Ausweichstellen Turbach – die etwas andere Baustelle

  22.09.2020 Turbach

Seit dem Frühling geht es auf und neben der Strasse im Turbach bunt zu und her. Verschiedenfarbige Markierungen am Boden, mit Plastik eingekleidete Strassenränder, rotweisse Absperrungen. Ein Betoncamion fährt das Tal rauf und runter, ein Bagger trägt Erde ab, neue Mauern entstehen da und dort – wir befinden uns in der Umsetzungsphase des Projekts «Ausweichstellen Turbach». Was in einer Gemeindeversammlung Mitte 2017 zum ersten Mal zur Sprache kam, könnte nun in einem Monat zur Vollendung kommen.

DANIELA ROMANG-BIELER
Bauführer Michael Wälchli von der Addor AG ist für die Umsetzung des Projekts zuständig. Das Projekt sei für die Addor AG ein «schöner Auftrag». Aus 15 kleinen Baustellen eine grosse zu machen, sei bei dieser Aufgabe die besondere Herausforderung. Es sei vor allem eine grosse logistische Aufgabe. Wo, was, wann machen? Damit zum Beispiel die Strasse nicht zu lange blockiert wird. Aber auch das das richtige Material mit geringem Aufwand an den richtigen Ort kommt. Oder dass Aushubmaterial an einer anderen Stelle als Auffüllmaterial genutzt werden kann, anstatt dass man es ins Tal abtransportiert.

Strassenbau-Einmaleins, dreckige Schuhe und «Zuunstüdli»-Pech
Mit Philipp Becker, dem Fachleiter Infrastrukturen der Einwohnergemeinde Saanen und Projektverantwortlichen der Gemeinde, habe ich letzten Mittwoch die Baustelle besichtigt und ihm viele Fragen gestellt. Ich habe gelernt, was die Farben am Boden bedeuten und was es mit dem Regenschutz auf sich hat. Ich lernte den Unterschied zwischen Fachleiter, Projektleiter, Bauführer und Polier kennen und auch, dass man für eine Baustellenbesichtigung keine Ausgangsschuhe tragen sollte.

Für Philipp Becker ist das Projekt «Ausweichstellen Turbach» ein Herzensprojekt. Schon in seinen Jugendjahren war die Turbachstrasse als kurvenreich bekannt. Wer das Rückwärtsfahren lernen wollte, musste einfach regelmässig ins Turbach fahren. Sein Auto habe auch mal einen «Zuunstüdli»-Schaden davongetragen.

Speditiv arbeiten, ohne den Talbewohnern das Leben allzu schwer zu machen
Als «Einheimischer» kennt Becker nicht nur die Strasse wie die eigene Hosentasche, auch die Menschen, die das Tal bewohnen, sind für ihn Bekannte. Erst recht war es für ihn ein grosses Anliegen, einen guten Weg zu finden, damit der Bauablauf reibungslos und rasch verlaufen konnte, ohne der Talbevölkerung das Leben allzu schwer zu machen. Kommunikation sei für ihn umso wichtiger. So habe er unter anderem einen SMS-Service eingerichtet und viele Gespräche geführt, um Rückfragen zu beantworten und Verbesserungsvorschläge entgegenzunehmen. Auch sei die betroffene Talbevölkerung zeitnahe über Sperrungen oder erschwerte Durchfahrten informiert worden. Es bestehe immer die Gefahr, dass man trotz vieler Bemühungen jemanden vergesse. Er beurteile aber die Zusammenarbeit zwischen allen Parteien als zufriedenstellend.

In der Zeit voraus – Nachkredit von 80’000 Franken genehmigt
Ein weiteres Anliegen war ihm das Preis-Leistungsverhältnis. Man hätte alles noch perfekter machen können, aber das hätte auch mehr gekostet. Dies sei nun ein guter Mittelweg. Das Budget konnte an den meisten Stellen eingehalten werden. «Im Bereich der Ausweichstellen Äntelikurve und Kirschbaum wurde eine deutlich schlechtere Geologie vorgefunden, als ursprünglich angenommen, so mussten die Stützmauern viel aufwendiger erstellt werden. Dies erforderte einen Nachkredit von Fr. 80’000.–, der letzte Woche vom Gemeinderat genehmigt wurde. Erfreut zeigt sich Becker, dass zeitmässig alles nach Plan läuft. «Geplant ist, Ende Oktober 2020 die Arbeiten abzuschliessen. Wir hoffen, dass auch das Wetter mitspielt …»

Zum Schluss frage ich ihn etwas provokativ, ob jetzt nicht einfach noch mehr Leute in die Ausweichstellen parkieren würden, z.B wenn sie «i d Schwümm» gehen. «Nach Fertigstellung werden sämtliche Ausweichstellen mit sanktionierten Parkverboten belegt, damit allfälliges Fehlverhalten auch gebüsst werden kann», antwortet Becker.


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