Gewerbeverein macht sich Gedanken zu Gstaad Marketing

  29.06.2021 Gstaad

Die Generalversammlung des Gewerbevereins fand zum zweiten Mal in Folge schriftlich statt. Jonas Wanzenried stellt in seinem Jahresbericht die Struktur der Marketing Gstaad infrage.

BLANCA BURRI
«Das Thema Gstaad Marketing GmbH hat uns im vergangenen Geschäftsjahr stark beschäftigt», führt Gewerbevereinspräsident Jonas Wanzenried im Gespräch über die Generalversammlung aus. «Das Marketing wurde vor fünf Jahren von Gstaad Saanenland Tourismus an die GmbH ausgelagert, damit man mit den Bergbahnen Destination Gstaad einen Weg findet», sagt er. Aber man habe nun festgestellt, dass fortwährend strukturelle Fragen auftauchten. Wanzenried: «Im Grunde genommen geht es um zwei Fragen: Wer hat den Lead? Wer ist zuständig für welchen Bereich?»

Sind die Strukturen noch aktuell?
Deshalb habe der Gewerbeverein an der Gesellschafterversammlung empfohlen, das Destinationsmarketing wieder in Gstaad Saanenland Tourismus (GST) zu integrieren. «Gstaad Saanenland Tourismus ist der führende Tourismusplayer der Region, deshalb soll er den Lead zurückerhalten», fordert Wanzenried. Aus seiner Sicht haben die Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) eher genügend Einfluss auf das Marketing. «Sicher gab es durch die letzten Wechsel der Tourismusdirektoren vonseiten GST ein Vakuum, welches substituiert und ausgefüllt sein musste», betont Wanzenried. Dies sei damals vor allem von Gstaad Marketing und der BDG gut gemeistert worden. Heute jedoch sei der GST mit Flurin Riedi und seinem Team gut aufgestellt und bereit, den vom GST erwarteten touristischen Lead zu stemmen. «Gstaad Marketing soll ein Dienstleister für viele sein», fasst er zusammen. Wanzenried sagt, dass allen drei Firmen – GST, Gstaad Marketing und BDG – eine fähige Führung vorstehe und dass ihre Produkte und ihre Arbeit sehr gut seien. Er bedauert jedoch, dass an den Gesellschafterversammlung von Gstaad Marketing jeweils zu oft über Strukturen statt über Strategien gesprochen werde. Im Moment werde der Gewerbeverein nichts unternehmen. Bei weiteren Ungereimtheiten würde er jedoch seinen Antrag wiederholen, die Gstaad Marketing GmbH aufzulösen und das Destinationsmarketing im GST zu integrieren, wie Wanzenried erklärt.

Ein Blick zurück
Die Gstaad Marketing GmbH wurde vor fünf Jahren mit dem Ziel gegründet, ein Destinationsmarketing aufzubauen. Den Strategiekurs legen die Gesellschafter Gstaad Saanenland Tourismus (40 Prozent Anteilsscheine), Bergbahnen Destination Gstaad (40), Hotelierverein Gstaad-Saanenland (10) und Gewerbeverein Saanenland (10) fest.

Der Gewerbeverein schreibt in seinem Jahresbericht, dass die Gesellschafter im Herbst 2020 zu einer Klausur eingeladen worden seien. Der Fokus habe auf den Vor- und Nachteilen der Organisationsstruktur in Form der eigenständigen GmbH für das Marketing gelegen. Ebenfalls hätten erarbeitet werden sollen, welche allfällige Synergien direkter und effizienter genutzt werden könnten. Dazu sei es nicht gekommen. Die Mitglieder der Geschäftsleitung der Gstaad Marketing GmbH hätten eine beabsichtigte Gründung einer eigenständigen und unabhängigen Marketingfirma präsentiert. Nach verschiedenen Gesprächen sei beschlossen worden, dass die Neugründung im Zusammenhang mit der Finanzierung aus öffentlichen Geldern nicht zielführend sei. Es sei beschlossen worden, den Ist-Zustand mit bestimmten Massnahmen weiterzuführen.

Eine weitere Eskalation sei im Frühjahr 2021 bezüglich nicht geklärten Rollenverständnissen der unterschiedlichen Parteien gefolgt. Danach habe sich die Gemeinde als Mediatorin zur Verfügung gestellt. Ein überarbeitetes Gesellschafterreglement soll die Unklarheiten klären können, wie im Jahresbericht steht.

Amtliche Neubewertung ist relevant
«Von der Amtlichen Neubewertung sind die Gewerbetreibenden direkt betroffen», sagt Wanzenried. Steigende Mietkosten und höhere Steuern bei Eigentum sind möglich und beeinflussen die Kosten der Firmen. «Da die allgemeinen Fixkosten im Saanenland bereits seit Längerem höher sind als im Mittelland, verschlechtert eine Erhöhung des Amtlichen Wertes unsere Wettbewerbschancen weiter», so der Präsident. Zusätzlich seien auch die Wohnkosten der Mitarbeitenden von der Erhöhung betroffen. Jonas Wanzenried: «Deshalb ist es wichtig und richtig, dass wir uns in der Sache engagieren.» Dies hat der Gewerbeverein durch die Mitfinanzierung der Grundlagenpapiere als qualifiziertes Argumentarium für die gemeinderätliche Einsprache getan. Man sei froh, dass die Empörung und Opposition gegen die Neubewertung von verschiedenen Ebenen komme: Privaten, Gemeinde, Wirtschaft und Politik.

«Innovationspreis Goldener Kranich»
Ein Projekt aus dem Entwicklungsprojekt «Zukunft Saanen – Zäme für ünsi Gmei» heisst «Innovationspreis Goldener Kranich» und wird weiterverfolgt. Er wird durch das Kontaktgremium Volkswirtschaft organisiert, von dem der Gewerbeverein Teil ist. «Wir unterstützen diese Sache, weil wir damit die Innovationskraft der Unternehmen unterstützen können», sagt Wanzenried. Und das sei im kompetitiven Umfeld mit Onlinehandel und Billiganbietern aus dem Mittelland nötig. «Zwar werden wir von der internationalen Kundschaft dauernd gefordert, offen und innovativ zu denken, doch wir dürfen nie auf unserem Erfolg ausruhen, sonst werden wir überholt», unterstreicht er. Damit die vom «Goldenen Kranich» ausgezeichneten Ideen tatsächlich umgesetzt werden, sei das Preisgeld an die Umsetzung gekoppelt. Wann die erste Preisverleihung stattfindet, sei noch nicht bekannt.


WIEDERWAHL

Die schriftliche Generalversammlung wählte die Vorstandsmitglieder Bernhard Baumann, Isabelle Giovanella, Markus Iseli, Bernhard Ludi und Jonas Wanzenried für eine Amtsdauer von vier Jahren wieder.

JAHRESRECHNUNG
Das Geschäftsjahr 2020 wies bei einem Ertrag von Fr. 33’320.15 und einem Aufwand von Fr. 32’358.20 einen Reingewinn von Fr. 961.95 aus. Das Konto politische Aktionen wurde wegen der Aktion «Hie läbe – hie ichoufe» mit 6393.75 belastet, das sind Fr. 8606.25 weniger als budgetiert.

96 der 270 Vereinsmitglieder beteiligten sich an der Abstimmung. «Das ist ein Rekord!», freut sich Präsident Jonas Wanzenried. An einer physischen Versammlung seien in der Regel etwa 45 Mitglieder anwesend.


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