cellist, der weltweit bereits eine beeindruckende Karriere aufweist. Er steckt voller Feuer. Sein Instrument lässt er warm und voll erklingen, auch an hauchdünnen Stellen. In einer spielerischen Kadenz weiss er gar fröhlich auf seinem Instrument zu tanzen, um dann, wie ein Chamäleon, sich kanonisch wieder in das orchestrale Geschehen einzubringen. In einer weiteren Kadenz trägt er wiederum den melodischen Gedanken des Satzes weiter. Die Harmonie zwischen Orchester und Solist war perfekt, der Cellist und das feinfühlige Orchester waren eins.

Mit der «Habenara» von Maurice Ravel bedankte sich der Vollblutmusiker beim begeisterten Publikum, und er offerierte gleich noch eine zweite Zugabe, eine von A bis Z gezupfte Komposition in italienischem Stil, womit er eindrücklich eine weitere Anwendungsmöglichkeit seines wunderbaren Instruments aufzeigte.

Der junge Mozart
Umrahmt wurde das Solokonzert mit zwei Mozart-Symphonien, wobei die erste eine sehr früh entstandene war. Das kleine Orchester, mit hervorragenden Bläsern, spielte in höchster Präzision, freudig ausgelassen und mit hinreissender Leichtigkeit.

Auch das Orchester bedankte sich mit zwei Zugaben. Nach einem zarten Andantino aus Mozarts Schatzkammer galoppierte es, echt wienerisch, mit einer rassigen Polka von Josef Strauss davon.

Der zweite Höhepunkt
Ebenfalls in der Kirche Saanen brillierte der sehr junge Violonist Daniel Lozakovich mit der Camerata Salzburg unter der Leitung von Gregory Ahss. Auch im zweiten Konzert standen Werke von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart im Vordergrund. Ein spannungsgeladener Einstieg mit der Symphonie Nr. 27, genannt «Hermanstädter», mit einem wiegenden langsamen Satz (Siciliano), worin die Bratsche lieblich zart gezupft wird, stimmte die Camerata Salzburg in die Musik des 18. Jahrhunderts ein. Höhepunkt des Abends war das Violinkonzert in G-Dur, KV 216, von Mozart. Daniel Lozakovich begeistert nicht nur virtuos. Er ist ein Frühtalent mit unglaublich musikalischer Reife, weltweit bekannt und trotzdem jung unverdorben, sympathisch bescheiden im Auftritt. Der ehemalige Leiter des Mozarteums Salzburg, Bernhard Paumgartner, spricht in seiner Mozart-Biografie dem Knaben Wolfgang «Liebe zum beseelten Ton und die technische Universalität» zu. Dies gilt auch für den jungen Geiger Lozakovich, der es in seiner Zugabe, den Paganini-Variationen, nochmals bewies. Er meisterte diese mit unvergleichlicher Virtuosität, ohne jedoch an jugendlichem Charme zu verlieren, in grosser Leichtigkeit und mit musikalischem Tiefgang.

Eine wohltuende Andacht von Erik Satie, im Arrangement von Claude Debussy, folgte auf das brillante Violinkonzert. Mit diesem neoklassischen Werk leitete das Orchester nahtlos in die Mozart-Symphonie Nr. 28, KV 200 über, die nochmals frisch und keck auflockerte. Auffallend sauber und diskret kam hierin das Horn zum Zug, und die Salzburger konnten nochmals so richtig in Mozarts Melodienreichtum schwelgen, witzig und fröhlich.

Es geht weiter
Nach diesen zwei tollen Konzerten folgen nun täglich Klassik-Events. Ebenfalls kann der Konzertliebhaber dem Nachwuchswettbewerb folgen, der im Rahmen der Konzerte der Jungen in der Kapelle Gstaad durchgeführt wird. Bewertet wird jeweils die Interpretation eines Werkes des heurigen «compositeur en résidence», Benjamin Atthahir.


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