Mehr als eine Familie

  29.05.2018 Interview

Der scheidende Dirigent Martin Stähli erzählt im Interview, dass das Chörli «Heimatglüt» für ihn mehr bedeutet, als nur Singen.

BLANCA BURRI

Wie ist das, 33 Jahre denselben Chor zu dirigieren?
Sehr schön, spannend und herausfordernd.

Was für einen Chor haben Sie damals übernommen?
Er war mit 16 Personen recht klein und das Repertoire bestand aus 28 Liedern. Und weil ich aus der klassischen Musik komme, wusste ich nicht recht, was mich erwartete. Natürlich hatte ich von meiner Ausbildung her Erfahrungen im Dirigieren, doch trotzdem war alles neu.

Was haben Sie eingebracht?
Zuerst haben wir die Stücke vom bekannten Repertoire gesungen. Schon bald haben wir nicht mehr drei-, sondern vierstimmig gesungen. Auch neue Lieder konnte ich einbringen. Die Sängerinnen und Sänger zeigten immer eine grosse Begeisterung.

Sie verbindet eine enge Beziehung zum Partnerchor in Darmstadt. Wie kam das?
Die Gemeinde wurde eingeladen, nach Darmstadt zu reisen. Das hat mich begeistert, und so organisierte ich einen erweiterten Chor, der dieses Angebot nutzte. Diese Reise bewegte einige Leute zum Mitsingen im Chörli «Heimatglüt» und so wuchs der Chor an.

Welche Situationen waren für Sie schwierig?
Altershalber mussten einige Chörlimitglieder in diesen 33 Jahren das Chörli verlassen. Besonders schwierig wurde es, wenn Stimmträger gegangen sind, das hat schon eine Lücke hinterlassen.

Welche Bedeutung hat das Chörli für Sie?
Es ist mehr als nur das Chörli. Es geht um mehr, als nur ums Singen. Wir sind fast wie eine Familie. Man ist füreinander da. Auch singen wir bei besonders schönen, aber auch traurigen Anlässen füreinander.

Weshalb hören Sie auf?
Das berufliche Engagement ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, sodass die fehlende Zeit ein Faktor ist. Ich werde aber im Chörli weitersingen und freue mich, dass ich nun nur noch zur Probe gehen und zu Hause meine Stimme proben kann, ohne dass ich mich noch anderweitig vorbereiten und vor dem Chor stehen muss. Ein Dirigentenwechsel gibt dem Chörli auch neuen Aufwind. Seit Kurzem haben wir ein paar neue junge Mitglieder, die mitsingen.

Welche neuen Projekte möchten Sie anpacken?
Eigentlich noch viele (lacht). Aber in erster Linie möchte ich für mich selbst wieder etwas mehr Zeit finden und mich wieder mehr bewegen.


ABSCHIEDSLIED

Zum Abschied von Martin Stähli trug das Chörli zwei neu gedichtete Strophen zum Gfelllied vor:

«Da seit der Chor u tuet ufstah:
Wier wei jetz danke dier für Gsang, Geduld, die schöni Zyt u oppe o bem Bier.

Für Zuekunft wünsche mier vel Glück u Gsundheit sowieso, drum hoffe wier, diech wieder z gseh als Bass bi üsem Chor.»


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