Die alte Dorfrüttibrücke hat ausgedient

  28.09.2021 Saanen

Am letzten Donnerstag wurde die neu errichtete Dorfrüttibrücke offiziell eingeweiht. Zwei Fahrspuren und ein Fussgängerbereich ermöglichen die sichere und unkomplizierte Überquerung der Saane.

JENNY STERCHI
Vertreter der Gemeinde Saanen, am Bau beteiligte Arbeiter, die Presse sowie Planer und Bauverantwortliche liessen sich die neu errichtete Brücke zeigen und erklären. Bauführer Christian Schmid und Projektleiter Roland Dietrich lieferten Zahlen und Fakten. Für die Zuhörer waren auch einige knifflige Extraaufgaben, die sich während der Bauzeit stellten, sehr interessant.

Ersatz wurde nötig
Der Brückenneubau wurde notwendig, da die bestehende Brücke den verschiedenen Anforderungen nicht mehr entsprach. Die Zufahrt zum wachsenden Gewerbegebiet für Lastwagen wurde zunehmend schwierig, da der Güterverkehr immer dichter wurde. Schwerlasttransporte schöpften die Kapazitäten der alten Brücke komplett aus.

Und schliesslich stellte sich heraus, dass das Durchflussprofil für die Saanen ungenügend war.

Daraufhin nahm vor rund fünf Jahren die Einwohnergemeinde Saanen das Projekt «Brückenerneuerung» mit einer Machbarkeitsstudie in Angriff.

Höchste Effizienz
Der Entscheid für die Verwendung von vorfabrizierten Betonelementen stellte sich als optimal heraus. Im Vergleich zu einer Variante, bei der die Teile vor Ort produziert worden wären, hätte es ein sogenanntes Leergerüst gebraucht. Als hätten die Planer es geahnt, führte im Frühling, mitten in der ersten Bauphase, die Saane viel Wasser aufgrund Schmelzwassers und vieler Niederschläge. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bauarbeiten im Bachbett beendet und es bestand weder Gefahr für die Bauleute noch gab es Verzögerungen.

Mit der Verwendung vorproduzierter Teile konnte auch die Brückenunterseite definiert werden. Mit der geschlossenen Variante entspricht die Brücke nun einwandfrei wasserbaulichen Anforderungen. Ist die Unterseite einer Brücke nicht geschlossen, kann sich Geschiebe festsetzen und den Durchfluss behindern.

Wie kommt das Bohrgerät auf die andere Seite?
Die Grundwassersituation und der vorherrschende Baugrund in dieser Region erforderten die Verwendung von Grossbohrpfählen. Das dazu gehörende Bohrgerät wog sage und schreibe 42 Tonnen. Wie bringt man ein so schweres Gerät von der einen zur anderen Uferseite, wenn mit seinem Gewicht die Brücke über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus belastet wird? Die Lösung war ein Tieflader, mit dem die Maschine durch das Bachbett zur anderen Uferseite befördert wurde. Eine kostenaufwendige Verstärkung der bestehenden Brücke konnte so vermieden werden.

Äusserste Sorgfalt bei grober Arbeit
Bei all dem schweren Gerät galt es dennoch, sich sorgsam auf der Baustelle zu bewegen. Eine Abwasser führende Hauptleitung der ARA befand sich in unmittelbarer Nähe des Widerlagers (Brückenverbindung zum Ufer). «Hätten wir diese beschädigt, hätten wir ein massives Umweltproblem bekommen», erklärte Christian Schmid den Anwesenden. Eine Schutzkonstruktion sorgte dafür, dass die Leitung im Lauf der Bauarbeiten keinen Schaden nahm.


ZAHLEN UND FAKTEN ZUR NEUEN DORFRÜTTIBRÜCKE:

– Länge verwendeter Grossbohrpfähle: 72 Meter
– Zahl und Gewicht der verbauten Betonelemente: 8 Stück mit insgesamt
253 Tonnen
– Volumen der verbauten Betonmenge: ca. 200 Kubikmeter
– verwendeter Bewehrungsstahl: ca. 27 Tonnen
– Menge des aufgetragenen Belages: 470 Tonnen
– Kosten des Bauprojektes: rund 2 Millionen Franken
– Fahrbahnbreite: 8,90 Meter, 2 Lastwagen und ein Fussgänger haben nebeneinander Platz
– Spannweite: 24,65 Meter
– Dauer der Baustelle: rund 6 Monate von Baubeginn bis Fertigstellung
– erlaubte Last: Fahrzeuge bis 40 Tonnen, Ausnahmetransporte bis 90 Tonnen in Einzelfällen
– integrierte Waage-Balken für Lastenkontrolle, nötig für Wartung und Instandhaltung
– komfortable Zufahrt von der Kantonsstrasse aus beiden Richtungen


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