Verfall und Landschaftsinitiative bedrohen Schürli

  08.06.2021 Feutersoey, Vereine

In einer kurzen Generalversammlung informierte der Vereinsvorstand via Facebook über alles, was der Verein im letzten Jahr realisiert hat und über das, was es in Zukunft anzupacken gilt.

JENNY STERCHI
Wie schon im vergangenen Jahr hielt der Verein Schür.li seine Generalversammlung auf digitalisiertem Weg ab. Via Facebook verkündete Präsident Michi Gehret, unterstützt durch Sekretärin Nadine Zingre-Kübli und Kassier Matthias Ludi, am vergangenen Mittwoch die Aktivitäten des Vereins im vergangenen Geschäftsjahr und die Aussichten auf das kommende.

Etablierter Verein mit klarem Ziel
Augenblicklich sind 2200 Schürli in der Schweiz erfasst. Die Gebäude, die ausserhalb der Bauzone stehen und seit 250 Jahren das Schweizer Berggebiet definieren, bilden den Mittelpunkt der Anstrengungen des Vereins. «Es gibt noch viel zu jagen», fügte Gehret auf Anfrage hinzu. Damit ist die Suche nach Schürli, die noch nicht im Kataster vermerkt sind, gemeint.

Viele davon sind nicht mehr bewirtschaftet, stehen unbenutzt und sind ohne Massnahmen dem Verfall preisgegeben. Einen Anreiz zur Erhaltung für die Besitzer der Gebäude – in der Regel Landwirte, die das umliegende Weideland bewirtschaften – gibt es nicht, nach dem Willen des Vereins «noch nicht».

Derzeit zählt Schür.li 226 Mitglieder, was verglichen mit dem Vorjahr einen Zuwachs von 18 Schürli-Begeisterten bedeutet. Sie sorgten neben anderen Gönnern mit ihren freiwilligen Mitgliederbeiträgen für einen Jahresertrag von rund 5000 Franken. Es resultierte ein Jahresgewinn von 2586 Franken.

Im Moment arbeitet der Verein mit der Gemeinde Saanen an einem Pilotprojekt für «Kulturlandschaft und landschaftsprägende Bauten» – mit einer Nutzungsplanung, die voraussichtlich im Herbst vor die Gemeinde soll. «Schür.li und die Gemeinde Saanen machen die Arbeit für den Kanton und damit aktiven Landschaftsschutz», schlussfolgerte der Präsident in seinem Jahresbericht und drückte dabei auch seinen Dank an die Gemeinde Saanen aus. Das sei eine gute Ausgangslage für Projekte im laufenden Geschäftsjahr.

Als Herausforderung stehe nun die Landschaftsinitiative dem Verein und seiner Zielstellung gegenüber.

Landschaftsinitiative bedrängt Schürli
In einem Punkt gehe der Verein mit den Vertretern der Landschaftsinitiative einig: «Die Bewirtschaftung der Berggebiete birgt ausschliesslich Vorteile für Natur und Bevölkerung.»

Aber alle anderen Anstrengungen in der Landschaftsinitiative gehen laut Michi Gehret den Schürli an den Kragen. Sie spricht von einem Umnutzungsverbot für ungenutzte Schürli. Widersprüchliche Aussagen zur baukulturellen Bedeutung hinterliessen beim Leser viele offene Fragen. Die ständerätliche Kommission hat derzeit ihre Vision der Raumplanung in der Landwirtschaftszone in der Vernehmlassung. Hier störe nur die Abrissprämie, welche unbedingt an ein Alter der Gebäude gekoppelt sein sollte. Der Bund solle doch keinesfalls die Zerstörung von Kulturdenkmälern finanzieren.

«Die Kulturlandschaft und deren Bewirtschafter in den Schweizer Bergregionen gilt es zu schützen», fasste Gehret zusammen und fügte an: «Genau das macht diese Landschaftsinitiative nicht.


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