Dürfen wir noch geniessen?

  01.03.2022 Kommentar

BLANCA BURRI
Die Kriegsnachricht kam unvermittelt und überraschend. Die Bilder zeigen furchtbare Szenen, die uns nahe gehen und uns betroffen machen.

Am vergangenen Freitag telefonierte ich mit einer Ukrainerin. Emotional erzählte sie von ihren Sorgen um ihre Eltern. Weit weg von ihnen kann sie weder zu ihnen eilen noch helfen. Sie ist in der Schweiz wie in einem goldenen Käfig gefangen, das macht sie ohnmächtig. Noch während des Telefonats machte ich mich auf den Weg zu einer Versammlung, der ich als Berichterstatterin beiwohnte. Dort hatte ich Mühe, mich auf die Themen einzulassen, weil mir der bewaffnete Konflikt nicht mehr aus dem Kopf ging. Die Frage stellt sich, wie wir mit dem Krieg umgehen können. Dürfen wir uns noch um unsere Angelegenheiten kümmern? Dürfen wir noch zusammensitzen und lachen? Oder sollten wir uns voll und ganz auf den Ukraine-Konflikt einlassen?

Die Antwort dazu erhielt ich am Sonntag, als ich mit Bergkollegen in der unberührten Natur auf einen Gipfel stieg und all die schrecklichen Bilder für ein paar Stunden vergessen konnte. In der kommenden Nacht schlief ich tief und erwachte anderntags erholt. Ein Argument dafür, den Krieg zwar ernst zu nehmen, sich von ihm aber nicht beherrschen zu lassen.

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