Investieren in Blockchains

  18.09.2020 Business, Gstaad

Unter dem Namen «Alpchain» bot Nachson Mimran den Vertretern des Investmentunternehmens Crypto Valley Venture Capital AG (CV VC) bereits zum zweiten Mal eine Plattform im The Alpina Gstaad an. Dort wurde ein Zusammenkommen zwischen Start-ups, welche sich der Blockchain-Technologie verschrieben haben, und potenziellen Investoren ermöglicht. Ein zweiter Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf «Blockchain for Africa» und der Frage, inwieweit Blockchain-Technologie zur sozioökonomischen Stärkung in Entwicklungsländern führen kann.

SONJA WOLF
Um es gleich einmal vorwegzunehmen: Wenn Sie nicht wissen, was Blockchains überhaupt sind, sind Sie nicht die einzigen (siehe Informationskasten). Das räumte auch alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann auf seiner Eröffnungsrede zur zweiten Edition der «Alpchain» ein.

Den ausgewiesenen Blockchain-Fans und -Experten allerdings lieferte die Konferenz am vergangenen Freitag im The Alpina Gstaad gleich eine ganze Reihe an erfreulichen Neuigkeiten: So war zum Beispiel nur einen Tag vor der Konferenz die neue Blockchain-Gesetzgebung, welcher der Nationalrat im Juni bereits zugestimmt hatte, auch einstimmig vom Ständerat durchgewunken worden. Laut der Swiss Blockchain Federation erhält damit das Schweizer «Crypto Valley» mit seinen über 900 Firmen und mehr als 4700 Arbeitsplätzen Rechtssicherheit und zugleich Spielraum für Innovationen und neue Geschäftsmodelle. Die Schweiz habe damit bereits nächstes Jahr, wenn das Gesetz in Kraft tritt, eine der fortschrittlichsten Blockchain-Regulierungen weltweit.

Technologischer Vorsprung
Aber nicht nur regulatorisch, auch technologisch befindet sich die Schweiz laut Pascal Ihle, Public-Relations-Partner der Agentur furrerhugi, auf einer Spitzenposition und zieht immer weitere Start-ups und Investoren an.

In den letzten beiden Jahren seien verschiedene Schweizer Wirtschaftsdelegationen nach Afrika gereist mit der Mission, die Bande mit der Schweiz zu stärken und Afrika mittels Technologie voranzubringen. Es hätten laut Ihle bereits konstruktive Diskussionen mit Mauritius und Südafrika stattgefunden und man habe mögliche Kooperationen ausgelotet.

Viele afrikanische Länder seien bekannt als «mobile-only countries». Das heisst, sie haben laut der Eröffnungsrede des ehemaligen Wirtschaftsministers Johann Schneider-Ammann in ihrer technologischen Entwicklung einige Schritte ausgelassen: Zum Beispiel hätten sie direkt auf mobile Daten anstelle der Festnetztelefonie gesetzt oder den mobilen Zahlungsverkehr schneller angewandt als viele andere Länder. Ein Smartphone zusammen mit Blockchain-Applikationen reiche für E-Banking, Landvermessungen oder um generell Transaktionen auszuführen. Die Schweiz, und hier besonders das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), wolle Afrika in dieser Initiative unterstützen.

Schneider-Ammann selbstbewusst amüsant
Soweit jedenfalls die Informationen aus der schriftlich zur Verfügung gestellten Eröffnungsrede. An der Konferenz selbst bedankte sich der ehemalige Schweizer Präsident und Wirtschaftsminister zwar herzlich bei dem Team, das die Rede verfasst hatte, sprach dann aber frei zum schmunzelnden Publikum mit der Bemerkung: «Die Rede wäre zu simpel für Sie und zu ambitiös für mich.»

Seit Juni 2020 ist Johann Schneider-Ammann im Verwaltungsrat von CV VC und hatte schon im letzten Jahr an der «Alpchain»-Konferenz teilgenommen. Er hatte bereits im Januar 2018 die Schweiz auf der Krypto-Finanz-Koferenz in St. Moritz als «Blockchain Nation» betitelt und mit dieser Einschätzung letztlich Recht behalten. Auch der CEO des Blockchain-Investors Mathias Ruch bestätigt, dass die Schweiz schon zum elften Mal in Folge von Institutionen wie dem WEF zum innovativsten Land erklärt wurde.

Mehr Transparenz durch Blockchain-Technologie
Um die Anwendungsbereiche und Funktionsweise der Blockchain-Technologie besser zu verstehen, gab Ruch Beispiele aus dem Finanz-, Pharmaund Lebensmittelbereich, unter anderem das Beispiel des Lebensmittelriesens Nestlé. Als das Unternehmen 2014 herausfinden wollte, woher das als Rindfleisch deklarierte Pferdefleisch in seinen Produkten kam, dauerten die Recherchen vier Jahre. Heute mit Blockchain ist die Rückverfolgung wesentlich leichter und schneller zu bewerkstelligen: Auf Nestlés Mousline beispielsweise – einem Kartoffelstock, der in Frankreich sehr beliebt ist – kann der Verbraucher den QR-Code scannen und damit exakt die gesamte Lieferkette von der Kartoffel bis zum fertigen Stocki auf dem Teller zurückverfolgen, einschliesslich Produktionsdatum, Qualitätskontrollparametern, Lagerzeiten oder die Adresse der entsprechenden Lagerhalle. Da die Informationen allen Teilnehmern zugänglich sind, können sie auch nicht im Nachhinein manipuliert werden.

Hochrisiko-Investitionen
Zweifelsohne handelt es sich bei den Investitionen in Blockchain-Start-ups im Anfangsstadium in (eventuell) stark aufsteigenden Branchen um Hochrisiko-Investionen. Es ist nicht auszuschliessen, dass viele dieser Start-ups wieder verschwinden. Aber wer hätte im Anfangsstadium an einen Erfolg von Facebook geglaubt? Daher legt CV VC wie auch die Schweizer Gesetzgebung Wert darauf, die besten Voraussetzungen für den eventuellen Glücksfall zu schaffen.

So wurde den Investoren im Verlauf der Konferenz noch einiges mehr an Sicherheit geboten. Einmal handfeste Zahlen: Seit 2018 gibt CV VC alle sechs Monate den Top 50 Report heraus, eine Analyse der Blockchain-Industrie im «Crypto Valley». Letzteres umfasst acht Crypto-Hotspots in Liechtenstein und der Schweiz mit den Kantonen Zug, Zürich, Genf, Tessin, Neuenburg, Waadt, Luzern und Bern, wobei Zug das Herz des «Crypto Valleys» bleibt mit 439 Unternehmen von insgesamt 919. Ralf Kubli, Direktor von CV VC und Autor des Reports, beleuchtete die aktuellen Situation des Zeitraums Januar bis Juni. So wird der Wert der Top-50-Unternehmen insgesamt auf 37,5 Milliarden Dollar geschätzt. Ausserdem sind aktuell sechs «Unicorns» unter den Top 50 Blockchain-Unternehmen, das heisst Projekte, die über 1 Milliarde Dollar wert sind. Im zweiten Teil der Konferenz hatten auch drei Blockchain-Start-ups die Gelegenheit, sich praxisnah den potenziellen Investoren vorzustellen.

Sozioökonomische Stärkung in den Entwicklungsländern
In einer Podiumsdiskussion mit dem Thema «Blockchain for Africa» am Ende der «Alpchain» ging es um die Fragen, wie in den afrikanischen Ländern Unternehmertum besser unterstützt, Arbeitsplätze geschaffen und Entwicklungsherausforderungen gelöst werden können. Neben der Moderatorin Tracey Trachsler und CEO Mathias Ruch von CV VC war Liliana de Sà Kirchknopf, Leiterin Privatsektorförderung im SECO unter den physisch anwesenden Rednern. Drei der Teilnehmenden wurden virtuell zugeschaltet: Aus Colorado sprach Charles Hoskinson, der Gründer von Cardano und Co-Gründer von Ethereum, den weltweit bekanntesten Kryptowährungs-Netzwerken. Aus Südafrika zugeschaltet wurden Tanya Knowles, Business Manager bei Adhara IT und Services, und Akhona Damana vom Council for Scientific and Industrial Research.


WAS IST EIGENTLICH EINE BLOCKCHAIN?

Blockchain ist (...) ein dezentrales Protokoll für Transaktionen zwischen Parteien, das jede Veränderung transparent erfasst.
– Dezentral bedeutet, dass das Protokoll, eine riesige Datenbank, nicht auf einem Server oder bei einem Unternehmen liegt, sondern über viele Computer verteilt ist. Es gibt niemanden, dem dieses Journal gehört. Keine Behörde, kein Unternehmen oder keine Person hat Macht über dieses Journal. Jeder Teilnehmer hat die gleichen Zugriffsrechte und Möglichkeiten. Die Blockchain ist ein neutrales System der Informationsverarbeitung, welches niemanden gehört, nicht zu manipulieren oder zu hacken ist.
– Transaktionen können jede Art von Information sein. Blockchain ist nicht auf finanzielle Transaktionen beschränkt, sondern kann für jede Art von Information genutzt werden. Man kann es vergleichen mit dem gesprochenen Wort. Sage ich beispielsweise «Du bist doof», kann es, einmal ausgesprochen, nicht mehr geändert werden, vor allem dann, wenn Zeugen anwesend waren. So verhält es sich bei den Transaktionen innerhalb der Blockchain auch. Mit einem Unterschied: Innerhalb der Blockchain kann eine Information jederzeit nachvollzogen werden – auch für neue Teilnehmer. Übertragen bedeutet das, jeder weiss, dass ich sagte «Du bist doof» und das gilt sogar für die Personen, die zum Zeitpunkt gar nicht anwesend waren.

https://www.it-finanzmagazin.de/ gar-kein-mysterium-blockchain-verstaendlich-erklaert-27960/


CRYPTO VALLEY VENTURE CAPITAL AG (CV VC AG)

Die CV VC AG ist ein Risikokapital (venture capital)-Investor mit Fokus auf Start-ups, die auf die Blockchain-Technologie setzen. Da die Anwendung von Blockchains die Vorteile Dezentralisierung, Transparenz und Rechenschaftslegung mit sich bringt, glauben die Verantwortlichen von CV VC, dass die neue Gründergeneration verstärkt auf solche Technologien setzen wird. Ein überproportionales Wachstum wird den folgenden sechs Branchen vorausgesagt: Arbeitszukunft, Sicherheit und Identität, Lifestyle und Gesundheit, E-Kommerz und Logistik, Bildung und Wissenschaft, Finanzen und Investment. Die CV VC versucht, die besten Start-ups aus diesen «Technology for Tomorrow»-Branchen zu finden, die Produkte und Dienstleistungen auf Blockchain-Basis schaffen oder entwickeln.


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