Ausflug der Weinfreunde zum Château de Boudry

  29.07.2022 Region

Die teilnehmenden Weinfreunde denken gerne zurück an diesen Ausflug im Spätfrühling.

Es war ein wunderschöner Tag mit viel Sonnenschein und wegen der Wärme ideal, um eine Wanderung durch eine Schlucht oder in höhere Lagen zu machen. Auch ein Aufenthalt in den kühlen Räumen eines mittelalterlichen Schlosses kann dabei sehr angenehm sein.

Die Anfahrt nach Môtiers im Val de Travers verlief ohne Zwischenfälle und der erste Höhepunkt war der Vortrag im Maison d’Absinthe über Geschichte, Anbau und Herstellung des im Jura allzu bekannten Aperitifs Absinth. Wermuthkraut, Fenchel, Anis und Minze sind die Hauptzutaten dieses Getränkes und der Alkoholgehalt variiert zwischen 48 und 78 Prozent, je nach Hersteller. Die Farbe ist entweder weiss oder hellgrün und der Absinth wird immer mit Wasser verdünnt (wenn möglich tropfenweise zugefügt) getrunken. Absinth wurde für 95 Jahre von 1910 nach einer Volksabstimmung bis 2005 von den Behörden in der Schweiz verboten. Zu Zeiten des Verbots wurde die «Grüne Fee» als ein teuflisches Getränk angesehen, das Menschen verrückt und gewaltsam werden lässt. Ausschlaggebend war ein spektakulärer Mordfall im Jahr 1905, als ein Schweizer Bauer mit Alkoholproblem seine Frau und Kinder im Rausch erschlug.

Bei der anschliessenden Degustation durften wir drei verschiedene Variationen probieren und natürlich fiel uns dabei die Verwandtschaft zu Ricard oder Pernod aus Frankreich oder auch Ouzo aus Griechenland auf.

Ein Teil der teilnehmenden Weinfreunde begab sich danach auf die dreieinhalbstündige Wanderschaft durch die wildromantische Areuse-Schlucht mit den schmalen Fusspfaden, steilen Felswänden und steinernen Brücken. Der andere Teil fuhr mit den Fahrzeugen hoch zum Creux du Van. Der Kar (natürliche Felsarena) in einem Naturschutzgebiet ist etwa 1200 Meter breit und 500 Meter tief. Die Gesamtlänge der Felswände, die 160 Meter senkrecht abfallen, beträgt ca. 4 Kilometer. Besonders eindrücklich ist der Rundwanderweg in diesem «Grand Canyon der Schweiz» und er ist mit dem herrlichen Rundblick etwas vom Schönsten, was die Region zu bieten hat.

Im Schloss Boudry wurden wir vom verantwortlichen Verwalter Pierre-Alain und seiner charmanten Gattin Marianne mit einem erfrischenden Getränk herzlich empfangen.

Der anschliessende Besuch im Museum für Rebe und Wein mit all den Weinherstellungsutensilien zeigte uns eindrücklich die Geschichte des Rebensaftes. Pierre-Alain erklärte uns viele interessante Details und wir staunten und bewunderten, wie man früher mit all den schweren und unhandlichen Geräten zurechtkam.

Im grossen Saal des Schlosses sind über 200 Weine der Neuenburger Winzer ausgestellt und in diesem eindrücklichen Rahmen durften wir den Aperitif mit Pinot gris und Chardonnay einnehmen. Dabei gingen bereits einige der Meinungen über Dichte, Rasse, Tannin oder auch Frucht auseinander. Weinliebhaber haben zumeist verschiedene Geschmäcker, Lieblingssorten und auch mehr oder weniger grosse Kenntnisse und Erfahrung. Das ist auch gut so.

Der Weinbau im Kanton Neuenburg hat sich enorm entwickelt. Kannte man von dort früher fast nur den aus Pinotnoir-Trauben produzierten Oeil de Perdix, rosé, so glänzen heute vor allem auch die roten Pinots und der weisse, aus dem Burgund stammende Chardonnay. Diese Weine erzielen teilweise sehr hohe Preise auf dem Weinmarkt.
Das köstliche Viergangmenu wurde von Marianne und ihrem Team mit regionalen Produkten zubereitet, und die dazu gereichte Weinbegleitung mit ausgesuchten Neuenburger Tropfen wurden vom Hausherrn persönlich serviert. Natürlich gab es unter den Weinfreunden wieder die dazugehörenden, wenn auch verschiedenen Meinungen und Kommentare. Alles in allem war man von der hohen Qualität der Weine beeindruckt.

Als Dessert genossen wir das Soufflé glacé à l’Absinthe, welches schon der französische Präsident Mitterand noch in der Zeit des Verbots anlässlich eines Staatsbesuches in der Schweiz serviert bekommen hatte. Der damalige Koch war dafür gebüsst worden.

Am frühen Abend begaben wir uns auf die Heimreise mit dem Gefühl und Wissen, einen wunderbaren und lehrreichen Tag verbracht zu haben.

FRANZ ROSSKOGLER


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