Abenteuerliche Erlebnisse mit Saani

  28.04.2020 Region

Die Dorforganisationen Saanen, Gstaad, Schönried und Saanenmöser arbeiten zusammen mit der Destination Gstaad an der Realisierung von zwei Erlebniswegen. Das Geissli Saani dient dabei als Leitfigur der neuen Bündelung der Familienangebote und deren Weiterentwicklung.

SONJA WOLF
Saani soll ein junges putziges Saanengeissli mit Wiedererkennungswert werden. In Zukunft soll es Familien mit jungen Kindern wie ein roter Faden zu allen Familienangeboten der Region führen. «Saanis endgültiges Aussehen ist definiert und wird mit der Realisierung erster Produkte enthüllt werden», erklärt Michel Zysset, Leiter Infrastrukturen und Projekte der Destination Gstaad. Aufgrund der Corona-Situation musste der Zeitpunkt der Lancierung der Bündelung der Familienangebote im «Saaniland» allerdings von diesem Sommer auf Frühsommer 2021 verschoben werden.

Die Leitfigur wird auch auf den neuen Erlebniswegen als Namensgeber und roter Faden allgegenwärtig sein: sei es auf den Instruktionstafeln an den einzelnen Posten oder als naturgetreues Holzelement. Auch werden die Erlebniswege am einen oder anderen Hof vorbeiführen, wo reale Saanengeissen bestaunt werden können.

Zwei unterschiedliche Erlebnisse
Auf dem Themenweg «Saanis Klangerlebnis» zwischen Saanen und Gstaad, der von beiden Dörfern aus begonnen werden kann, werden Kinder von drei bis zwölf Jahren zusammen mit ihren Eltern – und Saani selbstverständlich – verschiedene Klänge und Geräusche entdecken. An 18 Erlebnisstationen können sie auf spielerische Art und Weise die traditionelle Volksmusik und auch die klassische Musik erleben, welche im Saanenland dank Yehudi Menuhin grosse Bedeutung erlangt hat. Sie bekommen aber nicht nur Musiktöne zu Gehör, sondern zum Beispiel auch Holzklänge durch einen Baumstamm, Tierstimmen an interaktiven Pulten oder das Sprudeln eines Baches an Lauschrohren. Der Weg passiert kinderfreundliche Infrastrukturen wie das Sportzentrum, die Alpenruhe, Grillstellen oder die geplante «Station» im ehemaligen Feuerwehrmagazin, die dieses Jahr zum ganzjährig nutzbaren Kinder-Kreativort ausgebaut wird.

Der zweite Weg, «Saanis Bergerlebnis», wird Familien von Saanenmöser nach Schönried führen. Hier trainiert Saani die Kinder an 17 Stationen in Kondition sowie Koordination und übt mit ihnen zum Beispiel Balancieren und Klettern, damit sie «berggängig wie eine Saanengeiss» werden. Auch erhalten sie Informationen über Pflanzen, Tiere oder das Moor und können ihre Eltern sicher am Ende des Weges über Hochmoorbläulinge, Moorenziane oder den Grossen Wiesenknopf in Erstaunen versetzen.

Direkter Zugang zur Natur
Adrian Friedli, Präsident der Dorforganisation Gstaad, betont: «Wir haben uns dafür entschieden, die Wege möglichst analog und nicht digital zu gestalten. Natürlich wird es Technik an den Tafeln geben, aber Sinn und Ziel der Wege ist der direkte Zugang zur Natur – kein Starren auf eine App am Handydisplay.» Die Instruktionen zu den Aktivitäten werden auf Tafeln in Deutsch, Englisch und Französisch zu lesen sein. Laut der Destination Gstaad und den vier beteiligten Dorforganisationen (DOs) werden die Wege einen Mehrwert für die Region generieren. Das heisst, «sie sollen die Gäste zum Entdecken und Wiederkommen motivieren und vielleicht sogar neue Besucher in die Region locken, insbesondere auch in der Nebensaison», so Patrick Bauer, Leiter Destinationsentwicklung bei der Destination Gstaad.

Ein Bedürfnis wird verwirklicht
Die Idee stammt aus dem Innovationswettbewerb Prix de Gessenay 2016. Adrian Friedli war damals Jurymitglied und sollte 52 vorgestellte Ideen bewerten. Es machte ihm grossen Eindruck, dass sich sehr viele der Ideen auf Familien bezogen. «Das spiegelte für mich ein Bedürfnis wider, dass in diese Richtung etwas gemacht werden sollte.»

Die Idee aus dem Prix de Gessenay wurde nach einem Runden-Tisch-Gespräch zwischen den DOs, der Destination und den Gemeinden ein knappes Jahr später aufgenommen und Anfang 2018 als Projekt ausgeschrieben. Zusammen mit der Firma pronatour erarbeitete die Projektgruppe anschliessend im Sommer 2018 das Konzept der Wege. Die Kosten der Projektplanung von 53’000 Franken trugen die Destination Gstaad und die DOs Gstaad, Saanen, Schönried und Saanenmöser. «Mittlerweile ist die Projektplanungsphase abgeschlossen», resümiert Patrick Bauer.

Finanzierungspläne
Bleibt die Projektrealisierung mit den Schritten Bau und Signalisation der Wege. Die Kosten dafür belaufen sich laut Kostenschätzung auf gesamthaft 639’000 Franken für die zwei Wege mit gesamthaft 35 Erlebnisstationen. Die Gemeinde wurde angefragt, einen grösseren Anteil zu übernehmen. Die Zusage der Finanzierung unterlag der Kompetenz des Gemeinderates, der sich noch vor der Corona-Krise positiv entschieden hat und jeweils 50 Prozent der Gesamtkosten der zwei Wege tragen wird. Den restlichen Betrag wollen die DOs und die Destination durch Sponsoring aufbringen. Die Präsidenten beziehungsweise Vorstandsmitglieder aus den vier beteiligten DOs sind dabei, jeweils in ihrem Gebiet die Werbetrommel zu rühren. In der aktuellen Lage keine einfache Aufgabe. Doch die Projektgruppe steht weiterhin vereint hinter dem Projekt und ist zuversichtlich, auch diese Herausforderung zu meistern.

Einverständnis der Landeigentümer
Mit den jeweiligen Landeigentümern aus ihrem Zuständigkeitsgebiet haben die vier Vertreter der DOs alle bereits persönlich gesprochen. Sie haben gemäss den Rückmeldungen der Landeigentümer nötige Anpassungen in die Wege geleitet, bis alle Beteiligten mit der Lage der Spielposten auf ihrem Grundstück einverstanden waren. Schliesslich konnten sie die schriftlichen Nutzungsvereinbarungen der Grundbesitzer einholen. «Dieser Prozess konnte in nur sechs Monaten abgeschlossen werden und wir haben eine hundertprozentige Zustimmung erhalten», zeigt sich Adrian Friedli dankbar gegenüber dem konstruktiven Prozess und der Unterstützung der Landeigentümer.

Letzte Hürden
Nach der Begehung der Wege mit den kantonalen Ämtern im letzten Herbst wurden weitere Anpassungen nötig, «aber aktuell sind wir so weit, die Baubewilligung zu beantragen, die Eingaben werden in den nächsten Tagen erfolgen», erklärt Michel Zysset. «Die Publikation erfolgt hoffentlich im Frühsommer. Aber der genaue Zeitplan liegt ab jetzt natürlich nicht mehr ganz in unseren Händen», relativiert Zysset. Falls die Baubewilligung zügig durchgeht, könne mit dem Bau im Spätsommer begonnen werden und einzelne Elemente der Erlebniswege bereits im Herbst 2020 das Familienangebot der Destination erweitern. Offiziell eröffnet werden die Wege im Frühsommer 2021.


Das neue Konzept kommt gut an

Verantwortlich für die Realisierung von «Saanis Erlebniswegen» sind die Dorforganisationen (DOs) Gstaad, Saanen, Saanenmöser und Schönried sowie die Destination Gstaad. Im Gespräch äussern sich Adrian Friedli, Präsident der DO Gstaad, Michel Zysset, Leiter Infrastrukturen und Projekte der Destination Gstaad, und Patrick Bauer, Leiter Destinationsentwicklung der Destination Gstaad, dazu, wie die Idee der neuen Erlebniswege bisher von der Bevölkerung aufgenommen wird.

SONJA WOLF

Braucht Gstaad überhaupt mehr familienfreundliche Angebote?
Adrian Friedli (AF):
Als 2016 die Destinationsstrategie überarbeitet wurde, gab es zwar viele gute neue Ansätze, aber Familien hatten keinen Platz darin. Die vielen vorgestellten Ideen im Prix de Gessenay 2016 aber, die sich auf Familien bezogen, spiegeln doch das Bewusstsein wider, dass sich die Bevölkerung etwas in diese Richtung wünscht. Auch das Palace Hotel zum Beispiel hat sein Kinderangebot verstärkt.
Patrick Bauer (PB): Es sind momentan viele Projekte abgeschlossen oder am Laufen: die neuen Spielplätze am Rinderberg und an der Wispile, die «Station» im alten Feuerwehrmagazin und eben «Saanis Erlebniswege». Gstaad wird zwar keine Familiendestination im Stil von Melchsee-Frutt oder Fiss-Ladis, aber eine Verbesserung der Familienangebote ist für alle ein Mehrwert, für Einheimische sowie langjährige und neue Besucher.

Gab es Probleme, die Einwilligung der Landeigentümer einzuholen, auf deren Grundstücken die Erlebnisstationen stehen sollen?
AF:
Nein, überhaupt nicht. Die Änderungswünsche, wo genau jetzt die Stationen auf ihrem Eigentum stehen sollen, gingen ja in die Planungsphase mit ein. Ausserdem wurden ihnen jährliche Entschädigungen angeboten, weil die Landwirte dann entsprechend weniger Land zum Bewirtschaften haben. Und erfreulicherweise haben weit über 90 Prozent der Landeigentümer gesagt: «Das spenden wir, das ist unser Beitrag zum Projekt.» Ich finde das eine sehr schöne Geste!

Es gibt Stationen direkt an der Saane, in der Moorlandschaft oder auch viele Stationen zum Klettern. Teile der Bevölkerung machen sich in derartigen Situationen über mögliche Unfälle Gedanken. Wer würde in solchen Fällen die Haftung übernehmen?
Michel Zysset (MZ):
Es gelten die gleichen Regeln wie auf jedem Spielplatz: Die Spielelemente müssen bfu-konform (Anm. der Redaktion: Beratungsstelle für Unfallverhütung) sein, um abgenommen zu werden. Ansonsten haften Eltern für ihre Kinder, genau wie auch auf jedem Spielplatz: Kein Elternteil würde sein Dreijähriges unbeaufsichtigt auf das Klettergerüst steigen lassen. Für selbst verschuldete Personenunfälle können wir nicht haften. Allerdings hat GST eine Haftpflichtversicherung für seine Infrastrukturen. Das bedeutet, die Elemente der Erlebniswege müssen jederzeit instand und sicher sein. Die Landeigentümer, auf deren Grund die Spielstationen stehen, übernehmen selbstverständlich keinerlei Haftung.

Der Erlebnisweg Gstaad–Saanen ist teilweise identisch mit dem ehemaligen Vita-Parcours. Wird dieser auch erneuert oder durch den neuen Erlebnisweg komplett ersetzt werden?
PB:
Die Elemente des Vita-Parcours sind in die Jahre gekommen und müssten überholt werden. Da aber zusätzlich durch den Erlebnisweg auf einem Wegabschnitt ein Überangebot entsteht, wird die veraltete und praktisch unbenutzte Infrastruktur zurückgebaut. Generell wurde die Routenführung der Wege aber so gewählt, dass wir bestehende, familienfreundliche Infrastrukturen miteinbeziehen. So beginnt und endet jeder Erlebnisweg beispielsweise an einem Spielplatz, die Grillstellen und Ruhebänke werden mit einbezogen und sogar ein kleiner Teich, wo Frösche gelaicht haben, soll wiederbelebt werden.

Der Löwenanteil der Finanzierung kommt von der Gemeinde Saanen. Wieso das?
MZ:
Auf den ersten Blick scheint der Zuschuss massiv zu sein. Allerdings handelt es sich um ein Gut für die Allgemeinheit, welches einen bedeutenden Mehrwert für die Destination darstellt und für Familien gratis zugänglich ist. Daher ist der Zuschuss von je 50 Prozent an die Gesamtkosten zwar nicht selbstverständlich, aber in unseren Augen auch nicht übertrieben, wenn man zudem bedenkt, dass es sich um zwei Projekte für insgesamt vier beteiligte Dörfer handelt: Gstaad-Saanen und Saanenmöser-Schönried. Wenn wir es schaffen, Kinder und Familien mit den Erlebniswegen zum Lachen zu bringen, so haben wir das Hauptziel erreicht.
AF: Nicht nur das Endprodukt wird der Region nützen. Auch schon der Bau soll die regionalen Betriebe fördern. Abgesehen von einigen speziellen technischen Elementen, die nur die Entwicklerfirma pronatour herstellen kann, möchten wir möglichst viel bei regionalen Firmen in Auftrag geben.

 

 

 


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