BLANCA BURRI
Letzthin hat mir ein Bekannter – ein Venedigliebhaber – von den Ferien in seiner Herzensstadt vorgeschwärmt. Die Lagunenstadt litt vor der Pandemie bekanntlich an Overtourismus. Die Stadt hat den Corona-Stillstand für die digitale Transformation genutzt, um damit Wartezeiten vor Museen und Sehenswürdigkeiten zu vermeiden. Neu sind alle Angebote der Stadt auf einer App zusammengefasst. Sie sind kurz beschrieben, die Öffnungszeiten sind vermerkt und Eintritte können direkt auf der App gebucht und bezahlt werden. Hotels, Restaurants, Nachtleben, Sehenswürdigkeiten, Eintritte, Führungen auf einen Blick und einen Klick. Damit kann das Suchen im weltweiten Netz auf ein Minimum reduziert werden. Mein Bekannter hat die neue App als enorme Erleichterung sehr geschätzt.

Das Touristenaufkommen im Saanenland ist mit Hotspots wie Venedig nicht zu vergleichen. Doch haben unsere Gäste – und wir Einheimischen – ebenfalls das Bedürfnis nach bequem buchbaren Angeboten. Was die meisten nicht wissen, ist, dass die digitale Transformation extrem komplex sowie zeit- und kostenaufwendig ist. Hinter den Kulissen werden Verhandlungen mit den Leistungsträgern geführt, Angebote kreiert und digitale Lösungen gesucht, um die Schnittstellen der vielfältigen digitalen Systeme kompatibel zu machen. Dass dieser Prozess viel Geld kostet, ist wohl allen klar. Als Vergleich möchte ich hier die Tourismusorganisation Engadin St. Moritz Tourismus AG nennen, die für denselben Prozess ein Budget von 3 Millionen Franken veranschlagt hat. Dieses soll von der Region Maloja, unter anderem von den Gemeinden und vom Kanton, getragen werden.

Ich finde es bemerkenswert, dass Gstaad Saanenland die digitale Transformation aktiv angeht, hierfür hat sie auch Bundes- und Kantonsgelder erhalten. Doch der Prozess ist nicht abgeschlossen. Es wird GST, die Leistungsträger wie Restaurants, Hotels, Outdooranbieter, Geschäfte, Skischulen und vielleicht auch die Steuerzahler in der Destination noch beschäftigen. Ist die digitale Transformation einmal umgesetzt, werden wir alle stolz auf die erbrachte Leistung sein.

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