Verein Burg Mannenberg und Burgenweg – ein Jahresrückblick

  13.11.2020 Nachbarschaft

Der Verein Burg Mannenberg blickt «zu Martini» auf das vergangene Jahr zurück.

Nach dem gelungenen und mit grossem Engagement durchgeführten Mittelalterfest im 2019 und dem Wiederaufbau des «Burghüttli» war für alle ein wenig Musse, althochdeutsch «muoza», angesagt. Doch versäumte es der Verein in diesem Jahr nicht, den Umständen angepasste Aktivitäten fortzusetzen. Im Vordergrund standen die «Belebung der Burg» für Besucher, die zu ihrer Überraschung auf der Burg gewandeten Leuten aus dem Mittelalter begegneten. Ein Erlebnis, das von Kindern und Erwachsen sehr gut aufgenommen wurde. In dankenswerter Weise wurde der Aufwand zum Unterhalt nicht gescheut und von Vereinsmitgliedern gute Arbeit geleistet. Interessierte Mitglieder unternahmen Exkursionen auf die benachbarten Burgen im Simmental, insbesondere galt die Aufmerksamkeit der oberhalb dem Burgholz im Eggwald etwas geheimnisvoll gelegenen Burg Kronegg. Betreffend den Standort fand dazu ein interessanter Austausch mit dem Lokalhistoriker Ernst Liechti in Wimmis und dem Archäologischen Dienst statt. Ein Höhepunkt war der Besuch der sich in Restauration befindlichen Jagdburg bei Amsoldingen. Die Restaurationsarbeiten werden von im Simmental ansässigen Unternehmen und Bauleitung ausgeführt. Übers Jahr fand ein interessanter Austausch zu verschiedenen Themen mit Interessierten Personen sowie Historikerinnen und Historikern statt. Im November besuchte der Archäologische Dienst den Mannenberg und äusserte sich positiv über die gute Pflege durch den Verein und die kulturelle wie touristische Nutzung. «Der Mannenberg hütet in der Geschichte des Tales noch viele Geheimnisse, zu denen wir zur Zeit nur Vermutungen anstellen können», so das Credo zu verschiedenen aufgeworfenen Fragen von Martin Portmann vom Archäologischen Dienst.

Im vergangenen Jahr gab sich der Verein Burg Mannenberg mit dem neuen Co-Präsidium von Claudia und Freddy Gautschi im Vorstand mit der Ressortverteilung neue Strukturen. Der Stiftungsrat mit Johannes Matti als Präsident bleibt unverändert. Die Aufgaben des Vereins gestalten sich interessant und vielfältig, wie zum Beispiel der Unterhalt der Burg, die Aktivitäten zur Pflege und Vermittlung mittelalterlichen Kulturgutes, weiter die Kontaktpflege zu Mittelaltervereinen sowie der Austausch mit Historikerinnen und Historikern und interessierten Personen. Es freut uns gerade in dieser Zeit, ein gutes Angebot als Abwechslung für jedermann zu unterhalten.

Die Gestaltung eines Jahresprogramms ist aktuell schwierig. Im vergangenen Jahr wurde die Burg gerne und häufig besucht und die Begegnung mit mittelalterlich gewandeten Leuten sehr geschätzt. Das Angebot werden wir mit Unterstützung der «Ritterschaft» im kommenden Jahr fortsetzen, wie auch die Führungen nach Vereinbarung. Der Unterhalt der Burg und Pflege von Weg und Umgebung wird einiges an freiwilligen Arbeitsstunden erfordern, um die historische Anlage gut zu präsentieren. Angepasst an die Corona-Vorgaben werden die Exkursionen in Kleingruppen zu interessanten historischen Stätten in der Region weitergeführt. Vereinsmitglieder und Interessierte können sich auf der Webseite per Mail anmelden.

Eine steinerne Tischtafel weist die Himmelsrichtungen
Wer «es Cherli» über Mannenberg macht, bemerkt, dass die Brätlistelle mit Holz gerüstet und der Unterstand ordentlich zu Verfügung steht, der Weg gewartet und die alten Gemäuer gepflegt werden. Dem Aufmerksamen ist es nicht entgangen, dass eine kunstvoll gefertigte Tischplatte auf dem Strunk der gestürzten Tanne dem Besucher die Himmelsrichtungen zeigt. Wie in alter Zeit kann man sich auf der Burg nach Weg und Himmelsrichtung orientieren. Wer damals als Händler oder Reisender unterwegs war, hatte es nicht leicht, sich in einem verwundenen verzweigten Bergtal und über Pässe zu orientieren. Nur selten fand man Zeichen, die als Wegweiser dienten. Markante Erhebungen, Burgen und Kirchen in Sichtweite halfen bei der Orientierung, Reisende waren oft auf lokale Hilfe angewiesen. Vermutlich war die Herrschaft Mannenberg auch in dieser Hinsicht ein bedeutender Ort, die Verbindungen führten von hier nach Süden, Westen und Norden.

Im Mittelalter wurden die Himmelsrichtungen nach dem Stand der Sonne benannt und hatten auch eine symbolische Bedeutung. Vom jeweiligen Standpunkt aus teilte man sich die Welt auf und machte eine Zuordnung. Der Mittag für Süd, die Mitternacht für Nord, der Sonnenaufgang für Ost (lat. orients), der Untergang für West (lat. occidents). Die Tafel erinnert uns daran, dass wir die Welt von unserem Standpunkt aus sehen.

Die steinerne Tischtafel macht den Ort in seiner Art zu einem Mittelpunkt für Besucher und Gäste. Sie wurde vom Steinmetzmeister Aleco Gottardi kunstvoll gefertigt. Durch seine unentgeltliche Arbeit und Spenden von Vereinsmitgliedern konnte die schöne Tischtafel errichtet werden.

Mit einer Überlieferung aus dem Mittelalter wünscht der Verein Burg Mannenberg und Burgenweg eine gute Winterzeit. «Zu Martini zünd ein helles Lichtlein an, welches dir bis Lichtmess leuchten kann.»

JEAN-PIERRE BEURET


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote