Vom 25. bis 28. April 2024 fanden im Saanenland die 49. Internationalen Skimeisterschaften der Bergführer:innen statt. Vorgesehen war, die Wettkämpfe im Gebiet des Glaciers 3000 auszutragen. Ungünstige Wetterprognosen veranlassten das OK des organisierenden Bergführervereins Gstaad-Lenk, den mehrteiligen Wettbewerb ins Skigebiet Saanenmöser-Hornberg zu verlegen.

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

Im Vorfeld der 49. Internationalen Skimeisterschaften der Bergführer:innen tagten Vertreter:innen des Internationalen Verbandes (IVBV) während fünf Tagen in Gstaad, organisiert vom Bergführerverein Gstaad-Lenk. Zur Auflockerung der strengen administrativen Arbeiten unternahmen sie am Freitag eine Skitour mit einheimischen Bergführern im Gebiet Col du Pillon– Arnensee. Dabei legten sie nicht nur gute Spuren für die Zukunft des IVBV, sondern fuhren auch elegante Spuren im noch immer flockigen Frühlingsschnee.

Auch interessierten Bergführer:innen wurden am Freitagvormittag (26. April) Skitouren angeboten. Der Bergführerverein Gstaad-Lenk bot drei Touren: H.U. Marti führte die «Genügsamen» auf der Tour Lauenensee–Walliser Wispile (1982m ü.M.), mit Adolf Schlunegger genossen die «Geniesser» die Tour ab Feutersoey aufs Walighürli (2050m ü.M.) und Armin Oehrli führte die «Sportlichen» auf das Wittenberghore (2350m ü.M.).

Die Skitourengänger:innen, insgesamt weniger als zwanzig, waren voll des Lobes über ihre «Guides» und die Auswahl der Touren. Auch freuten sie sich über die prächtigen, allerdings nicht mehr stiebenden Pulverschneeabfahrten.

Am Start des Riesenslaloms. (Foto: Marianne Tschanz-Rieder)

Ein feierlicher Umzug durch Gstaad
Am späteren Freitagnachmittag versammelten sich die Bergführer:innen zur feierlichen «Parade der Nationen», allesamt in der traditionellen Bergführerkleidung. Vom Sportzentrum bewegte sich der Aufmarsch vom oberen Gstaad zum Kapälliplatz. Angeführt wurden die sonnengebräunten Frauen und Männer nicht etwa von einer Musikgesellschaft, sondern von zwei Zweispännerkutschen, geführt von Christian Schopfer und Flavio Hauswirth. Sehr viele Frauen, Männer und Kinder säumten die Strasse und freuten sich auch an den Naturklängen der Alphorngruppe mit Petra Schläppi, Käthi Ludi, Esther Bütschi, Hansruedi König und Stefan Karnusian. Ein Apéro riche hinderte den OK-Präsidenten Arnold Hauswirth und danach Toni von Grünigen, Gemeindepräsident von Saanen, nicht daran, die sehr zahlreichen und offenbar neugierigen Gäste zu begrüssen. Anhand der Stichworte «organisieren, agieren, reagieren und improvisieren» schilderte Arnold Hauswirth den Werdegang des Unternehmens Skimeisterschaft der Bergführer:innen 2024. Man vernahm von der Zuversicht des OK, einen besonderen Anlass auf dem Glacier 3000 geplant zu haben, der zwischenzeitlichen Enttäuschung vom Plan A abweichen zu müssen und der Freude, mit Plan B den Anlass nun in Saanenmöser-Hornberg durchführen zu können. Hauswirth dankte für das Engagement der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG), die Unterstützung der Sponsoren und auch seinem OK-Team.

«Wenn Berge da sind, weiss ich, dass ich da hinaufgehen kann, um mir von oben eine neue Perspektive vom Leben zu holen.» Mit diesem Zitat des österreichischen Liedermachers Hubert von Goisern wandte sich Toni von Grünigen an die Besucherinnen und Besucher. Mit dem Bezug zu den Bergen erreichte er in bester Weise die Zuhörerschaft. Und wenn er sagte, von oben könne man sich neue Perspektiven zum Leben holen, meinte er, unser schönes Saanenland sei von Bergen umgeben und oben, auf den Gipfeln, sehe dies und jenes anders aus.

Hampi Schoop, Finanzchef des Schweizerischen Bergführerverbandes, beendete den Reigen der Redner. In Anlehnung an die Worte der jeweiligen OK-Präsidenten der Olympischen Spiele verkündete er: «Die Spiele der Bergführer:innen Skimeisterschaften 2024 hier im Saanenland sind eröffnet!»

Ueli Hauswirth vom Bergführerverein Gstaad-Lenk und vom OK. (Foto: Karin von Känel)

Ein Galaabend im Festivalzelt
Krönender Abschluss der Internationalen Skimeisterschaft der Bergführer:innen war der Galaabend. Die Bergführerinnen und Bergführer mit Begleitern und Begleiterinnen trafen sich schick gestylt oder in währschafter Bergsteigerkluft im Festzelt. Die Familienkapelle Walker aus Gsteig eröffnete das Schlussbankett mit dem Schottisch «Grüsse an Joe Marty». Die Stimmung steigerte sich von Minute zu Minute. Da wurde geplaudert, plagiert und diskutiert. Mit dem schmackhaften Essen sank vorübergehend die Kurve des Dezibel-Messgerätes. Allerdings mit den Rangverkündigungen, die zwischen den einzelnen Gängen zelebriert wurden, stieg diese wiederum explosionsartig. Das ist wunderbar, denn mit den Rangverkündigungen erfuhren die Siegerinnen und Sieger die verdiente Ehre.

Interessanterweise erhielten Reden wenig Raum im Abendprogramm. Bemerkenswert waren die sympathischen Worte der Gemeindepräsidentin von Lauenen, Ruth Oehrli-Pekoll. Sie erhielt einen flotten Applaus, der sich wiederholte, als man sie zuoberst auf dem Podest der Riesenslalomwertung wieder sehen durfte. Armin Oehrlis zweisprachigen und mit Witz vorgetragenen Ankündigungen erhielten lachenden Beifall aus dem Saal. Besonders würdig waren die Dankesworte, die er an OK-Präsident Arnold Hauswirth richtete. Aus den Händen von Hampi Schoop durfte Arnold eine riesengrosse Flasche Appenzellerheilkräuterwasser entgegennehmen. Und im Zentrum all dieser mündlichen Mitteilungen war der Dank des OK-Präsidenten an sein zehn Personen umfassendes Team.

Die BDG richtete den Bergführer:innen das Skigebiet Hornberg-Saanenmöser ein, damit die Wettkämpfe dort stattfinden konnten. (Foto: Karin von Känel)

Feedback der Gäste ist positiv
Den Gästen aus Frankreich, Österreich, Italien, Osteuropa, Deutschland, Spanien und den USA wird das Saanenland in bester Erinnerung bleiben. Jean Raphoz aus Chamonix – mit 87 Jahren der älteste der anwesenden Bergführer – sagte: «Ich habe an vielen Skimeisterschaften teilgenommen. Aber so etwas Tolles wie hier in Gstaad habe ich noch nie erlebt.

ZAHLEN UND FAKTEN ZU DEN WETTKÄMPFEN

Der Riesenslalom
Start: Bergstation Lochstafelskilift (Lägern) 1790m ü.M. Ziel: Lochstafelskilift, Höhe Hornbergstrasse: 1635m ü.M. Länge des Parcours: 720m Gefälle: 21,5% Kurssetzer: Reto Rieder und Gusti Oehrli Speaker: Ivo Paroni und Armin Oehrli Anzahl Kategorien: 17 Total Rangierte: 128 Damen: 22 / ø JG: 1969,7 Herren: 106 / ø JG: 1962,7 Total nicht Rangierte: 21 (16,4%)

Nicht nur Ski, sondern auch Telemark war angesagt. (Foto: Karin von Känel)

Das Aufstiegsrennen
(Parcours für Damen und Herren identisch) Start und Ziel: Lochstafel 1590m ü.M.

Wendepunkt: Hühnerspiel 1926m ü.M.
Höhendifferenz: 336m
Länge des Parcours: Aufstieg: 980m /
Abfahrt: 980m
Steigungsprozente: max. 34%
Kategorie
Partner bis 1964: 3 Damen
Partner 1965–2004: 5 Damen
Führer bis 1964: 13 Herren
Führer 1965–2004: 1 Dame und 18
Herren
Die Schnellsten:
Führer 1965–2004: Bertrand Lovey,
JG 1982, Verbier: 21.32.06
Partner 1965–2004: Regula Julen,

JG 1965, Zermatt: 27.02.03

Geselliges Beisammensein nach dem Umzug in Gstaad. (Foto: Marianne Tschanz-Rieder)

Der Funevent
Die Teilnehmerzahlen an den Bergführer:innen-Skimeisterschaften sind rückläufig. Jüngeren Bergführer:innen bedeutet dieser Anlass weit weniger als der älteren Generation. Viele der jüngeren Garde wünschten sich eine Fun-Wettkampfform. Das OK des 49. Anlasses reagierte und bot im Sinne eines Versuches einen Funevent abseits der Piste an.
Modus:
– Zweierteams, die aus der Gruppe der Interessierten ausgelost werden
– Nr. 1 des Teams fährt den hindernisähnlichen Parcours
– Nr. 2 des Teams versucht den Parcours gleich schnell wie die Nr. 1 zu fahren.
– ein Durchgang
– Sieger wird das Team mit der geringsten Zeitdifferenz

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

Siegerehrung im Festivalzelt vom Samstag. (Foto: Michal Lisa Balmer)

TEAMWERTUNG:

1. Rang: Berner Bergführerverband, Sektion Gstaad-Lenk
2. Rang: Walliser Bergführerverband, Sektion Aletsch
3. Rang: Walliser Bergführerverband, Sektion Zermatt
4. Rang: Berner Bergführerverband, Sektion Lauterbrunnen

Alle Resultate finden Sie unter:
www.ifmga-championships.com/ ski-championchips/results