Knopf in der Leitung

  18.01.2019 Leserbeitrag

Was für eine patente Erfindung! Der Reissverschluss hält nicht nur Textilien zusammen. Das Einordnen im Riri-Verfahren bewährt sich auch im Kolonnenverkehr. Und Kolonnen, die kennen wir im Saanenland vor allem am frühen Morgen. Hunderte Pendler fahren täglich über die Möser Richtung Saanen und Gstaad zur Arbeit. Von einer Seitenstrasse kommend in den Pendlerstrom einzufädeln oder gar in der Gegenrichtung links abzubiegen, ist jeweils eine echte Herausforderung. Ich warte also wieder einmal eine gefühlte Ewigkeit, bis sich eine Lücke auftut. Dabei wäre es doch ganz einfach: Man bräuchte nicht mal anzuhalten, man müsste einfach nur das Gas ein wenig zurücknehmen. Aber eben. Jeder schaut aufs Heck des Vordermanns und ist in Gedanken sicher schon am Arbeitsplatz. Still vor mich hin sinnierend, habe ich dann endlich doch noch eingefädelt. Ich fahre Richtung Saanen, biege nach Gstaad ab, hänge weiter meinen Gedanken nach. Bei der Einmündung der Bellerivestrasse kommt mir ein Velofahrer auf der Einspurstrecke entgegen. Er will links abbiegen. Gleichzeitig will von rechts einer in die Hauptstrasse einbiegen. Ups, zu spät gesehen! Ich müsste aber stark abbremsen, um dem Velofahrer und dem Automobilisten noch den Vortritt zu lassen. Womöglich würde ich sogar eine Auffahrkollision riskieren. Hmh. Wie war das mit der Weitsicht und dem Reissverschlusssystem? Es ist ja ganz einfach, man braucht nur das Gas etwas zurückzunehmen … Aber eben, manchmal habe ich selber auch einen Knopf in der Leitung.

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