SABNINE REBER
Die besten Texte sind bekanntlich oftmals die, die man gar nicht veröffentlicht. Diejenigen, die man subito dem Papierkorb übergibt, statt damit die geneigte Leserschaft zu belästigen. Und weil eben der Papierkorb für Schreibende ein so wichtiges Utensil ist, besitze ich persönlich eine äusserst kostbare und seltene Ausführung eines ebensolchen. Allerding sind mir nun angesichts des Januarlochs diesbezüglich ein paar pragmatische Zweifel gekommen. Und so habe ich eines Abends auf Ebay im internationalen Rahmen nachgeschaut, wie es um den Wert meines Papierkorbs derzeit stehe. Munter tippte ich multikulturell verständlich auf Englisch Dustbin, und dann den Namen des Künstlers, der lange vor meiner Zeit den kostbaren Papierkorb gestaltet hatte, den ich meinerseits von einem Sammler teuer erworben habe. Der Künstler heisst Piero Fornasetti. Genau, das ist der mit den Sonnen und den Gesichtern auf Tellern – schwarzweissen ebenso wie güldenen. Tatsächlich ergab meine Suche, dass mein Papierkorb noch viel seltener sein muss, als ich das zu träumen gewagt hatte. Jedenfalls wurde am Tag meiner Suche weltweit kein einziger ebensolcher Papierkorb angeboten. Dafür wimmelte es von schwarzweissen und güldenen Tellern des besagten Signore Fornasetti, Originalen aus den 1950er-Jahren ebenso wie gewiss auch einigen unstatthaften Kopien. Ein Angebot aus Hongkong gab mir besonders zu denken. Da bot ein Verkäufer «24 Rare Original Vintage Piero Fornasetti Plates» für 13 000 US-Dollar an! Ich rechnete den Betrag im Kopf hoch auf meinen Papierkorb und überlegte mir, ob ich nicht in Zukunft meine missratenen Texte doch lieber der Leserschaft zumuten sollte … Allerdings hat dieser Plan einen Haken. Als ich nämlich den Papierkorb von allen Seiten fotografierte, um ihn auf Ebay zu stellen, fiel mir auf, dass die Unterschrift von Piero Fornasetti nirgends zu finden war! Tja, so wird das dann wohl doch nichts mit Januarloch stopfen – jedenfalls nicht mit diesem Papierkorb.

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