Geht die Kultur mit der Zeit?

  26.10.2023 Kultur

Die Runde um den Kulturstammtisch war sich einig, dass kulturelle Angebote an das Zeitgeschehen und die Gesellschaft angepasst werden müssen. Die Zusammenarbeit der Anbieter erschien als ein attraktiver Lösungsschritt.

JENNY STERCHI
Im La vache bleue, dem Kulturladen in Saanen, hatten sich am Mittwochabend Kulturbegeisterte aus dem Saanenland und Obersimmental am Kulturstammtisch eingefunden. Der Verein Volkswirtschaft Berner Oberland, genauer dessen Kulturrat, hatte zu dieser Zusammenkunft eingeladen.

Es gab in der Vergangenheit bereits zwei Kulturstammtische, die im östlichen Berner Oberland Kulturschaffende an einen Tisch brachten.

Das liebe Geld
Michi Gehret, Mitglied in jenem Kulturrat und Architekt aus Feutersoey, hatte diese Ausgabe in Saanen organisiert. Er und Beatrice Fridelance, Präsidentin des Kulturrates, freuten sich sehr über das grosse Interesse von Kulturanbietern aller Generationen.

Im Stammtischgespräch kam schnell zur Sprache, dass es heute vielfach die Finanzen sind, die Veranstalter kultureller Angebote mitunter bremsen.

Umso wertvoller erscheinen dann Vereine wie Kultur Region Obersimmental – Saanenland – Pays-d’Enhaut, die finanzielle Unterstützung an kleinere kulturelle Angebote geben, die sie vom Kanton Bern zur Verfügung gestellt bekommen. «Grosse Anlässe, wie das Gstaad Menuhin Festival, werden direkt vom Kanton unterstützt. Wir sind wirklich für die kleinen Kunst- und Kulturanbieter unterwegs», betonte Matthias Moser, Präsident Kultur Region Obersimmental – Saanenland – Pays-d’Enhaut.

Gemeinsam stärker
Verschiedene Fragen wurden in der Runde diskutiert. Immer wieder tauchte die Problematik auf, dass Kultur in der Bevölkerung einen scheinbar abnehmenden Stellenwert einnimmt. Die zunehmende Digitalisierung und der fehlende Fokus auf Kultur in der Bildung konnten nicht abschliessend als Gründe formuliert werden. Zu viel Potenzial bieten Social Media in der Bewerbung der Anlässe. Zu wenig Einblick hatten die Anwesenden in die Bildungsinhalte der Schulen der Region.

Die Anstrengungen, an diesen Punkten anzusetzen, wurden jedoch von allen gutgeheissen. Gemeinsame Projekte, an denen mehrere Kulturschaffende und Veranstalter der Region beteiligt sind, wurden angeregt und erhielten breite Zustimmung.

Kurzfristige Projekte, die nur über einen bestimmten Zeitraum bearbeitet werden müssen, könnten funktionieren. Denn die Absehbarkeit und die ausbleibende längerfristige Verpflichtung der Mitwirkenden erscheint heute attraktiv.

Christian Kohli, Gastgeber im La vache bleue und selbst Kulturveranstalter in einem einzigartigen Lokal, berichtete von seinen Veranstaltungsideen. Kohlis Vergangenheit als Dekorateur in der Mühle Hunziken lässt sich in seinem Kulturladen nicht verheimlichen. Aus dieser Zeit stammen auch seine Kontakte zu Schweizer Bands und Musikern. Und er bekannte sich als Fan der Idee gemeinsamer Projekte.

Die Stammtischgäste gingen nach zwei Stunden auseinander mit dem Wunsch, diesen Austausch zu wiederholen.

Verein als Dienstleister
Volkswirtschaft Berner Oberland feiert im nächsten Jahr sein 105-jähriges Bestehen. Die Idee des Vereins lässt sich klar zusammenfassen: «Wir wollen das Berner Oberland von Grimsel über Thun bis ins Saanenland stärken. Wir wollen, wenn immer möglich, mit geeinter Stimme die Bedürfnisse der Bevölkerung des Berner Oberlandes in Bern einbringen.» Das galt damals wie heute. «Wir können keine grosse finanzielle Unterstützung bieten. Aber wir bieten die Vernetzung zwischen den zahlreichen Mitgliedern in den verschiedensten Tätigkeitsfeldern aus dem gesamten Berner Oberland», beschloss Marianna Lehmann, Vereinspräsidentin und Präsidentin des Bildungsrates, ihre kurzen Ausführungen zum Verein Volkswirtschaft Berner Oberland.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote