Patrouilleurin Martina Lüthi sorgt für sichere Pisten

  16.01.2018 Gstaad

Martina Lüthi kontrolliert jeden Tag die Pisten und rückt bei Unfällen mit dem Rettungsschlitten aus. Sie erlebt ihren ersten Winter als Patrouilleurin bei den Bergbahnen Destination Gstaad (BDG), ihr Arbeitsplatz ist bei der Bergstation Eggli. Obwohl sie noch nicht auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen kann und als Frau zur Minderheit in diesem Beruf gehört, fühlt sie sich im Team gut aufgehoben.

Der Arbeitstag beginnt für Martina Lüthi damit, dass sie mit der Gondel oder dem Sessellift aufs Eggli fährt. In der folgenden Stunde kontrolliert sie gemeinsam mit einem weiteren Patrouilleur aus dem Team alle Pisten, setzt Markierungen wieder richtig ein und sichert Hindernisse.

Sobald eine Piste kontrolliert ist, gibt die Patrouilleurin sie durch eine Meldung in die Zentrale frei, von wo aus die Anzeigetafeln bewirtschaftet werden. Grüne Lämpchen zeigen den Gästen die offenen Pisten, was bedeutet, dass Martina Lüthi und ihre Arbeitskollegen auf der morgendlichen Patrouille keine Hindernisse gefunden oder sie bereits behoben oder gesichert haben.

Danach treffen sich die Patrouilleure zu einer kurzen Besprechung. Fehlt noch eine Markierung oder muss ein Netz umgesetzt werden, so wird diese Aufgabe jetzt aufgeteilt, denn die ersten Gäste kommen mit den Bergbahnen aufs Eggli und beginnen, die Pisten zu nutzen.

Gut ausgerüstet
Dies bedeutet jedoch auf keinen Fall, dass der Arbeitstag zu Ende ist. Martina Lüthi bezieht nun das Sanitätszimmer und kontrolliert ihren Rucksack. Viel Material ist auf kleinem Raum verstaut: Handschuhe und noch mehr Handschuhe, denn das erste Paar sei schon seit der ersten Pistenkontrolle nass, aber auch Karabiner und ein kurzes Seil, ein Lawinenverschüttetensuchgerät, ein Feldstecher, eine Lawinenschaufel, Verbandszeug und noch vieles mehr.

Das rote Fach ihres Rucksacks beinhaltet das Material, das bei ganz schlimmen Unfällen eingesetzt wird: Beatmungsmaske und Kleiderschere. «Ich musste es zum Glück bisher noch nie benutzen», erzählt Martina Lüthi. Aber sie sei auch darauf trainiert worden, in so einem Notfall zu handeln und erst später die Emotionen zuzulassen. Den Umgang mit dem Defibrillator hat sie für ihre Ausbildung zur Patrouilleurin gelernt, genauso wie der Transport mit dem Rettungsschlitten. Um überhaupt zur Ausbildung zugelassen zu werden, musste sie den Nothelferkurs und die Samariterstufe 2 vorweisen sowie einen Kurs für den Defibrillator machen. Danach folgten der Schlittenvorkurs und die Eintrittsprüfung. Am Prüfungstag wurden die Patrouilleur-Aspiranten in fünf Disziplinen getestet. Danach folgte der Hauptkurs, bei dem die angehenden Patrouilleure unter anderem sehr viel über Medizin, Pistensicherung, Gebirgstechnik und Rechtliches gelernt haben.

Nothelferin auf der Piste
Mit dem Material in ihrem Rucksack und den gelernten Kenntnissen aus der Ausbildung ist Martina Lüthi für den Fall ausgerüstet, dass ein Unfall auf der Piste passiert. Dann ruft meistens jemand die Notrufnummer 144 oder die Zentrale der BDG, und die Patrouilleurin wird per Funk benachrichtigt. Sie rückt meistens mit dem Schlitten an den Unfallort aus, leistet erste Hilfe und entscheidet, wie der Weitertransport des Patienten organisiert wird, ob sie den Helikopter anfordern muss oder den Verletzten mit dem Schlitten zur Talstation transportieren kann.

An den Unfallstellen seien meistens sehr hilfsbereite Menschen, manchmal sogar Ärzte oder Krankenschwestern. «Darum sind wir sehr froh, denn trotz allem sind wir keine medizinischen Fachpersonen.» Wenn die Piste sehr eisig ist und der Transport mit dem Schlitten erfolgt, findet sich in der Regel auch eine freiwillige Person, die hilft, den Schlitten zu halten. Dank den guten Pistenverhältnissen ereigneten sich diese Saison wenig Unfälle auf dem Eggli. «An einem Tag ohne Unfall helfen wir auch bei den Gondeln mit», erklärt Martina Lüthi. Arbeit gebe es immer genug.

«Ich finde es spannend, dass ich nicht immer weiss, was mich erwartet», sagt Martina Lüthi und erklärt, dass jeder Einsatz anders sei. Tagsüber ist sie immer mit dem Funk verbunden und kann ausrücken, sobald eine Meldung kommt. Deshalb bewegt sie sich auch nie allzu weit von der Bergstation Eggli weg, es sei denn, der Posten ist durch einen anderen Patrouilleur besetzt.

Auch ausserhalb der Pisten aktiv
Auch wenn die Saison vorbei ist und die Pisten wieder grün sind, ist Martina Lüthi nicht arbeitslos. Sie arbeitet von Frühling bis Herbst bei den Wartungsarbeiten und im Unterhalt mit, das heisst, sie kontrolliert und revidiert die Beschneiungsanlagen und sorgt dafür, dass diese im nächsten Winter wieder einsatzbereit sind.

Ursprünglich kommt Martina Lüthi aus einem ganz anderen Beruf: Sie ist gelernte Schreinerin. Als sie die Lust zu einem Wechsel verspürte, hat sie bei den Bergbahnen angefangen und auf der Wispile gearbeitet. Der Beruf der Patrouilleurin hat sie sehr interessiert, sie habe sich als Frau jedoch nicht ganz zugetraut, den schweren Schlitten samt Patient stemmen zu können. «Eines Tages kam mein Chef und sagte, jetzt versuchen wir es einfach mal», erzählt sie. «Er hat Steine auf den Schlitten geladen und wir sind zusammen ins Rübeldorf gefahren.» Danach habe er sie für den Kurs angemeldet. Im Einsatz als Patrouilleurin ist sie seit dieser Saison. Die Pisten rund ums Eggli kennt sie inzwischen in- und auswendig und erkennt fehlende Pistenmarkierungen sofort.

Als Frau in einer Männerdomäne
Als Frau gehört Martina Lüthi im Patrouilleur-Beruf zur Minderheit. Sie ist eine von vier Patrouilleurinnen, die momentan für die BDG arbeiten. Dies ist für sie jedoch nicht aussergewöhnlich, da sie auch vorher als Schreinerin bereits in einer Männerdomäne gearbeitet hat. Meistens fällt es ihr gar nicht auf und nur ganz selten hat sie das Gefühl, sich als Frau etwas mehr beweisen zu müssen. Da sie sehr viel Wert darauf legt, ein gutes Verhältnis zu den anderen Mitarbeitern der Bergbahnen zu pflegen, fühlt sie sich im Team gut aufgehoben und weiss, dass sie auch auf andere zählen kann, wenn sie einmal Hilfe braucht, den Schlitten bereitzustellen. Umgekehrt hilft sie zwischendurch auch gerne bei den Sesselliften und Gondeln mit. Letztendlich komme es auf andere Eigenschaften an, um diese Arbeit machen zu können. «Ich arbeite sehr gerne draussen und das bei jedem Wetter», sagt Martina Lüthi. Das helfe, denn obwohl sie das Glück habe, bei strahlendstem Sonnenschein auf der Piste zu sein, müsse sie auch bei strömendem Regen für die Sicherheit der Gäste sorgen.


WEN ALARMIEREN?

Bei einem Unfall auf der Piste kann man sich direkt an die Zentrale der BDG wenden: 033 744 14 14. Natürlich helfen auch die Notrufnummer 144 und die Rega weiter. Der Alarm wird von dort aus aber wieder zur Zentrale der BDG weitergeleitet, welche die entsprechenden Patrouilleure informiert.


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