Eine neue Dimension des Lernens

  09.04.2021 Bildung

Das Institut Le Rosey entwickelt sich in Rolle weiter. Es baut neben dem bestehenden Kunst- und Lernzentrum ein zweites rundes Bildungszentrum für Unterricht, Wissenschaft und Unternehmertum.

BLANCA BURRI
Frontunterricht ist out – ausser in Corona-Zeiten versteht sich. Heute wird das Lernen in Gruppen, das selbstständige Erarbeiten der Lerninhalte propagiert, welches sich langfristig als praxisnäher erweist als stures Zuhören und Auswendiglernen. Und welche Form des Lernens braucht es morgen? Diese Frage stellten sich Christophe Gudin, Inhaber und Direktor von Le Rosey, und sein Team.

Dynamisches Lernen
Christophe Gudin geht davon aus, dass sich die neuen Unterrichtsformen weiterentwickeln. Die Schüler sollen sich zukunftsgerichtete Fertigkeiten aneignen, indem sie selbst aktiv werden, in Gruppenarbeiten Lerninhalte erwerben, experimentieren und viele Möglichkeiten ausprobieren. Deshalb ist sich Gudin sicher, dass in zukunftsfähigen Schulhäusern Gruppenräume, Laboratorien und vielfältig nutzbare Räume dominieren werden.

«Hub d’intelligence et de culture»
Um künftigen Schüler- und Lehrergenerationen ein optimales Lernumfeld bieten zu können, plant das Privatinstitut an seinem Hauptsitz in Rolle deshalb ein neues Schulhaus. Es ist rund und wirkt transparent. Seine Masse sind imponierend. Der Durchmesser beläuft sich auf 74 Meter und die Höhe auf rund 20 Meter. Es kommt auf der Wiese vor den bisherigen Schul- und Schlafräumen zu stehen und passt sich optisch an das vor vier Jahren errichtete Kunst- und Lernzentrum mit Konzerthalle für 900 Personen an.

Voneinander lernen
«Früher hatte jeder Lehrer der Naturwissenschaften sein eigenes Labor, in dem er mit den Schülern arbeitete», sagt Christophe Gudin. Das möchte er ändern. Zwei Mega-Laboratorien sollen Platz für verschiedene Lehrer und Klassen bieten. «Wir möchten, dass die jüngeren Schüler sehen, was die älteren machen. Das ist motivierend. Es bewirkt, dass sie den grösseren nacheifern möchten», erklärt er seine Strategie. In kleinen Schulräumen direkt neben den Labors wird der theoretische Teil erarbeitet und die Schreibarbeit erledigt. Auch die Sprachen werden künftig im neuen Schulhaus unterrichtet.

Unternehmertum am Wichtigsten
Der Hauptgrund für den Neubau liegt laut Christophe Gudin jedoch bei einem Fach, das bisher so nicht unterrichtet werden konnte. «Die meisten Familien unserer Schüler sind Unternehmer. Deshalb möchten wir in diesem Bereich eine neue Atmosphäre schaffen.» Im Unternehmertum sind diverse Disziplinen wie Mathematik, Wirtschaft, Marketing, Organisation, vernetztes Denken, Netzwerk und Entwicklung von Ideen zusammengefasst. Diese sollen im neuen Zentrum fächerübergreifend zusammengefügt werden. Auch eine Praxisanwendung soll entwickelt werden. Hierfür möchte Gudin ausgewählte Start-ups während einer begrenzten Zeit Raum bieten und diese in die Schule integrieren. «Wir möchten, dass die Schülerinnen und Schüler den Start-ups über die Schultern schauen und sich von ihnen inspirieren lassen. Sie sollen die Energie und das Fieber spüren, welche solche Startups ausstrahlen.» Ähnlich handhabt es Le Rosey im Bereich Musik. Seit ein paar Jahren ist die International Menuhin Music Academy (IMMA) dem Le Rosey angegliedert. Die Kinder sehen den Studenten beim Üben zu, tauschen sich mit ihnen aus und besuchen ihre Konzerte.

Der Bereich Unternehmertum wird sogar durch ein Fabrikationslabor für Prototypen mit 3D-Druckern und weiterem Zubehör gestärkt. Im sogenannten Pitchraum finden Präsentationen statt und im Atrium gibt es wechselnde Ausstellungen oder kleinere Veranstaltungen. Die neue Schule ermöglicht nicht nur eine neue Lernatmosphäre, sondern auch eine Annäherung an die universitäre Atmosphäre. «Wir befinden uns mit der EPFL im informellen Austausch, das ist sehr bereichernd.»

Sportliches Bauprogramm
Bereits im Sommer soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Nach drei Jahren Bauzeit wird das Gebäude, wenn alles nach Plan läuft, eingeweiht. Die neuen Schulräume und Laboratorien ersetzen das bestehende Angebot auf dem bisherigen Campus. Da die Schule wachsen möchte, sollen daraus Beherbergungszimmer entstehen. Momentan besuchen 440 Schülerinnen und Schüler Le Rosey. «Die Nachfrage ist gross und wir sind bestrebt, in 15 Jahren zusätzliche 100 Schüler in Rolle zu unterrichten», blickt der Direktor in die Zukunft.


«HUB D’INTELLIGENCE»

Im neuen Schulhaus sind 80 Gruppen- beziehungsweise Schulräume, ein grosses Labor für Chemie und ein anderes für Biologie geplant. Im Zentrum des Erdgeschosses befinden sich ein Atrium für die vielfältige Nutzung sowie ein Präsentierraum für 300 Personen. Das fünfgeschossige Gebäude hat einen Durchmesser von rund 74 Metern und eine Höhe von rund 20 Metern. Die Nettonutzfläche liegt bei 12’000 Quadratmetern.


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