Ein Gottesdienst im Zeichen der Jagd

  30.10.2018 Zweisimmen

In der mit Tannengrün geschmückten reformierten Kirche in Zweisimmen waren die Bänke voll besetzt, als am vergangenen Sonntag die Hubertusmesse begann.

JENNY STERCHI
Die Idee, in der Kirche in Zweisimmen eine Hubertusmesse abzuhalten, entstand im Dialog zwischen Renate König-Fahrni, Schweizer Jägerin der Jahre 2018–2020, und Günter Fassbender, Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde in Zweisimmen.

Renate König wurde in diesem Jahr zur Schweizer Jägerin für die nächsten zwei Jahre gewählt. Sie selbst versteht sich mit diesem Titel als Botschafterin der Jagd und brachte dies in ihrem Grusswort während des ökumenischen Gottesdienstes zum Ausdruck.

Pfarrer Günter Fassbender führte durch den Gottesdienst, der musikalisch von den Gürbetaler Parforcehornbläsern und dem Jägerchörli Niedersimmental umrahmt wurde. Neben einer Vielzahl von Waidmännern wurden auch die treuen Begleiter auf vier Pfoten willkommen geheissen. Und so machten es sich einige der Jagdhunde unter den Kirchenbänken gemütlich.

Ein Gottesdienst mit jagdlichem Hintergrund
Die Hubertusmesse, die sich inhaltlich mit dem heiligen Hubertus und der Erscheinung, die jener Hubertus während der wohl schlimmsten Krise seines Lebens hatte, beschäftigt, findet zumeist um den 3. November (Hubertustag) herum und vielfach im Wald statt. Mit dem vielen Tannengrün und hier und da versteckten Tieren – präparierte Wildtiere wie Dachs, Rehkitz und Schwarzspecht – wurde der Wald in die Kirche geholt und bot eine überaus passende Kulisse.

Die Überlieferungen der Lebensgeschichte des heiligen Hubertus waren Teil der Predigt. So praktizierte jener Hubertus zu Beginn seiner Jägerlaufbahn eine ausschweifende Jagd, die einzig die Beute zum Ziel hatte. Dies gipfelte in einem turbulenten Jagdausflug, den er nach dem Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes in seiner Verzweiflung unternahm. Ihm sei ein weisser, kapitaler Hirsch, dem zwischen beiden Geweihstangen ein Kreuz erstrahlte, begegnet. Er liess den Hirsch laufen und kehrte mit einem anderen Verständnis der Jagd zurück. Die Jagd hatte für ihn ab sofort hegenden und pflegenden Charakter für die Wildtiere, die er nun als Geschöpfe göttlichen Ursprungs anerkannte. Bis heute geht diese Grundhaltung der «Achtung vor dem Geschöpf» als waidgerechtes Handeln ins jagdliche Brauchtum ein.

Beide Initianten dieser Hubertusmesse in Zweisimmen, sowohl Renate König als Jägerin als auch Pfarrer Günter Fassbender, sprachen sich für den Respekt vor allen Lebewesen aus und riefen zu einem Austausch zwischen Nichtjägern und passionierten Waidmännern auf.


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