Direktorenwechsel prägt Geschäftsjahr

  16.03.2018 Gstaad

Gstaad Saanenland Tourismus (GST) hatte ein herausforderndes letztes Geschäftsjahr. Direktor Martin Bachofner wechselte die Stelle und Vizedirektor Michel Matti wurde pensioniert.

BLANCA BURRI
Martin Bachofner kündigte seinen Posten als Tourismusdirektor im letzten Jahr, woraufhin sein Nachfolger in einem aufwendigen Verfahren gesucht und mit Sébastien Epiney gefunden wurde, sagte Präsident David Matti an der Hauptversammlung, die am vergangenen Dienstagabend im The Alpina stattfand. Nach einer mehrmonatigen Vakanz begann Sébastien Epiney im Oktober letzten Jahres mit seiner Arbeit. Trotz der grossen Herausforderungen durch den Direktionswechsel und die mehrmonatige Vakanz habe GST seine Aufgaben sehr gut gemeistert, sagte David Matti. «Die Geschäftsleitung hat eine sehr gute Arbeit geleistet», zeigte er sich dankbar.

Eis gebrochen
«Ich werde oft mit Sven angesprochen, ich heisse aber Sébastien», lachte der neue Tourismusdirektor, bevor er den Jahresbericht präsentierte. Sven sei in Naters geboren und in Bern aufgewachsen. Er sei heute ein bekannter Radio- und TV-Moderator. Er, Sébastien, sei in frankophonen Regionen aufgewachsen und weder ein Star noch so sprachgewandt wie Sven Epiney. Die 120 Mitglieder und 43 Gäste konnten ein Schmunzeln nicht verkneifen, das Eis war gebrochen.

Mehr Logiernächte als im Vorjahr
Die Schweiz konnte im vergangenen Jahr 4,4 % Logiernächte (LN) zulegen. «In unserer Destination waren es nur 2,8 %», sagte der Tourismusdirektor und erklärte, dass Gstaad im letzten Jahr wie in den Vorjahren Gäste aus den europäischen Kernmärkten (–4,6 % LN) verloren habe. Diese schlechte Performance sei mit Gästen aus der Schweiz und den Fernmärkten (Indien, Golfstaaten, China und Nordamerika) gutgemacht worden. Epineys Fazit: «Wir sind in der nationalen Super League Spitze, aber noch nicht in der Champions League.» Die Qualität der Leistungen sei sehr hoch und das werde vom Gast auch gewünscht, denn die Destination sei ganz klar eine Premium-, wenn nicht sogar Luxusdestination. Zwei Drittel der Hotellogiernächte werden in der 4- und 5-Sterne-Hotellerie generiert. «Das ist einmalig im ganzen Alpenraum», so Epiney.

Die Stimme der Gäste
Sébastien Epiney ging auf die vielen nationalen und internationalen Auszeichungen ein, welche die Hotels aus dem Saanenland im vergangenen Jahr erhalten hatten. Bei der Gästebeurteilung auf Tripadvisor zum Beispiel haben The Alpina Gstaad (1) und das Romantik Hotel Hornberg (3) Spitzenplätze inne. «Das will was heissen, das ist die Stimme der Gäste», betonte der Tourismusdirektor.

One-Stop-Shop
Schon länger wird bei GST von einem One-Stop-Shop gesprochen, einer Onlineplattform, bei der alle Leistungen gebucht werden können, die in der Destination erhältlich sind. «Wir haben den Ausbau des Webshops an die Hand genommen», erklärte Vizedirektor Andreas Zoppas. Inzwischen können Langlaufpässe, Saisonabos für Einheimische, Kutschenfahrten, Paragliding und vieles mehr im Internet gebucht werden. «Im laufenden Winter gingen bisher mehr als 150 Buchungen über den Webshop ein.» Das Angebot werde nun dauernd ausgebaut.

Loipen oder Schwimmbad?
Auf die Infrastruktur ging Andrea Riggenbach ein. Sie ist die Nachfolgerin von Michel Matti, der lange Vizedirektor von GST war. «Die Loipen waren im Winter 2016/17 während gesamthaft 69 Tagen geöffnet», erklärte sie – 30 Tage unter dem Mittelwert der letzten fünf Jahre. Das sei auf die prekären Schneeverhältnisse, aber auch auf rasante Wetterumstürze zurückzuführen gewesen. «Innerhalb von nur 24 Stunden wurden aus top präparierten Loipen Schwimmbäder.» Da sei die Werkgruppe gefordert gewesen.

Andreas Wandfluh gab einen Einblick in die Marketingaktivitäten der neuen Marketinggesellschaft. Sie vereint das Marketing von GST und Bergbahnen Destination Gstaad unter einem Dach. Sie beinhaltet die Abteilungen Produktmanagement, Marktbearbeitung und Marketingkommunikation. Die Gesellschaft hat für Sachleistungen 2,3 Mio. Franken zur Verfügung (ohne Personalkosten und ohne die finanzielle Unterstützung der Events von 1,3 Mio. Franken durch die Gemeinde Saanen).

Zusammenarbeit mit Nachbarn
Von 2007–2014 haben die Städtereisen global um 82 %, Strandferien um 39 % und Touring um 21 % zugenommen, wie eine Studie von ITB World Travel Trends Report aufzeigt. «Leider profitiert der Bergtourismus vom allgemeinen Tourismusboom nicht, weil es in den Bergen keinen Zuwachs gibt», hielt Sébastien Epiney fest. Deswegen kämpfe man nicht um spektakulären Zuwachs, sondern um Marktanteile. «Nur die Stärksten werden überleben und wir sind fest davon überzeugt, dass wir dazu gehören», so Epiney. Um sich gegen die globale Konkurrenz zu rüsten, sei man eine Partnerschaft mit Lenk eingegangen, die im laufenden Prozess genauer definiert werde.

Kein direkter Vergleich
Da die Marketinggesellschaft nicht mehr Teil von GST ist, kann die Rechnung 2016/17 nicht direkt mit dem Vorjahr verglichen werden. Das Geschäftjahr schloss mit einem Umsatz von 8,067 Mio. Franken und einem Gewinn von 38 495 Franken. Alle Abschreibungen konnten wie geplant getätigt werden.

Simon Bolton und Oliver Waser
Simon Bolton (Gsteig) und Oliver Waser (Flendruz) wurden für Christa Hauswirth und Hansueli Brand in den Vorstand gewählt. Der Präsident verabschiedete Michel Matti und Martin Bachofner auf homorvolle Art und Weise. Michel Matti ging nach 18 Jahren bei GST in Pension. Er erhielt am Dienstag ein Ruhebänkli, das aus Langlaufski hergestellt wurde. Für Martin Bachofner gab es, wie könnte es anders sein, ein «Velobänkli».


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