Psst …

  17.06.2022 Kolumnen

ANITA MOSER
Sie kennen das sicher auch: Sie sitzen abends in einer Beiz, geniessen die Geselligkeit, es wird erzählt und gelacht. Beim Verlassen der Beiz zerstreut sich die Gruppe. «E schöne Obe», ruft man sich noch quer über die Strasse zu oder macht noch schnell ab für Sonntag. «Chunnsch au? Am Zähni bim Bahnhof …» tönt es laut über die Strasse. «Psst», mahnt plötzlich eine Stimme. Ups. Da haben wir doch glatt vergessen, dass es bereits auf Mitternacht zugeht. Die armen Anwohner.

Ähnlich ist es vor geschlossenen Barrieren oder Ampeln – wie derzeit beim Würstenkreisel. «Bitte den Motor abstellen», wird man noch höflich aufgefordert. Soll ich, soll ich nicht? Vielleicht springt die Ampel gleich auf Grün und weisch wie peinlich, wenn ich den Motor nicht sofort starten kann… Das ist mir einmal passiert – als Neulenkerin in der Stadt Zürich. Mein alter Citroën liess sich ums Verworgen nicht starten. Ich habe damals allen Mut zusammengenommen, bin ausgestiegen und habe dem ziemlich genervten Autolenker hinter mir mit zittriger Stimme angeboten: «Wenn Sie meinen Chlapf starten, hupe ich hier weiter…»

Aber zurück zur Gegenwart, denn eigentlich geht es jetzt um die geplagten Anwohner. Ein Hupkonzert würde sie erst recht aufschrecken, sie am Einschlafen hindern oder im schlimmsten Fall aufwecken. Ich versetze mich in ihre Lage: laufende Motoren, vielleicht sogar ein Hupkonzert, Musik in allen Genres, die aus offenen Fenstern dröhnt und das Tag und Nacht. Keine schöne Vorstellung, oder? Schnell kurble ich die Fensterscheibe rauf und stelle die Musik leiser … [email protected]


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