«Je ne parle pas français, aber bitte red weiter …»

  18.10.2019 Bildung

WESTSCHWEIZ Der bekannt Song von Namika animierte die Schülerinnen und Schüler der Heilpädagogischen Schule Gstaad, ihr Schulfranzösisch im Schullager anzuwenden. Und – es hat geklappt!

Jedes Jahr im Herbst fahren wir mit drei Klassen für eine Woche ins Schullager. Hier ein kleiner Rückblick auf unsere tolle Lagerwoche.

Papiliorama und Mont Vully
Pünktlich um 7.15 Uhr stehen wir in Begleitung unserer Eltern auf dem Parkplatz. Schnell und routiniert werden die Spielkisten und Koffer in den Anhänger eingeladen. Noch ein letztes Gerangel um die besten Plätze im Bus und schon sind wir unterwegs und fahren nach Kerzers (im Seeland) ins Papiliorama.

Die Regenwolken haben sich zum Glück verzogen und so können wir draussen picknicken. Outdoor entdecken wir farbig schillernde Vögel und faszinierende Regenwaldsäugetiere. Die Begegnungen mit Hunderten von herumflatternden Schmetterlingen faszinieren uns. Natürlich haben wir auch Einblicke in deren Vorleben vom Ei über die Raupe bis zur Puppe.

Anschliessend wagen wir uns ins Nocturama. Im Vollmondlicht tauchen wir in die Tropennacht ein und beobachten aktive Faultiere, Ozelote und Nachtaffen. Mit akrobatischen Stunteinlagen rund um unsere Köpfe entlocken uns die frei fliegenden Fledermäuse laute Schreckensschreie und Gelächter.

Am Mittag fahren wir auf den Mont Vully. Wir besuchen die Höhlen von Lamberta oberhalb von Môtier im Kanton Freiburg. Das Ganze sieht aus, als hätten riesige Murmeltiere einen Bau angelegt. Die Grotten wurden zwischen 1916 und 1917 als Mittel zur Verteidigung während des ersten Weltkrieges in den Sandstein gegraben. Das Höhlensystem ist ein paradiesischer Spielplatz, wo Kinder stundenlang Verstecken spielen können.

Nachdem die Gruppe wieder vollständig ist, fahren wir nach Les Geneveys-sur-Coffrane im Kanton Neuenburg. Dort beziehen wir unsere Zimmer im wunderschön gelegenen Lagerhaus «Le Louverain» oberhalb des Neuenburgersees. Die Aussicht ist fantastisch. Wir sehen bis zu den Alpen. Alle sind mit der Zimmeraufteilung zufrieden und es wird bis in die Nacht hinein geplappert und gekichert.

Bei den Freibergerpferden
Herrlich! Die Sonne scheint und ein neuer Tag bricht an. Nach dem leckeren Frühstück fahren wir mit den Bussen nach La Bosse in der Nähe von Le Bémont. Alle sprechen natürlich nur Französisch! Aber die Verständigung klappt bestens. Wir freuen uns riesig auf die geplante Kutschenfahrt. Schnell rennen wir zu den Ställen und schliessen sogleich Freundschaft mit den wunderschönen Freibergerpferden. Wir verteilen uns auf die beiden Wagen und lassen uns über die abwechslungsreiche Hochfläche des Plateaujuras kutschieren. Lautes Gelächter ertönt, weil unser Fotograf Markus Walther hinter oder vor den Kutschen herrennen muss. Gute Schnappschüsse bedingen oftmals viel Körpereinsatz, manchmal auch etwas Atemlosigkeit!

Wir wandern über Stock und Stein durch das zum Teil moorige und mit Kalkstein durchsetzte Hochplateau zur Cabane. Endlich kommen wir bei Rastplatz an. Samuel und Adrian entfachen ein grosses Feuer. Diesmal gibt es eigenhändig «signierte» Cervelats auf dem Grill. Danach machen wir lustige Fotoshootings mit Markus. Hoppla: Beim Luftsprung der Lehrer/innen bricht die lange Holzbank zusammen!

Eine unterirdischen Mühle
Der Himmel ist strahlend blau und wir fahren gut gelaunt nach Le Locle im Kanton Neuenburg. Dort besuchen wir die unterirdischen Mühlen vom Col-des-Roches. Im 17. Jahrhundert erhielten drei Müller vom Regierungsrat die Bewilligung und installieren zwei Räderwerke, die eine Getreide- und eine Dreschmühle antreiben. Jonas Sandoz liess später die Höhle aushöhlen, um so Platz für fünf Wasserräder zu schaffen. Nachdem er 1690 bankrott gegangen war, kam die Mühle nach und nach in verschiedene Hände. Später wurde die Höhle sogar als Abfallgrube für Fleischabfälle benutzt. Das fanden wir alle sehr eklig! Die Museumsführerin erklärte uns anschaulich und spannend, was sich in den Höhlen zugetragen hatte. Über viele Treppen geht es tief in die Erde hinunter.

Nach der kühlen Innentemperatur in der Mühle sind wir froh, wieder hinaus an die Sonne zu kommen. Wir fahren nach Les Brenets und starten unsere zweistündige Wandertour entlang des Doubs. Steil geht es bergauf und wieder hinunter durch wunderschöne Wälder. Nach soviel Bewegung lassen wir uns im Restaurant verwöhnen und bestellen uns in französischer Sprache ein Eis (jedenfalls die Mutigen von uns!).

Bevor wir mit dem Schiff zurückfahren, wandern wir noch das kurze Stück zum grandiosen Wasserfall. Eine Gruppe überquert die kurze Brücke nach Frankreich und wandert dort weiter, die andere nimmt den Weg auf der Schweizer Seite. Beim herabstürzenden Wasserfall können wir uns zuwinken.

Auf dem Schiff und im Pfahlbauerdorf
Eigentlich wäre dies unser Badetag! Doch es ist kühler geworden. Wir fahren mit dem Zug von Coffrane nach Neuenburg. Dort gehts mit der Standseilbahn hinunter in die Stadt. Am Schiffshafen besteigen wir den Raddampfer «Neuchâtel» und lassen uns nach Portalban bringen. Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Kolben des Motors drehen und die grosse Schaufel am Rad auf der Seite das Wasser verdrängt.

Am Strand von Portalban schauen die Hardcore-Kaltwasserschwimmer mit einem sehnsüchtigen Blick auf das stürmische Wasser. Doch die Mehrheit freut sich auf die Wanderung durch das wunderschöne Naturschutzgebiet entlang des Sees. Unterwegs durch den Wald und über kleine Brücken durch das hohe Schilf erreichen wir nach einiger Zeit das Pfahlbaudorf «Gletterens». Dieses stellt eine typische, jungsteinzeitliche Siedlung dar. Dort erwartet uns bereits ein Mann. Er hat lange wilde Haare und trägt lustige Kleider. Sein Deutsch ist nicht perfekt. Deshalb hören wir immer wieder französische Wörter in seinen Erklärungen. Das tönt lustig. Wir besuchen die Workshops «Feuer», «Speerwerfen» und «Kordelzwirnen».

Über 200 Tierarten bestaunt
Heute ist unser Abreisetag. Schnell sind die Koffer gepackt und der Anhänger beladen. Alle winken uns zum Abschied und wünschen uns eine gute Heimreise. Leider regnet es in Strömen. Aber, man glaubt es kaum, kurz bevor wir den Zoo in Servion im Kanton Waadt erreichen, hört der Regen auf. Toll!

Der grösste zoologische Garten der Westschweiz liegt am Rande des Jorat-Waldes in einer wunderschönen Naturlandschaft. Über 200 Tiere und 60 verschiedene Tierarten aus unseren Breitengraden und der ganzen Welt kann man beobachten. Es gibt Ziegen, Meerschweinchen, Sibirische Tiger, Löwen, Bären und Bisons. Ganz interessant sind aber auch die vielen Äffchen, Kängurus und Stachelschweine.

Einige von uns wollen noch ins Tropiquarium. In grossen Biotopen können wir seltene Tiere, wie zum Beispiel ein Komodowaran-Pärchen beobachten. Als die Pinguine gefüttert werden, sind wir natürlich zur Stelle. Die niedlichen Tiere sind sehr amüsant und alle jagen gleichzeitig den Fischen nach. Am Beckenrand rutschen sie aus und fallen ulkig ins Wasser. Danach ist es Zeit, um zurück nach Gstaad zu fahren.

Wir sind glücklich, dass wir eine so wunderschöne und erlebnisreiche Woche in Les Geneveys-sur-Coffrane verbringen durften.

HEILPÄDAGOGISCHE SCHULE, G. WEYERMANN

Das Schullager der heilpädagogischen Schule Gstaad wird vollumfänglich durch Spenden finanziert. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei all denen bedanken, die es uns ermöglicht haben, diese Woche so durchzuführen. Ihre Spende erlaubt es auch den Eltern, für eine Woche Zeit zum Durchatmen zu finden und neue Kräfte im Alltag zu tanken.


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