Brass Band «Harmonie» Saanen unterwegs auf dem Broadway

  31.10.2022

Ein bisschen Broadway, ein bisschen London Theatre und ganz viel Musik – so lässt sich das Herbstkonzert der Brass Band «Harmonie» Saanen am letzten Wochenende zusammenfassen.

JENNY STERCHI
Das Bühnenbild im Saal des Hotels Landhaus Saanen präsentierte scheinbar flackerndes Kerzenlicht und eine grosse Maske, die einem im Musical «Phantom der Oper» immer wieder begegnet. Und damit war der Hinweis zum Thema des diesjährigen Herbstkonzertes unübersehbar gegeben: Musical Highlights. Aus den berühmtesten Musicals der Vergangenheit hatten sich Dirigent Michael Bach und die Mitglieder der Brass Band «Harmonie» Saanen die bekanntesten Melodien herausgegriffen und in mitreissenden Medleys verpackt.

Alles Englisch?
«There’s No Business Like Show Business» ist ein Lied aus dem Musical «Annie Get Your Gun», das 1946 am Broadway uraufgeführt und dann nicht weniger als 1500 Mal präsentiert wurde. Entsprechend hoch ist dessen Wiedererkennungswert. So verhält es sich wohl auch mit den Melodien aus «Phantom der Oper». Die Brass Band «Harmonie» Saanen interpretierte das Lied «Music of the Night» ebenso überzeugend wie das Titelthema «The Phantom of the Opera».

Das Konzert lebte von präzisen und gefühlvollen Soli, überwältigenden Schlussbouquets und den charmanten Moderationen von Benjamin von Grünigen. Gewitzt schlängelte er sich durch die beinahe ausschliesslich englischen Namen der Musicals und ihrer Schöpfer. Sein Sohn Lionel und Stephan Kunz brillierten mit dem Lied «Z’erschte Mau läbe» aus «Dällebach Kari», einem sehr erfolgreichen Schweizer Musical, in dem kein englisches Wort lauerte. Mit dem «Stärn über Bärn» fand nochmals «Dällebach Kari» einen Platz im Programm. Nicht ohne Botschaft, denn es ist eines von überraschend vielen Musical-Produktionen in der Schweiz.

Taktgeber und «Antreiber»
Die Fähigkeiten aller Bläserinnen und Bläser im Ensemble sind unbestritten. Aber auch die Percussionist:innen lieferten Unglaubliches. Mit vermeintlichem Hufgetrappel und Trommelwirbeln vermochten sie den Rhythmus beizubehalten, waren immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Die Trillerpfeife, ohne die das Lied «Mack the Knife» aus der «Dreigroschenoper» nicht auskommt, war ebenso Teil des Konzertabends wie das Pathos, das unbedingt zum Lied «Don’t Cry For Me Argentina» aus dem Musical «Evita» gehört. Leichtfüssiger hingegen kamen die Melodien aus «Grease» und «My Fair Lady» daher und liessen manch eine Zuhörerin und einen Zuhörer mitwippen.

Parallelen
Gelungen war auch die Besetzung des Solos im Lied «Wenn ich einmal reich wär» aus dem Musical «Anatevka». Walter Zahler holte aus seiner Posaune unglaubliche Töne, um der Hauptfigur im Stück, dem Milchmann Tewje, eine Stimme zu geben. Dieser ist in der Geschichte unter anderem damit beschäftigt, seine drei Töchter zu verheiraten. Grund genug für den Moderator, auf die drei Söhne Zahlers hinzuweisen. Denn alle drei jungen Herren gehören ebenso wie der Vater zur Brass Band «Harmonie» Saanen.

(K)eins fehlte
Aber ein Musical fehlte im Programmheft. Was war mit «Cats», einem der bekanntesten Produktionen aus der Feder von Andrew Lloyd Webber? Das hatte sich der Dirigent Michael Bach für die Zugabe aufgehoben, die das Publikum mit tosendem Beifall erbat. «Es war das erste Musical, das ich sah. Ich war acht Jahre alt und meine Eltern nahmen mich mit nach London, um diese Produktion zu erleben», verriet Bach am Ende des Konzerts. So beeindruckt, wie er vermutlich als Achtjähriger gewesen sein muss, war das Publikum nach der Präsentation des Liedes «Memory».


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