Deponie Ey in Grubenwald ist in zwei Jahren voll

  13.08.2021 Nachbarschaft

Gegen neue Deponien gibt es oft Widerstand. Ist dieser berechtigt? Ein Blick in die Deponie Ey-Grubenwald zeigt den Betriebsablauf und Herausforderungen.

BLANCA BURRI
Die Deponie Ey-Grubenwald befindet sich zwischen Zweisimmen und Boltigen auf der rechten Seite vor dem Restaurant Schlössli. Sie liegt auf dem Gemeindegebiet von Zweisimmen und wird von der Firma Banholzer Bau AG betrieben. Firmeninhaber Bruno Kohler zeigte dieser Zeitung die Deponie.

Bereits zu 80 Prozent voll
Die Deponie Ey-Grubenwald wurde 2015 nach x-jähriger Planungs- und Bewilligungsphase eröffnet. Es handelt sich um eine Deponie Typ A für unverschmutztes Aushubmaterial. Sie erstreckt sich auf einer Fläche von 2,5ha und ist für 400’000m³ Material ausgelegt. Die Deponiedauer war für 20 Jahre, sprich bis 2035 vorgesehen. Nach nur sechs Jahren ist sie zu 80 Prozent gefüllt. Bruno Kohler rechnet damit, dass sie bis in zwei Jahren ausgeschöpft ist. Danach wird der Deponienotstand in der Region weiter verschärft. Auch für das Saanenland. «80 Prozent des gelieferten Materials stamen aus dem Saanenland», weiss Bruno Kohler. Zwar ist vorgesehen, die Deponie Trom in Gstaad im kommenden Herbst in Betrieb zu nehmen, doch mit einem Deponievolumen von 70’000m³ wird sie bald gefüllt sein. Geht es im selben Tempo wie in Zweisimmen, wird sie in eineinhalb Jahren voll sein. Auch die Banholzer Bau AG versucht, dem Deponienotstand entgegenzuwirken. Sie prüft die Erweiterung der Deponie Ey-Grubenwald. In Rougemont und in der Theilegg in Saanen gibt es ebenfalls Deponieprojekte, die zum Teil seit Jahren blockiert sind. Ein anderes liegt in Gsteig zur öffentlichen Mitwirkung auf.

Lärm- und Staubemissionen
Wie bei vielen neuen Deponien gab es auch in Zweisimmen Widerstand. Die Emissionen von Lärm und Staub waren das Hauptargument der Anrainer. Bei 4000 Lastwagen pro Jahr und durchschnittlich 20 Lieferungen pro Tag sind die Ängste verständlich. Die Betreiber und die Gemeinde haben das Gespräch mit den Nachbarn gesucht, welche in einer Kommission organisiert sind. Der Deponienotstand konnte ihnen plausibel gemacht werden.

«Grundsätzlich möchte natürlich niemand eine Deponie vor der Türe haben. Das ist widersprüchlich, denn Aushub entsteht bei jedem Bauprojekt, auch bei jedem Wohnhaus», reflektiert Kohler. In einer Zeit, in der das CO2-Gesetz diskutiert werde, sei es unverständlich, dass Deponien in der Region so selten zustande kämen. Je weiter eine Deponie vom Aushubort entfernt ist, desto mehr Menschen werden mit Lärmemissionen und zusätzlichem Verkehr belastet. Die Lastwagen aus Gstaad beispielsweise passieren vier Dörfer, bis sie in der Deponie Ey-Grubenwald sind. Bruno Kohler bringt auch den Landschaftsschutz ins Spiel. Er findet es unverständlich, dass der Landschaftsschutz oft mehr zähle als der Umweltgedanke oder der landwirtschaftliche Nutzen. Nach dem Auffüllen einer Deponie könne das Terrain einfach und sicher bearbeitet werden. «Das meist steile Terrain wird aufgefüllt und mit einer Oberbodenschicht von 60cm eingedeckt. Für die meisten Landwirte im Berggebiet ein Traum.»

Miteinander reden und handeln
Die Einwohner von Grubenwald haben direkten Blick auf die Deponie. Als Bäuertvertreter nimmt Heinz Rufener Einsitz in der Betriebskommission Ey. Er stellt Banzholzer Bau AG ein gutes Zeugnis aus: «Ausser wegen Staubbelastung während sehr heissen Sommern haben die Bewohner noch nie reklamiert. Die Betreiberfirma macht das vorbildlich.»

Bruno Kohler ist es wichtig, dass er auf die Anliegen der Anrainer eingeht. Deshalb reagiere die Banholzer Bau AG auf diese Hinweise und organisiere umgehend die Bewässerung der Transportwege mit dem Sprühwagen. Bruno Kohler fügt ein anderes Beispiel an: «Mit der Inbetriebnahme vor sechs Jahren wurden die Anlieferungszeiten manchmal nicht eingehalten.» Deshalb sei eine Barriere installiert worden, die von 12 bis 13 Uhr und von 17.30 bis 7 Uhr geschlossen bleibe. Eine Radwaschanlage sorgt dafür, dass die Lastwagen keinen Schmutz auf die Strasse transportieren.

Andreas Grünig, Geschäftsführer Berg- und Planungsregionen Kandertal und Obersimmental-Saanenland, ist beeindruckt von der Zusammenarbeit mit den Nachbarn. In der zuständigen Deponiekommission mit Vertretern der Gemeinde, der Anwohnerschaft, dem Betreiber und der Region würden regelmässig alle anstehenden Themen besprochen. «Die Anliegen der kritischen Anwohnerschaft haben dabei einen wichtigen Stellenwert», ergänzt er. Die Ziele seien die Sicherstellung eines effizienten, geregelten und kontrollierten Betriebs, die Minimierung der Emissionen und die Besprechung des Vorgehens und der möglichen Massnahmen.

Die Kommission tagt regulär zweimal jährlich. Spezielles wird per Telefonkonferenz besprochen. Zum Beispiel, wenn gewisse Arbeiten wegen des Wetters nur ausserhalb der Betriebszeiten erledigt werden können.

Wer profitiert von der Deponie?
Pro Kubikmeter bezahlen die Transportunternehmer 16 Franken. Monetär gesehen profitieren verschiedene Partner von einer Deponie. Der Landeigentümer erhält in der Regel rund drei Franken pro Kubikmeter. Daneben verdienen auch die Gemeinde und der Betreiber bei einer Deponie mit. Die Landwirte erhalten eine Betriebsausfallentschädigung für die Zeit, während der sie das Land nicht nutzen können.

Nur sauberes Aushubmaterial toleriert
Das angelieferte Aushubmaterial wird jeden Abend eingebaut und auf Fremdkörper kontrolliert. Wird falsches Material angeliefert, hilft die Videoüberwachung, um das Transportunternehmen zu identifizieren. Das betroffene Unternehmen muss das Material wieder abholen. Das Videomaterial wird auch als Beweismaterial für Vorfälle auf dem Deponieareal zugezogen.

Mit dem nassen Sommer 2021 ist das angelieferte Aushubmaterial feuchter als normal. Das hat zur Folge, dass das Gelände rutschgefährderter ist als normal. Deshalb wird es beobachtet und die Deponie bei Bedarf aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Der Mitarbeiter, der die Deponie betreut, arbeitet ebenfalls im naheliegenden ehemaligen Steinbuch. Mit einem Blick auf die Videoübertragung der Deponie prüft er die Menge des angelieferten Materials. Bei vielen Anlieferungen baut er es mehrmals täglich ein. Schlammiges und sehr nasses Material wird in der Nähe der Versickerungsmulde deponiert. Dort tropft es ab und wird eingebaut, wenn es genug trocken ist.
 

 


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