RANDNOTIZ

  10.09.2021 Leserbeitrag

«Helan går»

SONJA WOLF
«Oje, wie viele Runden werde ich noch überleben?» schoss es mir kurz durch den Kopf, aber egal! Schwedischer Schnaps ist so lecker, und neue Traditionen kennenzulernen ist doch einfach wunderbar, oder?

Da sassen wir also, mein Mann und ich, bei unseren schwedischen Freunden in einer Stockholmer Stadtwohnung im achten Stock und versuchten, die kleinen Flusskrebse aufzubrechen oder auch mal aufzubeissen und unser nicht vorhandenes Schwedisch dabei nicht allzu stümperhaft tönen zu lassen. Denn unsere Gastgeber Felix und Julia waren hochmotiviert, uns in alle Regeln der traditionellen spätsommerlichen Krebsparty «kräftskiva» einzuführen. Sprich, nach einigen leckeren roten «kräfta» zusammen mit dem aromatischen Västerbottenkäse kam regelmässig und unumgänglich die Schnapsrunde. Und kein Schnaps ohne das passende Schnapslied! Felix schickte uns zu jeder Runde andere mysteriöse Texte in die gemeinsame Whats-App-Gruppe und so sangen wir inbrünstig die wundersamen Zeilen «Helan går!»: «Trink das Ganze!» oder auch mal das sinnreiche mehrstrophige «Till spritbolaget ränner jag», zu gut Deutsch: «Ich renne zur Spirituosenfirma.»

Perfekt passend hatte Julia rote Krebsteller gedeckt und sogar sich selbst in ein rotes Kleidchen geworfen. Felix hatte die schwedischen und türkischen (!) Süsswasserkrebse besorgt und gekocht. (Ja, es gibt nicht genug davon, ein Grossteil wird tatsächlich fürs Kräftskiva-Fest importiert.) Und hatte extra bei einem Nachbarn vorgesprochen, um einen hausgebrauten Schnaps zu besorgen. Na dann «skål!» und danke für diese persönliche und liebevolle Einführung in die wunderbare Welt der schwedischen Traditionen!

[email protected]


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote