Sturmtief «Sabine» legte Bergbahnen lahm

  14.02.2020 Saanenland

Das Sturmtief «Sabine» ist am Montag und Dienstag mit orkanartigen Böen über Europa gefegt. Während das Mittelland stark betroffen war, gab es im Saanenland weniger Schäden als erwartet. Umgestürzte Bäume, Stormausfall und geschlossene Bergbahnen waren die Folge.

BLANCA BURRI
Die Feuerwehrkommandanten von Lauenen, Gsteig und Saanen geben Entwarnung. «Das Sturmtief kam weniger heftig, als erwartet», sagt Bernhard Perreten aus Lauenen stellvertretend. Im Gemeindegebiet von Lauenen gab es einzelne Streuschäden. Zum Beispiel stürzte ein alter Baum in der Heimweid in Lauenen um und beschädigte das Dach einer Remise. Das Wohnhaus, das etwas unterhalb steht, sei zum Glück knapp verschont worden, berichtete Leserin Irma Oehrli aus Lauenen. Dem Gsteiger Feuerwehrkommandanten Tom Schild wurden in Gsteig keine Schäden gemeldet. Die Feuerwehr Saanen musste in der Nacht von Montag auf Dienstag dreimal ausrücken. «Es gab drei Bäume zu räumen und zwar je einen auf den Kantonsstrassen Richtung Lauenen und Saanenmöser sowie bei einem privaten Chalet», informiert Kommandant Christian Brand auf Anfrage.

Bahnen standen still
Die Bergbahnen waren vom Orkan besonders betroffen. Am vergangenen Montag waren bis auf das Zückerli/Wispilen alle Bahnen geschlossen. Auch am Dienstag waren viele Bahnen ausser Betrieb, denn erst mussten die Schäden repariert werden und der Wind war noch sehr stark. Bäume waren auf die Pisten und zum Teil auf Kabel gefallen. Das führte teilweise zu Stormausfall. Besonderes bei der Wispilen gab es Schäden. «Die Freileitung war wegen des Sturms am Boden und das Kabel der Gondel war aus den Rollen gesprungen. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass die Bahnen bei Wind geschlossen bleiben», betonte Matthias In-Albon, Geschäftsführer Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG). «Inzwischen ist alles wieder repariert und alle Bahnen sind seit Mittwoch wieder in Betrieb.»

Pisten sind noch gut
«Sabine» fegte mit warmen Temperaturen über die Destination und vertrieb die Winterstimmung. Der auf das Sturmtief folgende Schneefall war geringer als angekündigt. Was bedeutet das für die Pisten? «Unsere Pisten sind noch in gutem Zustand», versichert In-Albon. Technisch hergestellter Schnee habe eine grosse Widerstandskraft. In-Albon zeigt aber auch auf, dass die Naturschneepisten gelitten haben. Deshalb finden verschiedene lokale Rennen nicht statt. Auch Hans-Ruedi Steiner von der Wasserngratbahn ist zuversichtlich: «Wir haben in den vergangenen Wochen jede Minute, die möglich war, technisch beschneit, das zahlt sich jetzt aus.» Die Kunstschneepiste sei in gutem Zustand und werde auch die kommenden Wetterkapriolen aushalten. Sogar das Rennen der Privatschule Le Rosey von morgen wird wie geplant stattfinden.
Wie hoch die finanziellen Einbussen wegen der geschlossenen Bahnen sind, kann der Geschäftsführer noch nicht beziffern. «Die Bilanz wird Ende Saison gezogen, alles andere wäre Spekulation.» Zudem gebe es in jeder Saison Hochs und Tiefs, weshalb ein direkter Vergleich sowieso schwierig sei. Dank der sehr starken Monate Dezember und Januar zeigt er sich vorsichtig optimistisch.

Rückvergütung ist unterschiedlich
Wenn die Bahnen aufgrund von Wetterkapriolen geschlossen bleiben, ist das Risiko der Kunden und nicht der Bahn. Nur wer eine Versicherung hat, erhält Geld zurück. Bei den Skischulen ist das anders. «Wenn die Anlagen geschlossen sind, erstatten wir den Betrag zurück», sagt Jan Brand von der Skischule Gstaad.

Pannen am vergangenen Wochenende
Bereits heute vor einer Woche und am vergangenen Wochenende war es zu Pannen gekommen. «Verschiedene Stromausfälle haben uns am vergangenen Freitag stark beschäftigt», so In-Albon. Diese seien durch die BKW hervorgerufen worden, weshalb die BDG keinen Einfluss darauf gehabt habe. Besonders der Sessellift Saanen-Rossfälli sei deshalb erst zweimal stehen geblieben und habe schliesslich geschlossen werden müssen. Der Skibus habe den Transport der Gäste übernommen. Am vergangen Sonntag erfolgte in Saanenmöser zudem ein längerer Unterbruch. Die neue Gondelbahn wurde wegen eines technischen Defekts zwei Stunden später geöffnet. Ein Shuttlebus habe bis 11.00 Uhr die Gäste nach Schönried gefahren, sagt In-Albon

Bis zu zehn Stunden Stromausfall
Zurück zum Sturmtief «Sabine». Ives van Damme von der BKW gab Auskunft über Stromunterbrüche. «Es gab durch den Sturm allgemein viele Störungen in der Region», betonte er. Wegen umgestürzter Bäume hatten einige Kunden bis zu zehn Stunden keinen Strom. Das gesamte lokale BKW-Team sei ausgerückt, um die Schäden schnellstmöglich zu beheben.

Die MOB hingegen war von den Auswirkungen des Sturmtiefs nicht betroffen. «Glücklicherweise haben wir keine Probleme gehabt», sagt Mediensprecher Jérôme Gachet.

Schulen haben reagiert
Auch die Schulen nahmen die Sturmwarnung nicht auf die leichte Schulter. Während in der Lauenen die Schule am Montag geschlossen blieb, waren die anderen offen. «Da der Schulweg in der Verantwortung der Eltern liegt, haben wir es ihnen freigestellt, ob sie ihre Kinder schicken oder nicht», erklärt Martin Stähli, Gesamtschulleiter Saanen. Zwei Kinder seien dem Unterricht deshalb ferngeblieben. Schulleiter Tom Schild erläuterte, dass die Schule Gsteig keine speziellen Massnahmen getroffen habe.

Reaktion nach Masterplan
Auch die Skischulen werden oft mit Schlechtwettersituationen oder geschlossenen Bahnen konfrontiert. «Wir haben deshalb ein definiertes Vorgehen erarbeitet», erklärt Jan Brand von der Skischule Gstaad. «Wir informieren die Eltern über die Situation und lassen sie dann selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder schicken möchten oder nicht.» Am vergangenen Montag und Dienstag wurde der Unterricht am Zückerli mit rund der Hälfte der Schülerinnen und Schüler bei Regen und Wind durchgeführt. Andere Skischulen sind auf die Eisbahn in Gstaad ausgewichen.

Spontan reagiert
Rund 200 Gäste folgten der spontanen Einladung von Gstaad Saanenland Tourismus und dem Hotelierverein Gstaad-Saanenland am vergangenen Dienstag. Mit einem spontanen Apéro mitten in der Promenade reagierten sie auf «Sabine» und schenkten deshalb Glühwein aus, dazu servierten sie Hobelkäse und knuspriges Brot. «Diese spontane Aktion hat positiven Anklang gefunden», freut sich Antje Buchs, PR-Verantwortliche von GST.


Waren Bürger stark betroffen?

ELIA MARTINELLI
«In Estavayer-le-Lac am Neuenburgersee besitze ich ein Häuschen, nur 1,6 m vom Wasser entfernt; innere Schäden wurden aber schon repariert. Im Saanenland hatten wir aber Glück»

PETER BRATSCHI, BÜRGER AUS GSTAAD

«Wir hatten Glück, aber als ich zum Geschäft fahren wollte, lag ein Baum auf der Strasse. Ich persönlich war nicht stark betroffen»

GESCHÄFTSMANN AUS OSTERMUNDIGEN

«Es war nicht so schlimm. Als der Sturm wütete, war ich in Bern. Ich komme aber ursprünglich aus der Lenk. Meine Familie sagte aber, dass es nicht so schlimm gewesen sei»

GEBÜRTIGTER LENKER

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote