Operationssäle wieder offen

  31.05.2019 Region

Seit Jahren wird vom Neubau des Spitals Zweisimmen gesprochen. Dieser ist in weite Ferne gerückt, deshalb hat die Spital STS AG reagiert: Sie investiert 2 Mio. Franken in das 40-jährige Spital.

BLANCA BURRI
Draussen ist es kalt, es regnet seit Tagen. Das nasse Wetter widerspiegelt sich im Restaurant des Spitals Zweisimmen. Die graue Decke weist mehrere grosse Wasserflecken auf. Weil das ganze Haus in die Jahre gekommen ist, es wurde 1971 erbaut, muss ein Teil saniert werden. Gesamthaft investiert die Spital STS AG 2 Mio. Franken in die Immobilie.

Operationstrakt saniert
Eine der ersten Massnahmen ist die Sanierung des Operationstrakts. «Die Einrichtung und die Böden entsprachen nicht mehr den heutigen Hygienestandards», erklärt Standortleiterin Martina Gläsel. Die Spital STS AG nahm die Planung des Umbaus frühzeitig an die Hand, überprüfte alle Arbeitsabläufe und Prozesse. Sie integrierte die neusten Erkenntnisse in die Konzeption. Nach Ostern schloss sie den Trakt, um mit dem Umbau zu beginnen. In den letzten sechs Wochen fanden deshalb alle Operationen in Thun statt. «Nach Ostern ist unsere ruhigste Zeit, deshalb passte es am besten», begründet die Spitalleiterin. Der OP musste wegen unvorhergesehener Arbeiten eine Woche länger geschlossen bleiben als geplant. Jetzt aber läuft wieder alles wie am Schnürchen. Die erste Operation findet heute um 7.30 Uhr statt.

Operationssaal ist für Besucher tabu
Bevor der Trakt desinfiziert wurde, hatte die Presse Gelegenheit, die Räumlichkeiten anzusehen. Das ist wie ein Sechser im Lotto, weil das Betreten des Herzstückes eines jeden Spitals aus hygienischen Gründen strengstens verboten ist. Der Eingangsbereich ist grosszügig angelegt. Wie der Rest des Traktes sind seine Wände in senfgelbem Pastell gefliest. Von dort führt je eine automatische Türe rechts und eine links in die zwei Vorbereitungsräume, wo sich die Operationsteams auf die anstehenden Eingriffe vorbereiten und wo die Patienten in Narkose versetzt werden. Jedem Vorbereitungsraum ist ein Operationssaal angegliedert. Rechts werden alle traumatologischen Eingriffe wie Beinbrüche oder Operationen an Gelenken vorgenommen, links hingegen mehrheitlich viszerale und gynäkologische Operationen durchgeführt. Martina Gläsel erklärt: «Das sind alle Eingriffe im Bauchraum.»

Hygiene ist das oberste Gebot
Zwischen den beiden Operationssälen befindet sich die Sterilisation. Für keimfreie Instrumente braucht es nach dem Gebrauch als Erstes eine manuelle und maschinelle Reinigung. Nach der Überprüfung und Pflege der Instrumente werden sie systematisch verpackt und anschliessend für mindestens 18 Minuten im Autoklav sterilisiert. «Der Sterilisator kann mit einem Dampfkochtopf verglichen werden», erklärt Martina Gläsel. Wenn er bestückt ist, wird er unter Druck von 3000 Millibar auf über 134 Grad Celsius erhitzt. Der ganze Sterilisationsprozess dauert über eine Stunde.

Ein in sich geschlossenes Lüftungssystem sorgt für absolut keimfreie Luft. Während der Umbauphase aber durften die Fenster geöffnet werden, ein nur selten anzutreffendes Bild, das nur wenigem OP-Personal in der beruflichen Laufbahn vergönnt ist. «Der alte Boden hatte mehrere Flicken, die Reinigung war mühsam», erklärt Patrizia Ledergerber Ruiz, Leiterin Operationstechnik. Deshalb sei es unerlässlich gewesen, ihn zu ersetzen. Der frisch gegossene hellgraue Boden der neusten Generation entspricht den heutigen Anforderungen. Für diese Facharbeit habe man Spezialfirmen aus dem Unterland engagieren müssen. «Ansonsten haben wir versucht, möglichst viele Bauunternehmen aus der Region zu berücksichtigen», sagt Martina Glä- sel. Sie schätzt die Zusammenarbeit mit den Einheimischen. «Alles lief rund.»

Effizienter arbeiten
Am meisten freuen sich die Mitarbeiter über das neue Lagersystem. «Wir haben grosse neue Schränke mit Auszügen erhalten, die den Arbeitsablauf deutlich vereinfachen», informiert die Leiterin des OPs. Die letzten vier Jahre war der OP im Sommer nur von Montag bis Freitag offen. Das ändert sich nun. Martina Gläsel: «Der Operationssaal ist wieder 24 Stunden an 365 Tagen pro Jahr offen.»

2 Millionen Franken investiert
Gleichzeitig wurde das Dach über dem OP saniert. Um den Betrieb mittelfristig zu sichern, sind weitere Investitionen geplant: Die Telefonanlage, das Röntgen, die Notfallmonitorisierung, das Apothekensystem auf dem Notfall sowie die Abwaschstrasse in der Küche stehen an. In den letzten beiden Jahren wurden bereits neue Pflegebetten angeschafft.

Diverse Investitionen ins Gebäude waren wegen der verschiedenen Neubaupläne lange ein Tabu. Neue Geräte dagegen wurden wenn immer möglich angeschafft. Martina Gläsel: «Dafür stehen uns jährlich rund 400’000 Franken nebst den direkt bewilligten Ersatzanschaffungen zur Verfügung.» Sie relativiert den hohen Betrag umgehend. Zwei neue Anästhesiegeräte inklusive Monitore kosten über 220’000 Franken. «Das Geld ist also schnell weg.» Weil medizintechnische Geräte einen Lebenszyklus von rund zehn bis zwölf Jahren haben, bleibt der Investitionsbedarf riesig.

Toller Arbeitsort
Martina Gläsel und Patrizia Ledergerber Ruiz sind sich einig: «Das Spital Zweisimmen der Spital STS AG ist ein toller Arbeitsort.» Sie schätzen die kurzen Dienstwege und den pragmatischen Umgang untereinander. «Wir alle kennen uns persönlich, helfen einander unkompliziert auch über Bereichsgrenzen hinweg und stecken viel Herzblut in den Betrieb.»

Trotzdem muss das Landspital um seine Mitarbeitenden kämpfen. «Im Pflegebereich konkurrenzieren sich beispielsweise Pflegewohnheime, die Spitex und das Spital als Arbeitgeber.» Alle im medizinischen Bereich ausgebildeten Fachkräfte arbeiten nach Ansicht der Spitalleiterin bereits mehrheitlich in einer der lokalen Institutionen. Der Fachkräftemangel aber ist enorm. Gerade Mitarbeitende für den Notfall, den Operationssaal und die Anästhesie würden von weit hergeholt. Deshalb unterstützt die Spital STS AG Mitarbeitende, die sich in diesem Bereich weiterbilden, auch finanziell.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote