Sprachlos

  17.05.2019 Kolumnen

BLANCA BURRI
Können Sie sich eine sprachlose Journalistin vorstellen? Ich nicht. Zugegeben: Es gibt schon ab und zu Situationen, die mich sprachlos machen. Hundekot neben dem Wanderweg oder gleichgültige Verkäufer zum Beispiel. Positive Erlebnisse gehen mir besonders unter die Haut. Als ich vernahm, dass Skifahrerin Julie Trummer ins C-Kader aufsteigt, fand ich vor Glück für sie keine Worte. Es fasziniert mich extrem, was die jungen Leute von heute leisten. Sie glauben an sich, sie gehen ihren Weg, sie trainieren bis zum Umfallen und leben ihre Leidenschaft so intensiv, dass sie daneben auf Vieles verzichten.
Das steht ganz im Gegensatz zu der jahrtausendealten Meinung, die Jugend von heute tauge nichts mehr. Sokrates, griechischer Philosoph, 470–399 v.Chr.: «Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.» Ist das so? Wenn ja, würden sich die Bewohner von Pflegewohnheimen selbst pflegen, die Bergtouristen sich selbst auf den Gipfel führen oder der Lehrer nur sich selbst unterrichten. Dem ist aber nicht so. Es gibt junge Bergführeraspiranten, die Weiterbildungsangeboten boomen und viele junge Erwachsene kümmern sich um unsere betagten Mütter und Väter.

Auch beim Interview mit Seglerin Emilie Tschanz verschlug es mir die Sprache – dreifach sozusagen: 1. weil sie wegen ihrer Topleistungen an der Weltmeisterschaft in Kanada teilnimmt, 2. weil sie, erst 16-jährig, ein souveränes Interview ablieferte und 3. weil ich erkältet war und deshalb keinen Ton herausbrachte. Sie fragen sich, wie man so ein Interview führen kann? Ich auch. [email protected]


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