Wider Röstigraben und Kantonsgrenze

  28.11.2022 Politik

Den Touristen und den Problemen ist es egal, dass Saanen und das Pays-d’Enhaut durch eine Kantonsgrenze voneinander getrennt sind. Im Rahmen von «6à7» haben die Nachbarn Berührungspunkte und Kontraste gefunden.

KEREM S. MAURER
Es war ein überschaubares Publikum von rund 30 Personen, das am Donnerstagabend im Hotel Roc et Neige in Château-d’Oex dem Austausch zwischen dem Pays-d’Enhaut und dem Saanenland – vertreten durch Gemeindepräsident Toni von Grünigen, Verwaltungsdirektor Roman Gimmel und Ariane Ludwig von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) – beiwohnte. Jean Pierre Neff, Präsident von Pays-d’Enhaut Région Economie et Tourisme, eröffnete das frankophone Symposium mit dem schlichten Namen «6à7»pünktlich um 18 Uhr, «damit wir bis um sieben Uhr durch sind», wie er sagte. Der Austausch fand unter dem Titel «Herausforderungen und Chancen unseres Nachbarn, des Saanenlandes» statt.

Volkswirtschaftlich problemlos
Als grenzübergreifendes Unternehmen, das sowohl im Saanenland, dem Obersimmental und auch im Pays-d’Enhaut tätig ist, präsentierte Eric Oehrli sein Unternehmen Early Beck und signalisierte, dass es aus volkswirtschaftlicher Sicht weder mit der Sprach- noch mit der Kantonsgrenze irgendwelche Schwierigkeiten gebe. Im Pays-d’Enhaut wohnen und im Saanenland arbeiten ist genauso gut möglich, wie im Saanenland hergestellte Produkte im Kanton Waadt zu verkaufen – und umgekehrt.

Saanen in Zahlen
Toni von Grünigen präsentierte Saanen in Zahlen: «Die Gemeinde besteht aus elf Bäuerten mit insgesamt 7500 Einwohnenden, von denen 4100 stimmberechtigt sind.» Während der Hochsaison steige die Bevölkerungsanzahl auf über 30’000 an. Ferner bezeichnete er die Anwesenheit der beiden internationalen Schulen JFK und Le Rosey als enorm wichtig und bezifferte das Gemeindebudget auf 90 Millionen Franken. Beinahe entschuldigend fügte er hinzu, dass Saanen davon jährlich über 18 Millionen an den kantonalen Finanzausgleich leiste. Nach von Grünigen «reduzierte» Ariane Ludwig das Saanenland auf seine touristischen Eckdaten: 6 Topevents, 135 Restaurants mit insgesamt 260 Gault-Millau-Punkten, 41 Bergbahnanlagen, 48 Hotels mit insgesamt 2495 Betten, unzählige Kilometer Pisten, Langlaufloipen, Winter- und Sommerwanderwege, Radwege dazu das Sportzentrum, der Flugplatz und 175 Ferienwohnungen, welche über die GST-Website vermietet werden. Die Destination Gstaad geizte nicht mit Superlativen.

Nicht alles Gold, was glänzt
Dass es bei all dem Saaner Glanz auch zahlreiche und zum Teil sehr grosse Herausforderungen gibt, unterstrich Roman Gimmel im letzten Vortrag des Abends. Als grosse Baustellen bezeichnete er unter anderem den fehlenden bezahlbaren Wohnraum, fehlende Dreisternehotels mit preisgünstigen Angeboten sowie das Projekt Concert Hall, das seit dem Straucheln von Les Arts Gstaad geplant ist. Dazu erwähnte er die schier unlösbaren Probleme mit der medizinischen Grundversorgung, der Schulstrategie und dem Fachkräftemangel.

Wichtiger Austausch
«Wir haben einige Gemeinsamkeiten und eine gute Zusammenarbeit», betonte Toni von Grünigen gegenüber dieser Zeitung und erklärte, dem Touristen und dem Problem sei es nämlich egal, wo die Grenze durchführe. «An Herausforderungen, die beidseits der Kantonsgrenze stattfinden, arbeiten wir gut zusammen», hielt der Gemeindepräsident fest. Herausfordernder werde es, wenn es sich um Punkte handle, bei denen die Kantone die Hoheit hätten, wie etwa beim Gesundheitswesen. Auch für Verwaltungsdirektor Roman Gimmel ist der Austausch mit der Nachbarregion sehr wichtig. «Wir haben heute Abend gesehen, dass auch die Sprache keine wirkliche Hürde darstellt.»


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