Hotelbranche benötigt neue Fachkräfte

  29.03.2018 Tourismus

Die Hotellerie im Oberland verzeichnet gute Zuwachsraten. Ein Nachteil davon: Es fehlt zunehmend an qualifiziertem Personal. Dem will der Hotelier-Verein entgegenwirken und bietet zum Beispiel Blicke hinter die Kulissen an.

HANS RUDOLF SCHNEIDER
Muster brechen. Mit Unsicherheit kreativ umgehen. Neue Blickwinkel suchen. Experimente starten. Die Oberländer Hoteliers beschäftigten sich an ihrer Mitgliederversammlung mit Strukturen, Ideen, Versuchen – und Mut. Dirk Osmetz von der deutschen Firma Musterbrecher zeigte auf, dass es Experimente im Betrieb braucht, um etwas zu verändern – und natürlich möglichst zu verbessern. Auf keine Experimente hingegen lässt sich der Hotelier-Verein bei seiner Führung ein. Der bisherige Vizepräsident Stefan Grossniklaus (Aspen alpin livestyle Hotel, Grindelwald) übernimmt das Präsidentenamt von Urs Bircher (Congress Hotel Seepark, Thun), der drei Jahre an der Spitze stand.

Aufschwung erfordert Personal
Im Rück- und Ausblick des scheidenden Präsidenten an der Mitgliederversammlung in Adelboden war ein Schwerpunkt herauszuhören: der Fachkräftemangel in der Branche. Im Gespräch erläuterte er die Problematik genauer. «Mit dem spürbaren Aufschwung in der Oberländer Hotellerie hat sich das Thema akzentuiert. Nach den schwierigen Vorjahren mit schneearmen Wintern und schwachen wirtschaftlichen Umfeldern spürt man den Aufschwung jetzt wirklich. Es gibt immer öfter Berufskollegen im Oberland, die mir sagen, sie hätten nicht alle offenen Stellen besetzen können. Insbesondere Köche und qualifiziertes Servicepersonal sind sehr gefragt.» Das Problem sei grundsätzlich von Interlaken über Thun bis nach Gstaad ähnlich festzustellen. Einzelne Sektionen wie Gstaad-Saanenland hätten bereits selber Massnahmen getroffen, zum Beispiel Stellenplattformen. Dieser Mangel bestehe schweizweit und sei kein Oberländer Phänomen, aber er fordere die Betriebe stark.

Verein und Verband reagieren
Zu spät sei man nicht mit den jetzigen Bemühungen, man agiere ja auf verschiedenen Ebenen, sagt Urs Bircher. Die Berufsbildung sei eminent wichtig, aber auch für gestandene Hoteliers gebe es Weiterbildungsmöglichkeiten. Dazu gehören konkret:

Tag der offenen Hoteltüren vom Sonntag, 3. Juni (schweizweit): «Please disturb» (bitte stören) heisst diese Initiative und bietet Jugendlichen Einblicke in die Berufe rund um die Hotellerie sowie hinter die Kulissen. Die teilnehmenden Hotels sind unter www. pleasedisturb.ch aufgelistet.

Ein Schnuppercamp von hotelleriesuisse: Während einiger Tage können Schülerinnen und Schüler in Betrieben die möglichen Berufe real erleben. Ein solches Camp ist für 2019 in Adelboden geplant.

Ein weiteres Projekt mit Schülern wird wiederholt: Eine 9. Klasse aus Grosshöchstetten wird während einer Woche ein Hotel in Adelboden führen. Das ist die Fortsetzung eines erfolgreichen und medienwirksamen Versuches vom letzten Jahr.

Seit August 2017 wird der neue Beruf «Hotel-Kommunikationsfachfrau/ -mann» angeboten und stösst auf sehr breites Interesse. Die Nachfrage ist konstant hoch geblieben. Diese Ausbildung bietet eine sehr breite Grundausbildung durch alle Bereiche eines Hotels. Damit will der Verband die Branche als Ganzes attraktiver machen.

Workshops im Bereich Kongressund Seminartourismus sollen zusammen mit dem beco (Berner Wirtschaft) Anreize und Grundlagen bieten, um in den Zwischensaisons interessante Angebote machen zu können. So sollen Ganzjahres-Stellen in der Branche geschaffen werden.

Auch wenn Urs Bircher das Präsidentenamt nun abgegeben hat, wird ihn das Thema Personalsuche und -ausbildung weiterhin beschäftigen, wenn auch auf einer anderen Ebene: Der Wechsel in der Oberländer Sektion wurde nötig, da Bircher neu in den Vorstand des schweizerischen Dachverbandes hotelleriesuisse gewählt wurde.


OBERLÄNDER HOTELLERIE 2017 IN KÜRZE

Die Wintersaison 2016/17 war für die Oberländer Hotellerie mit einem Zuwachs der Logiernächte um 4,3 Prozent zufriedenstellend. Mit + 9,75 Prozent überflügelte das Oberland dann im Sommer 2017 die Konkurrenten Wallis und Bündnerland deutlich. Auf das ganze Jahr gesehen weist das Oberland mit einem Plus von 341 488 Logiernächten (+ 9,4 Prozent) ebenfalls das grösste Wachstum auf. 40,8 Prozent der total 3,97 Millionen Übernachtungen wurden von Schweizer Gästen generiert; auf Platz 2 rangiert China mit 7,5 Prozent. Am längsten blieben die Belgier mit durchschnittlich 5,44 Übernachtungen. Im Jahresbericht des Hotelier-Vereins wird die Tendenz für die Wintersaison 2017/18 sehr optimistisch beurteilt, auch der Buchungsstand für die frühe Ostern 2018 sei besser.

HSF


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