Gstaad Concert Hall als Ersatz für das Zelt

  31.12.2021 Gstaad

Auf dem Areal des Sportzentrums ist der Bau einer Mehrzweckinfrastruktur geplant. Die Gstaad Concert Hall ist als Ersatz für das Menuhin-Festivalzelt Teil des Projektes. Bauherrin dieses Teilprojektes ist eine vom Gemeinderat Saanen beschlossene und sich in Gründung befindende Stiftung. Als Stiftungsratsmitglieder sind nach dem Willen des Gemeinderats der Gemeindepräsident von Amtes wegen, zurzeit Toni von Grünigen, Marcel Bach und Hans-Ueli Tschanz vorgesehen.

ANITA MOSER
Das Menuhin-Festivalzelt ist in die Jahre gekommen, es entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen und die Unterhaltskosten sind hoch. Mit dem Bau einer Mehrzweckinfrastruktur auf dem Sportzentrumareal zeichnet sich nun eine Lösung ab. Das Areal bietet gemäss einer Volumenstudie genügend Platz für den Bau einer neuen Tennishalle und einer neuen Konzert- und Kulturmehrzweckhalle. Geht alles nach Plan, soll die Baubewilligung 2024 vorliegen und mit dem Bau 2025 begonnen werden.

Idealer Standort
Der Standort auf dem Areal des Sportzentrums sei ideal, erklärt Gemeindepräsident Toni von Grünigen. Man habe in den vergangenen Jahren diverse Standorte evaluiert. «Wir haben sie nach dem Ampelsystem bewertet, als einziger Standort ist das Sportzentrumareal verblieben.» Für diesen Standort spreche auch die Verkehrserschliessung via Hallenbadkreisel. Auch der Zonenplan sei ein wichtiges Kriterium. Denn es sei schwierig bis fast unmöglich und auch nicht nachhaltig, ein so grosses Projekt auf Landwirtschaftsland oder auf einem Standort, der nicht eingezont ist, zu realisieren.

Drei Elemente: Einstellhalle, Concert Hall und Tennishalle
Das Gesamtprojekt besteht aus drei Elementen. Es gibt den Bereich Sportinfrastruktur mit Tennishalle und den Aussenplätzen. Der zweite Baukörper ist die unterirdische Einstellhalle und der dritte die Gstaad Concert Hall.

Wo heute die Tennishalle steht, ist die unterirdische öffentliche Einstellhalle geplant mit der Concert Hall obendrauf. Die neue Tennishalle wird abgesenkt gebaut und längs gestellt. Die drei Aussentennisplätze sind auf dem Dach der Tennishalle geplant. «So gewinnen wir viel Fläche», betont Hans-Ueli Tschanz. Die Beachvolleyballfelder werden um die Tennishalle herum angeordnet, grössere zusätzliche Sportanlagen wie etwa eine gedeckte Kunsteisbahn sind nicht angedacht.

Diese Variante habe man in den Vorgesprächen «Split» genannt, erläutert Tschanz. Das heisst, man will Sport und Kultur künftig mehr trennen. Bisher habe man die Tennishalle und das Zelt zusammen genutzt, erklärt er. Nun wolle man eine Infrastruktur bauen, mit der die Kultur vom Sport unabhängiger sei. Aber bei grösseren Anlässen bestehe immer noch die Kombinationsmöglichkeit. «Diese ist gewährleistet, indem die Konzerthalle praktisch parallel zur Tennishalle steht und beide mit einem Zwischengang verbunden sind», so Tschanz.

Getrennte Besitzerschaft
Auch die Besitzerschaft wird nach Sport und Kultur getrennt. Die sich in Gründung befindende Stiftung wird Besitzerin und Bauherrin der Konzerthalle. Besitzerin und Bauherrin der Einstellhalle und der Tennishalle sind die Gemeinde Saanen respektive die Sportzentrum Gstaad AG. Letztere sei mit Ruedi Kunz selbstverständlich auch in das Projekt involviert, sie sei vertreten in der Baukommission, aber nicht im Stiftungsrat, betont Toni von Grünigen.

Hans-Ueli Tschanz präzisiert: «In den Vorabklärungen haben alle ein Raumprogramm eingegeben: die Sportzentrum AG für den Sportbereich, das Menuhin Festival und die Country Night für die Konzerthalle.» Aus diesen Eingaben habe man die Volumenstudie erstellt, wobei nicht ganz alle Wünsche auf dem zur Verfügung stehenden Areal erfüllt werden konnten, erkärt Toni von Grünigen.

Keine Konkurrenten
«Wir haben uns zusammengeschlossen mit dem Menuhin Festival und wir treten als Einheit auf, nicht als Konkurrenten», erklärt Marcel Bach als Vertreter der Country Night. Dank diesem Projekt werde diese weiterexistieren können, jedoch in einem etwas anderen Rahmen.

Die letzte Chance
Auch der Verwaltungsrat der Gstaad Menuhin Festival & Academy AG steht einstimmig hinter dem Projekt, freut sich Hans-Ueli Tschanz. «Wir sind uns bewusst, dass dies unsere letzte Chance ist, um nochmals eine qualitative infrastrukturelle Verbesserung für unseren Grossanlass zu bekommen.» Der Verwaltungsrat sei dem Gemeinderat dankbar, dass dieser so dezidiert und entschlossen hinter dieser Projektplanung stehe. Das sei auch gegenüber den späteren Geldgebern und gegenüber allen, die später eine Rolle spielten, eine Glaubwürdigkeitsfrage. «Die Gemeinde an oberster Spitze geht voraus, sie ist die Lokomotive.» Das sei bei früheren Projekten nicht so deutlich gewesen. Die Gemeinde setze nun ein politisches Statement: «Dass man das Projekt will und dass man den Wert dieser Veranstaltung auch sieht», so Tschanz.

Die Präsidenten des Hoteliervereins und Gewerbevereins sowie der Tourismusdirektor wurden in einem persönlichen Gespräch über das Vorhaben orientiert. Die Reaktionen seien durchwegs positiv und hoffnungsvoll gewesen.

Rund 100 Millionen Franken
«Wir erwarten für das Gesamtprojekt Kosten von grob 100 Millionen Franken», antwortet Toni von Grünigen auf die unumgängliche Frage nach den Kosten. Eine Aufteilung auf die drei Teilelemente sei zum jetzigen Zeitpunkt schwierig zu machen. Aber die Finanzierung ist klar aufgeteilt: Die Gemeinde und die Sportzentrum AG finanzieren den Sportsektor – die Tennishalle und die Aussenplätze – sowie das Parkhaus und die Stiftung den Kulturbereich. Für diesen erhofft man sich so weit wie möglich Unterstützung von privaten Geldgebern. Marcel Bach: «Unser Ziel ist, dass wir zusammen mit der Gemeinde als Hauptpartner, mit Bund, Kanton und Privaten die 100 Millionen zusammenbringen, plus einen Fonds über 10 Millionen für die Deckung von allfälligen Betriebsdefiziten für die nächsten zehn Jahre.»

Nutzer sind Mieter
Besitzerin der Gstaad Concert Hall wird die Stiftung der Gemeinde Saanen. Das Menuhin Festival, die Country Night und weitere Nutzer sind Mieter. Auch Synergien mit dem Institut Le Rosey werde man nutzen, man sei bereits im Kontakt. «Dank der neuen Infrastruktur hofft man schon, den einen oder anderen grösseren Anlass, der im Zelt nicht möglich war, zusätzlich in die Region zu bringen», betont Toni von Grünigen.

«Wir bekommen relativ viele Anfragen für Anlässe, die man aber im Zelt nicht realisieren kann», ergänzt Hans-Ueli Tschanz. Denn einen grösseren Anlass im Zelt zu planen, sei sehr aufwendig, gerade für jemanden, der nicht vor Ort sei. «Man muss das Zelt heizen und einrichten.»

Für den Betrieb des Konzerthauses wird die Stiftung voraussichtlich eine Betriebsgesellschaft einsetzen. Diese wird auch die Verträge mit Interessenten abschliessen.

Zahlreiche Herausforderungen
An den Herausforderungen fehle es nicht, schmunzelt Marcel Bach. Die grösste sei ganz klar die Finanzierung. In einer nächsten Phase seien es dann die Akustik, die Ästhetik oder die Qualität des Baus. Auch Grundwasser könne zur Herausforderung werden. Hans-Ueli Tschanz appelliert an jene Leute, die seit zehn, zwanzig, dreissig Jahren sehr eng verbunden sind mit dem Menuhin Festival, mit der Country Night und allen Anlässen, die möglicherweise in der Concert Hall werden stattfinden können, «uns die Chance zu geben für eine Verbesserung der Infrastruktur.»

Baubeginn 2025
Das Projekt steht noch ganz am Anfang. Auf die nächsten Schritte angesprochen, sagt Marcel Bach: «Den Motor voll starten für Finanzbeschaffung und parallel dazu die Planung lancieren, damit wir der Öffentlichkeit möglichst bald ein konkretes Projekt vorlegen können.»

Gas geben ist wohl der richtige Ausdruck, denn auch der Terminplan ist sportlich: Geht alles nach Wunsch soll die Baubewilligung noch in dieser Legislatur – sie dauert bis Ende 2024 – vorliegen und mit dem Bau Anfang 2025 begonnen werden.

 


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