«Hodel Aschi» – ein Simmentaler mit viel Bezug zum Saanenland

  04.12.2020 Saanenland

Spannend und humorvoll schreibt Ernst Hodel über sein Leben und sein Wirken. Es sei keine Biografie, betont der Autor, er würde das Buch eher als «Erinnerungen» oder als ein «Zwischenfazit» bezeichnen.

ANITA MOSER
Ernst und Marianne Hodel sind seit bald vierzig Jahren ein Paar und seit 1984 verheiratet. Er sei ihr «Ernst des Lebens», lacht Marianne Hodel und er nennt sie im Buch liebevoll «Lottotreffer mit acht Buchstaben». Aschi sei immer für eine Überraschung gut. «Es kommt immer wieder mal vor, dass wir einen anderen Weg einschlagen», sagt sie. «Unsere Nichten rätseln schon, was wohl als nächstes kommt: ‹Der geht sicher auf den Mond …›», erzählt sie. Sie selber sei auch sehr ein offener Mensch, habe aber weniger Pläne als ihr Mann. «Ich ziehe bei der Umsetzung mit, aber immer mit etwas Zurückhaltung.»

Schriftsetzer, Touristiker und Gastgeber
Er sei ein Generalist, sagt Aschi Hodel auf die Frage nach seinem Lebensmotto. Sein bisheriges Leben ist alles andere als geradlinig verlaufen. Und oft waren es Zufälle, die eine Wende brachten. Aufgewachsen ist Aschi Hodel in bescheidenen Verhältnissen in der Oeschseite. Nach Schulabschluss absolvierte er bei Müller Druck in Gstaad eine Lehre als Schriftsetzer. «Patron Martin Müller hat einzelne Kunden jeweils direkt in die Setzerei diktiert. Darunter waren Pfarrer James Karnusian, Hoteliers wie Ernst Scherz vom Palace oder Kurdirektor Paul Valentin», erinnert sich Hodel. «So wurde mein Interesse am Tourismus geweckt.» Und wie es der Zufall wollte, war 1971 die Stelle als Leiter beim Verkehrsverein Zweisimmen vakant und Hodel stieg in die Tourismusbranche ein.

1981 übernahm er – zusammen mit Marianne – das Berghotel Sparenmoos als Gerant, später kaufte das Paar das Restaurant-Ferienhaus Waldmatte in der Oeschseite. «Wir durften viel Prominenz – Politiker und Showgrössen, die ihre Ferien im Saanenland verbrachten – als Gäste bewirten.»

Politiker und Journalist
Ernst Hodel engagierte sich auch in der Gemeinde. «Ich habe mich schon immer für die Tagesaktualitäten interessiert. Dabei kommt man nicht um das politische Geschehen herum», schreibt er im Kapitel «Einprägender Lebensabschnitt: die Gemeindepolitik». Er war von 1986 bis 1989 Mitglied im Gemeinderat und von 1990 bis 1997 sowie von 2014 bis 2019 Gemeinderatspräsident. «Es war eine schöne Aufgabe, man kann einiges bewirken», sagt er und erwähnt die Simmental-Arena, die Fernwärme oder die Bergbahnen. «Während der ersten Amtszeit in den 90er-Jahren ging es etwas beschaulicher zu und her. Später wurde es hektisch – die Social Media lassen grüssen …»

Nach dem Verkauf der Waldmatte war Hodel Aschi im «Nebenamt» als Reporter für den «Anzeiger von Saanen» unterwegs. Durch seine Tätigkeiten in der Politik, in Vereinen und in verschiedenen Verwaltungsräten habe er viele Kontakte ins Saanenland knüpfen können. «Der Einstieg in den Journalismus fiel mir deshalb nicht allzu schwer, auch wenn ich manchmal über die wirtschaftlichen und kulturellen Unterschiede zwischen dem Saanenland und Obersimmental ins Staunen geriet.» Für das Jubiläumsbuch «125 Jahre Anzeiger von Saanen» bearbeitete er das Kapitel Landwirtschaft und interviewte dazu verschiedene bekannten Persönlichkeiten – unter anderen Bundesrat Arnold Koller, Regierungsrätin Elisabeth Zölch. Als aussergewöhnliches Ereignis bleibe ihm die Wahl von Erich von Siebenthal in den Nationalrat in Erinnerung. «Der Wahltag war eine nervenaufreibende Angelegenheit.»

Die Wirren um den künftigen Spitalstandort in der Region veranlassten ihn, seine liebgewordene Tätigkeit im Saanenland schweren Herzens aufzugeben. «Dem Erstunterzeichner der Petition für den Standort Zweisimmen blies im Saanenland plötzlich ein steifer Gegenwind um die Ohren.»

Sport verbindet
Marianne und Ernst Hodel sind auch sportlich unterwegs – als Zuschauer, Helfer und aktiv. Sie engagierten sich als Volunteers bei der Euro 08, fiebern mit vor dem Fernseher oder feuern die Athleten vor Ort an. Sie fahren Ski, unternehmen Biketouren oder Wanderungen im Berner Oberland und in der ganzen Schweiz. Vor allem jetzt im Corona-Jahr haben sich die beiden Jungpensionäre mit Sport fit gehalten. Und Ernst Hodel hat sich die Zeit genommen, seine Erinnerungen schriftlich festzuhalten und so ist zusammen mit dem Tagebuch, das er während des Lockdowns geschrieben hat, das Buch «Hodel Aschi» entstanden. Auch das war – wie so vieles in seinem Leben – nicht geplant. «Es war eigentlich anstelle einer Geburtstagsfeier zu meinem 70. Geburtstag als Erinnerungsschrift für Verwandte, Freunde und Mitstreiter gedacht.»

Zufrieden mit dem Leben
Das Leben hat es grundsätzlich gut gemeint mit Ernst Hodel – das hat er sicher auch seiner positiven Lebenseinstellung zu verdanken. «Ich würde nichts anders machen», sagt er rückblickend. Und schiebt dennoch selbstkritisch nach: «Gewisse Entscheide kann man hinterfragen, zum Beispiel den Sparenmoos-Neubau. Wir – die Öffentlichkeit, die Gemeinde, der Tourismusverein, eine private Gruppe – haben das Projekt stark forciert. Parallel dazu gab es ein privates Projekt von einer Familie. Wir haben das öffentliche Projekt durchgeboxt. Aus heutiger Sicht war das ein Fehler, wir hätten das Projekt besser der engagierten Familie überlassen.» Auch die Spitaldiskussion würde er – rückblickend gesehen – weniger emotional führen. «Ich war ein vehementer Gegner des Spitalstandorts Saanenmöser – ich bin auch heute noch der Meinung, dass Zweisimmen der einzig richtige Standort ist. Aber mit den Erfahrungen aus 15 Jahren Diskussionen, Gstürm, Unfrieden, zeit- und kostenaufwendigen Untersuchungen hinterfrage ich meine damaligen Bemühungen. Meine beruflichen Entscheide und Wendungen sind okay, die gehören zu meinem Lebensweg.»

Vorwärts gerichtet
Und wie geht Hodel Aschi mit dem Alter und dem Altern um? «Eigentlich gar nicht», sagt er spontan. «Wir blicken vorwärts, treiben aktiv Sport, pflegen unsere Freundschaften und sind offen für Neues.»

«Hodel Aschi», Statterbueb, Touristiker, Gastwirt und Zweisimmner Lokalpolitiker. Erschienen im Weber Verlag. ISBN 978-3-03818-307-5.


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