Letzter Bergkönig … in Gstaad

  30.08.2022 Sport

Die sechste Ausgabe des Vintage Velorennens «Bergkönig» war zugleich die letzte, zumindest in Gstaad. Etwa 160 Teilnehmer nahmen am genussbetonten Rennveloanlass, der im nächsten Jahr an einem anderen Ort ausgetragen wird, teil.

JENNY STERCHI
Ein bisschen Wehmut, ganz viel Sonne und gut gelaunte Rennradliebhaber prägten den nostalgischen Rennradanlass Bergkönig am letzten Wochenende. Es war die letzte Ausgabe auf den Strassen und Wegen im und ums Saanenland herum.

Bergkönig besteht weiter
Die um die Hälfte geschrumpfte Teilnehmerzahl hatte den Veranstalter dazu bewogen, den Bergkönig zum letzten Mal in Gstaad auszurichten. Die Sorge der passionierten Vintage-Velo-Fans, dass der Anlass ganz aus der Schweiz verschwinden würde, war jedoch unbegründet. Kurz vor dem Start zum traditionellen Sprint hinauf zum Hotel Park Gstaad verkündete Speaker Franco Marvulli, dass es auch im nächsten Jahr wieder einen Bergkönig geben werde, einfach an einem anderen Ort. Auf Anfrage präzisierte der Veranstalter Alex Beeler, dass er in Gesprächen mit verschiedenen Orten und Regionen sei, um den Bergkönig 2023 wieder stattfinden zu lassen.

Letzte Runde in Gstaad
An der diesjährigen Ausgabe waren auffällig viele Einheimische im Teilnehmerfeld. Vielleicht getrieben von der offensichtlich letzten Gelegenheit, ein genussorientiertes Radrennen ohne Zeitdruck vor der Haustür zu absolvieren, hatte sich neben dem Gstaader Team, das von der ersten Ausgabe an dabei war, und einigen Einzelfahrern der Region auch ein weiteres Mixed-Team aus 13 einheimischen Damen und Herren angemeldet.

Während sich die Frauen des Teams auf die kleineren Genussstrecken zwischen 18 und 82 Kilometern des Pedaleur de Charme begaben, forderten sich die Herren auf der Strecke La Reine heraus.

Vorbereitung ist alles
Und der Aufwand, den das Team Allegro im Vorfeld betrieben hatte, zahlte sich aus. Nicht nur, dass sie dank ihrer originalgetreuen und einheitlichen Wolltrikots den «Best-Style»-Preis erhielten. Auch bei den Velos bewiesen sie die Liebe zum Detail. Sie orientierten sich am Katalog der Traditionsmarke Allegro von vor 50 Jahren. Sie entschieden sich für das Modell «Weltmeister», ein rotes Rennvelo mit Bremsen und Schaltung, wie man es in den 1970-er Jahren gebaut hat. «Die kann man nicht mehr einfach so bestellen. Die muss man auf Flohmärkten, Versteigerungsplattformen und bei allfälligen Kellerfunden erwischen», erklärte Daniel Heine, Mitglied im Team Allegro, den Aufwand im Vorfeld. «Wir brauchten Zwei Jahre, bis wir für jedes Teammitglied ein solches Velo organisiert hatten.»

Doch auch damit gaben sie sich noch nicht zufrieden. Ein Begleitfahrzeug, mit Allegro angeschrieben und vermutlich so alt wie die Velos, ging mit auf die 65 Kilometer lange Strecke. 2100 Höhenmeter mussten überwunden werden und das Verhältnis zwischen Leistung und Genuss war mit 50:50 angegeben. «Man fühlt sich wie einer der Radrennhelden vergangener Tage, wenn ein Auto extra für dich mit unterwegs ist.»

Und auch wenn der Genuss bei den Radrennen des Bergkönigs im Vordergrund steht, sind die Strecken kein Spaziergang. «Ich glaube, ich bin noch nie so lange aus dem Sattel gegangen und stehend gefahren, wie mit diesem Velo und auf so einer Strecke», verriet ein Teammitglied nach der Zieleinfahrt. Alle vom Team hatten sich im Vorfeld vorbereitet, sind trainieren gegangen, ohne dabei den Spass aus den Augen zu verlieren.

WEITERE FOTOS AUF SEITE 10


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote