Kirchensonntag – historisch

  28.01.2022 Kirche

Entstehung und Bedeutung des Kirchensonntags
Am Dienstag, 12. November 1912 diskutierte die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Bern den Antrag des Synodalrates, einen «Kirchensonntag» einzuführen.

Lebendiger Gemeindeaufbau
Die Bedeutung des Kirchensonntags wurde in der Thematisierung der Kirche, ihrer Tätigkeiten und damit im Gemeindeaufbau gesehen: «Gerade dem antikirchlichen Zug, der durch unsere Zeit geht, gegenüber wäre eine Stärkung des kirchlichen Bewusstseins sehr nötig. Auch unsere Einzelgemeinden sind noch lange nicht das, was sie nach unserer demokratischen Kirchengesetzgebung sein könnten. Dieselben sollten sich erweitern und vertiefen und zu lebenden Organismen werden.»

Auch Laien sollten am Kirchensonntag zu Wort kommen.

So sollte das Interesse an den kirchlichen Angelegenheiten in der Gemeinde gesteigert werden.

Gestaltung des Kirchensonntags
Der Synodalrat legte Wert darauf, «keine Normalform vorzuschreiben, sondern den Gemeinden möglichst Freiheit zu lassen». Vorgesehen war eine gottesdienstliche Feier. Nachmittags oder abends könnte eine «ungezwungene Gemeindefeier» folgen, um das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Geselligkeit zu erfüllen. Der Synodalrat ermunterte die Gemeinden gar: «Anstatt immer nur auf die verkehr- ten Regungen der Freude zu schimpfen, tut man besser, den Leuten eine höhere Festfreude und Geselligkeit vor Augen zu halten.»

Einführung des Kirchensonntags in den Kirchgemeinden
Die Synode folgte den Anträgen des Synodalrates zur Einführung eines Kirchensonntags und setzte ihn auf Anfang Februar fest (bernisches Reformationsmandat, 7. Februar 1528).

Der Synodalrat wurde mit der jährlichen Anordnung der Feier betraut.
Am 7. Januar 1913 forderte der Synodalrat die Kirchgemeinden auf, den Kirchensonntag zu feiern: In Erinnerung an den Jahrestag des Reformationsmandates vor fast 400 Jahren soll «die Lebendigkeit unserer Kirche kräf- tig zum Ausdruck» gebracht werden, «unsere Kirche soll als evangelische und protestantische Kirche eine rechte Volkskirche sein, nicht bloss eine Pfarrerkirche. Sie soll das Volksleben als das Salz der Erde durchdringen und vor Fäulnis bewahren, indem jedes Glied der Kirche sich an die Worte des Herrn und Meisters erinnert: ‹Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!›»

Der 1. Kirchensonntag wurde am 2. Februar 1913 gefeiert.

1 Alle kursiven Zitate aus dem Synodeprotokoll vom 12. November 1912, Staatsarchiv, Bern


Kirchensonntag 2022 – Auszug Vorwort Synodalrat

Von Judith Pörksen Roder (Synodalratspräsidentin): «Jede und jeder von uns hat Fähigkeiten, Kompetenzen und Begabungen, die für andere wertvoll sind. Es gilt allerdings zu entdecken, welche Fähigkeiten ich selber habe und wo genau diese Fähigkeiten gefragt sind.
Mir selber haben andere die Augen dafür geöffnet, wo meine eigenen Stärken liegen. Erkenne ich auch die Fähigkeiten und Stärken anderer? Kann ich vielleicht für jemand anderen eine Tür öffnen? Habe ich eine Idee, wo genau diese Fähigkeiten von jemand anderem gebraucht werden? Der Reichtum unserer Kirche liegt nicht so sehr im Geld, sondern in den Einzelnen, die sich in unsere Gemeinschaft mit ihren Fähigkeiten einbringen. Der Apostel Paulus hat die Kirche mit dem Bild eines lebendigen menschlichen Körpers beschrieben. «Die uns zugeteilten Gaben sind verschieden, der Geist jedoch ist derselbe.» (1. Kor. 12,4) Gelingt es, einen Platz zu finden, an dem ich meine Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringen kann, dann gehöre ich dort mit dazu und finde ein Stück Heimat. Umgekehrt hoffe ich, dass wir als Kirche allen, die sich bei uns mit ihren Fähigkeiten einbringen wollen, Raum geben und ihnen dies bei uns ermöglichen.»

 


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