Klaus Bergers Lebenswerk: ideenreich, bewegt, fröhlich

  27.04.2018 Kunst

Unter Anwesenheit des Berner Grafikers Klaus Berger, einem der ältesten Scherenschnittkünstler der Schweiz, eröffnete Hans-Jürgen Glatz am vergangenen Sonntag eine weitere einzigartige Ausstellung im Galerie-Restaurant Hüsy in Blankenburg. Mit den fröhlichen, humorvollen und bunten Werken schenkt uns der 87-jährige Künstler einen Einblick in sein eindrucksvolles Lebenswerk.

«Nach der erfolgreichen Ausstellung mit Marc Schweizer, einem der jüngsten Papierschnittkünstler, darf ich nun den Berner Grafiker Klaus Berger, einen der ältesten Scherenschnittkünstler der Schweiz, herzlich willkommen heissen im Hüsy.» Mit diesen Worten eröffnete der Hüsy-Wirt Hans-Jürgen Glatz die aktuelle Ausstellung. Der 87-jährige Klaus Berger ist sehr dankbar und freut sich, dass es in seinem Alter überhaupt noch einmal möglich war, seine Werke zeigen.

Grafiker, Künstler und Musikant
Klaus Berger wurde 1931 in Bern geboren. Nach seiner Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Biel, Fachklasse Grafik, arbeitete er ab 1958 als selbständiger Grafiker in Bern. «In seinem Atelier war man wie in einer anderen Welt. Ungewohnt für mich war auch das Musizieren, das den Alltag etwas auflockerte, was damals überhaupt nicht üblich war», erklärte sein ehemaliger zweiter Lehrling, der Berner Grafiker Hannes Thommen, in seiner Laudatio. Klaus Berger war 19 Jahre alt, als ihn sein Grossvater bei einem gemeinsamen Besuch im historischen Museum Bern sehr nachhaltig auf die Scherenschnitte des legendären Johann Jakob Hauswirth (1809–1871) aufmerksam machte. Doch erst 15 Jahre später entstanden Bergers erste Scherenschnitte. Seine Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in der ganzen Welt ausgestellt. Klaus Berger hat bis 1996 an der Schule für Gestaltung in Bern unterrichtet und war auch Experte. Noch heute, in seinem hohen Alter, kann er dank einem guten Betreuungsteam sein Zuhause geniessen und nimmt noch täglich sein Schwyzerörgeli zur Hand. Ab und zu begleitet ihn sein Freund mit dem «Hexenschiit» und der Maultrommel.

Humorvolle, fröhliche Werke
Wie bei Hauswirth fallen bei Klaus Berger die bewegten Szenen, die Heiterkeit, der Ideenreichtum und eine gewisse Lockerheit auf. Musik, Tanz, Liebe, Humor und Begebenheiten aus dem Alltag sind Themen in seinen Werken, vertete Figuren wie tanzende und musizierende Menschen, meist kombiniert mit Tieren und stilisierten Bäumen, deren gefächerte Äste übergrosse Blüten tragen. Schlaghosen und lange Frisuren lassen einen gewissen Einfluss der Beatles und 68er-Jahre erkennen. Die Scherenschnitte und Collagen sind aus weissem, schwarzem oder buntem Papier geschnitten und sind mal dreidimensional, mal hinter Glas oder mal auf Papierunterlagen aufgeklebt, wahre Experimente mit Material, Licht und Schatten. Speziell fallen bei den Werken «Prachts-Chrabler» oder «Käferfest» die dreidimensionalen Käfer mit ihrem zauberhaften, matten Glanzeffekt auf, der durch das Bemalen von Folienpapier mit verschiedenen Farbnuancen entstand. Ein witziges Detail gibt es bei der Collage «Fescht Zyt» zu sehen: Wer hat wohl die kleine Schere des Künstlers stibitzt? Die Ausstellung umfasst rund 100 Werke, zum Teil aus Privatbesitz. Ein Besuch im Galerierestaurant Hüsy lohnt sich allemal. Die Ausstellung dauert noch bis zum 27. Mai.

SOPHIE JAGGI


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