Im Kampf gegen Monster und Vampire

  04.05.2021 Porträt

An Ideenreichtum übertrifft Nils Romang so schnell niemand. Neben musikalischen und sportlichen Interessen geht der 12-jährige Teenager in seiner Freizeit insbesondere einem Hobby nach: dem Erfinden und Zeichnen von Monstern. In seinen selbstgeschriebenen Geschichten stellt er sich den bösartigen Wesen.

SOPHIA GRASSER
«Ich spiele gern Schlagzeug und kämpfe Karate. Später möchte ich Bäcker werden – ich bin nämlich ein Frühaufsteher – oder Koch. Vielleicht werde ich auch Autor, ich mag Geschichten», sprudelt es aus Nils heraus. Damit sind alle meine Fragen beantwortet, die ich mir zuvor sorgfältig in meinem Kopf zurechtgelegt hatte. Ich überlege, welchem dieser spannenden Hobbys ich zuerst auf den Grund gehe und entscheide mich für die Geschichten. Hätte ich gewusst, dass mich die lebhafte Fantasie des jungen Teenagers schon bald in ein gefährliches Land voll tückischer Monster und angsteinflössender Vampire führt, hätte ich mich für das Gespräch besser gewappnet.

«Ich schreibe gern Geschichten, aber nie zu Ende. Ich werde plötzlich zu langfädig, da verliere ich die Lust», erklärt Nils. «Fantasy!» – das ist sein Lieblingsgenre. Gemeinsam mit seinen Freunden geht er auf spannende Abenteuer, entdeckt fiktive Welten und bekämpft Zombies und Dämonen, Blutsauger und Werwölfe. «In einer meiner Geschichten liess ich eine Freundin zur Vampirin werden, die uns herausgefordert hat.» Mithilfe von Knoblauch konnte die Freundestruppe die Rivalin schliesslich zur Strecke bringen. «Ich muss das Kapitel aber nochmal überarbeiten. Knoblauch tötet Vampire nicht sofort, es wehrt sie nur ab», gibt er zu. Ich höre mir seine Alternativideen gebannt an, während ich mir die Szenerien im Kopf ausmale. Viel Vorstellungskraft verlangt es dabei nicht – Nils kann mir unsere nächsten Gegner sogar zeigen. «Ich zeichne sehr gern, das ist auch mein Lieblingsfach in der Schule. Wenn ich mir aussuchen darf, was ich malen möchte, dann sind es meistens Monster», demonstriert er mir anhand seiner Sammlung. Wir setzen uns also mit bösartigen wie harmlosen Wesen auseinander. Mithilfe eines Steckbriefs, den Nils zu jeder Kreatur erstellt hat, schätzen wir die Gefahr ein. Giftdrüsen, Adleraugen und magnetische Füsse sind nur wenige Beispiele der einzigartigen Superkräfte. «Dieses Monster lebt in Metallland. Da sind seine magnetischen Füsse besonders sinnvoll. Es ist sehr mächtig und nicht zu unterschätzen», erläutert Nils. Neben einem zum Leben erweckten Taschenmesser, dessen Monsterzunge sich als Lineal herausstellt, ist ein weiteres Ungeheuer von der Jugendromanreihe Harry Potter inspiriert. «Ich liebe Harry Potter!», verkündet der quirlige Teenager. Bis auf den siebten und letzten Band hat er bereits alle Bücher mit der Unterstützung seiner Eltern gelesen. Auch die Filme kennt er in- und auswendig, auch wenn sie mit den Büchern nicht mithalten können. «Ich erkenne sofort, wenn sich die Szenen von den Kapiteln unterscheiden. Ausserdem finde ich, dass im Buch die Emotionen der Figuren besser vermittelt werden», rezensiert der 12-jährige Schüler.

Auf der letzten Seite seines Bastelordners blicken uns zwei Ungeheuer entgegen, die wenig Erklärung bedürfen: Nils hat die beiden Comicfiguren Asterix und Obelix perfekt getroffen. Auch Filme über die Wikinger stehen bei dem Teenager und seinem kleinen Bruder hoch im Kurs: «Sven und ich haben beide nordische Namen. Da passt das sehr gut. Wir haben früher oft die Sendung ‹Wickie und die starken Männer› auf DVD geschaut.» – Ich freue mich, dass solche Klassiker heute scheinbar immer noch grossen Anklang finden.

Neben ihrer Leidenschaft für Zeichentrickserien teilen die beiden Brüder auch ihre Begeisterung für die Musik. Sie haben sogar schon zusammen in einer Band gespielt und ein (halbes) Lied erfunden. «Das mit dem Lied hat nicht so gut geklappt. Uns sind keine guten Strophen eingefallen und bald schon hat uns unsere Mutter wieder an die Schule erinnert», erklärt er mir. Als Mitglied der Juniors der Musikgesellschaft Gstaad probt er aber weiterhin fleissig auf seinem Schlagzeug.

Verausgaben kann er sich auch beim Karate, das er seit zweieinhalb Jahren ausübt. «Ich bin gerade beim orangen Gurt», informiert er mich, doch ich muss mich zunächst über die Farben und ihre Bedeutung unterrichten lassen, bevor wir mit dem Gespräch fortfahren können. Man beginnt mit dem weissen Gurt und rückt durch das Absolvieren einer Prüfung jeweils eine Stufe nach vorn – nach dem weissen Gürtel folgt der gelbe, anschliessend der orange. «Ich bin froh, dass wir nach der langen Corona-Pause wieder mit dem Training weitermachen dürfen. Vielleicht kann ich dann auch bald nach Schottland, da gibt es den Hogwartsexpress», wechselt der leidenschaftliche Harry-Potter-Fan – vom Enthusiasmus über die Lockerungen ergriffen – das Thema. «Dann nehme ich den siebten Band mit und lese ihn dort.»

Wovon träumen die jungen Menschen des Saanenlandes und wie gestalten sie ihr Leben? Die Serie «Jung und ...?» gibt ihnen eine Stimme. Die Porträtierten wählen selbst eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Nils Romang hat als Nächstes Gina Lanz nominiert.


ZUR PERSON

Nils Romang ist 12 Jahre alt und lebt gemeinsam mit seinem Bruder Sven und seinen Eltern in Schönried. Das Zeichnen von Monstern und das Schreiben von Geschichten zählt zu seinen Leidenschaften. Aus diesem Grund kann er sich auch vorstellen, später Autor zu werden. Darüber hinaus verbringt er seine Ferien gern mit dem Kochen. Wenn er nicht gerade vor dem Herd steht, kämpft er Karate oder spielt Schlagzeug.


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