Dreierspitze für Betriebs leitung des Geburtshauses

  28.06.2022 Region

Die drei jungen Betriebsleiterinnen, die sich an der Generalversammlung der Maternité Alpine vorstellten und ab Ende dieser Woche den Betrieb leiten werden, stehen für den Generationenwechsel und den Kooperationsgedanken.

JENNY STERCHI
Susanne Reber und Noemi Stoller, beide Hebammen, werden gemeinsam mit Andrea Linder, die als Buchhalterin in der Maternité Alpine arbeitet, ab Anfang Juli die Betriebsleitung des Geburtshauses in Zweisimmen übernehmen. «Zu dritt können wir den Druck besser verteilen, der bis vor Kurzem noch allein auf den Schultern von Marianne Haueter lastete», waren sich die drei jungen Frauen einig. Marianne Haueter hielt den Kurs als Betriebsleiterin, nachdem Mitte letzten Jahres Co-Betriebsleiterin Maja Hiltbrunner ihre Position aufgegeben hatte.

Susanne Reber sammelte bereits erste Leitungserfahrungen in der Maternité Alpine. Denn sie sprang kurzfristig und ad interim für Marianne Haueter ein, die aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt nicht weiter ausführen konnte.

Gemischtes Trio und jung
Susanne Reber und Noemi Stoller sind in Bern daheim. Warum nehmen die beiden diesen enormen Arbeitsweg in Kauf? «Weil der Qualitätsanspruch an die Versorgung werdender Mütter und ihrer Familien in der Maternité Alpine höher ist als andernorts.» Diese Aussage erklärt, warum der Betrieb in der Vergangenheit frei gewordene Stellen immer sofort wieder besetzen konnte. Auch bei Praktikantinnen und Hebammen in Ausbildung ist das Geburtshaus in Zweisimmen offenbar sehr beliebt.

Für Andrea Linder ist es eher ein «Heimspiel». Sie ist in Blankenburg zu Hause und bereits seit einiger Zeit als Buchhalterin in der Maternité Alpine angestellt. Ihr Pensum wurde grösser, zur Buchhaltung kam das Sekretariat hinzu. Die Mischung im Leitungstrio eröffnet Perspektivenvielfalt bei kommenden Entscheidungen. Die Frauen der neuen Dreierspitze in der Betriebsleitung des Geburtshauses sind noch keine 40 Jahre alt. Sie zeigen den Trend auf, der sich auch bei den frisch angestellten Hebammen in Zweisimmen abzeichnet. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten ist im letzten Jahr um 15 Jahre gesunken. «Keiner möchte auf die Erfahrungen der älteren Hebammen verzichten. Mit ihnen und den Jungen im Team bieten wir ein Wissensspektrum, das umfassend und zukunftsfähig ist», zeigte sich Anne Speiser, Verwaltungspräsidentin, überzeugt.

Geburtenmaximum in Pandemie
Neben der immer wieder angespannten finanziellen Situation, der weiter bestehenden Unsicherheit zum Fortbestand des Spitals in Zweisimmen und einem immensen Mehraufwand durch pandemiebedingte Schutzmassnahmen realisierten die Mitarbeitenden in der Maternité Alpine mit 69 Neugeborenen den Geburtenrekord in der fünfjährigen Geschichte des Hauses. «Krankheits- und Quarantäneabwesenheiten wurden dank eines herausragenden Teamgeistes kompensiert», wusste Anne Speiser zu berichten.

Zudem trat man mit einem Crowdfunding der nicht gerade komfortablen Finanzlage entgegen. Über 100’000 Franken wurden so zusammengetragen. Die Rechnung wies insgesamt Spenden in Höhe von einer halben Million Franken aus. Doch das allein sicherte nicht die schwarze Null, mit der das letzte Geschäftsjahr abgeschlossen werden konnte. Die vielen Geburten und zunehmenden Betreuungsaufträge sowohl in Form von Kursen als auch bei der Wochenbettbetreuung hatten zwar einen höheren Personalaufwand zur Folge, generierten aber eben auch höhere Erträge.

Zukunftsmusik
Das Pilotprojekt «Geplanter Kaiserschnitt in Zweisimmen» ging mit einer Auswertung durch die Berner Fachhochschule für Gesundheit, Abteilung Forschung, zu Ende. In den vergangenen zwei Jahren nutzten 19 Frauen das Angebot, das sich durch das Projekt bot. Eva Lucia Cignacco Müller, Schweizer Pflegewissenschaftlerin, Co-Leiterin des Fachbereichs Geburtshilfe sowie Leiterin des Masterstudiengangs für Hebammen der Berner Fachhochschule, bescheinigte der Maternité Alpine und deren Umsetzung geplanter Kaiserschnitte vor professionellem und wissenschaftlich fundiertem Hintergrund ausserordentlich gute Arbeit. Offensichtlich konnte sie auf allen Ebenen überzeugen, denn der geplante Kaiserschnitt erhielt die Bewilligung von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern (GSI), in das reguläre Angebot aufgenommen zu werden.

«Der Campus, auf dem zukünftig die integrierte Grundversorgung in der Region gesichert werden soll, lässt weiterhin auf sich warten», erläuterte Anne Speiser abschliessend den Stand der Dinge dieses bereits vorgestellten Projektes (diese Zeitung berichtete). «Die Verhandlungen zwischen GSI und STS AG sind im Gang.» Es sei jedoch Stillschweigen vereinbart worden und somit konnte die Verwaltungspräsidentin der Versammlung keine weiterführenden Informationen dazu liefern.


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