100 Jahre Imkerverein Saanenland

  06.12.2019 Saanenland

Der Imkerverein Saanenland, ein eher leiser und unauffälliger Verein, feierte im ablaufenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Dabei darf festgehalten werden, dass die meist ruhigen, im Hintergrund arbeitenden 55 Imker/innen des Vereins mit ca. 800 Völkern vom Grischbach über Abländschen, Turbach bis nach Lauenen und Gsteig sowie im Tschärzistal und Meielsgrund einen grossen Beitrag zum nachhaltigen Erhalt unserer schönen Landschaft im Saanenland leisten.

Seit Ende der Sechzigerjahre haben die ehemaligen Präsidenten Albert von Grünigen, Mario Paroni und Johannes Raaflaub unseren Verein massgeblich geprägt. Sie alle haben dafür gesorgt, dass die Aktivitäten im Verein aufrecht erhalten blieben und sich die Mitgliederzahl immer zwischen 50 bis 60 Imkern/innen bewegte. Wie in den vergangenen Dekaden ist das Hauptziel des Imkervereins die Ausbildung und die stetige Weiterbildung unserer Imker/ innen zur Sicherstellung einer gesunden Bienenpopulation in der Region. Dabei hat sich im Laufe der letzten Jahre auch in der Bienenhaltung vieles verändert. Imkern ist heute eine anspruchsvolle und zeitintensive Nebenbeschäftigung. Die Imkerei als Hobby zu verstehen, greift heute eindeutig viel zu kurz. Ein breites Wissen sowie die Fähigkeit, vernetzt zu denken, um die Interaktionen zwischen den Bienen und deren Umwelt zu verstehen, ist gefragt. Trotzdem: Wer einmal mit Imkern anfängt, wird von einer Leidenschaft gepackt. Das Halten von Bienen, diese im Einklang mit der Natur zu hegen, zu pflegen und zu begleiten, ist faszinierend, befriedigend, in unserer hektischen Zeit sinnstiftend und wirkt entschleunigend.

Aller negativen und pessimistischen medialen Präsenz zum Trotz: Unseren Bienen im Saanenland geht es verhältnismässig gut. Die klimatischen Bedingungen, die Höhenlage, der im Vergleich zu anderen Regionen eher geringe Pestizideinsatz und der fachgerechte Umgang unserer Imker/innen mit den ihnen anvertrauten Bienen sind der Grund dafür. Zwar ernten wir im Durchschnitt etwas weniger Honig als im Unterland, dafür ist jedoch auch der jährlich auftretende Varroa-Druck, d.h. die Anzahl Milben pro Volk, spürbar geringer. Dies wiederum hat zur Folge, dass wir im Saanenland, fachgerechte präventive Varroa-Behandlung vorausgesetzt, jeweils im Frühling geringere Völkerverluste haben.

Dem gilt es auch in Zukunft Rechnung zu tragen. Was es dazu braucht, sind nicht mehr, sondern gut ausgebildete Imker/innen. Ohne Hilfe der Imker/innen überleben die Bienenvölker heute kaum mehr! Die Begleitung der Bienenvölker durchs Jahr, das heisst genaues Hinschauen, Beobachten, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Eingriffe tätigen und die empfohlenen Methoden entsprechend dem Betriebskonzept des Bienen-Gesundheitsdienstes anwenden. Dies sichert das Fortbestehen von gesunden und vitalen Völkern. Mit Freude stellen wir in unserer Region fest, dass es vermehrt jüngere Leute und insbesondere auch viele Frauen gibt, die sich das Wissen zum zeitgemässen Imkern aneignen wollen. Sei dies zum Aufbau einer eigenen Imkerei oder zur Übernahme bzw. zur Weiterführung der Imkertradition innerhalb der Familie. Dazu bieten wir – in Zusammenarbeit mit dem Bienenzuchtverein Obersimmental – im Lehrbienenstand Zweisimmen Imker-Grundkurse an, die alle zwei Jahre starten. Damit sind wir vom Imkerverein überzeugt, dass dem Imkerhandwerk im Saanenland auch in Zukunft Erfolg beschieden sein wird, dies zum Wohl aller um die Bienen und ihrer Dienstleistungen besorgten Interessengruppen.

Bedingung dazu ist natürlich auch eine intakte Flora und Fauna in unserer Region. Dazu können alle beitragen. Was wir uns als Imker/innen dazu speziell wünschen, ist eine möglichst naturnahe Landwirtschaft, d.h. noch möglichst viele Wiesen auf denen «gheuet» und «geemdet» wird und das Mähen ausserhalb der Flugzeiten der Bienen, d.h. vor 9 Uhr oder nach 16 Uhr stattfindet. Wichtig und schön finden wir es auch, wenn im Bereich der privaten Gärten auf synthetische Herbizide und Pestizide ganz verzichtet wird und bei der Neuanlegung von Gärten bienenfreundlichen Pflanzen der Vorzug gegeben wird.

Dies alles vorausgesetzt, dürfen wir uns alle weiterhin auf reichlich einheimischen Blütenhonig aus dem Saanenland in den Regalen unserer Fachgeschäfte freuen.

ROBERT HAUSWIRTH, PRÄSIDENT


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